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Proviant

Auf dem Weg dahin bekommt Drexau Hunger. Da er kein eigenes Geld hat, ist er auf mich angewiesen. An der Frittenbude auf dem Wittenbergplatz bestelle ich für mich eine Currywurst mit Pommes zum Mitnehmen und für Drexau eine Portion Pommes mit extra viel Mayonnaise und eine Currywurst mit extra viel Soße. Drexau muss beide Gummistiefel ausziehen, und ich schütte seine beiden Portionen hinein. Er wird knallrot und beginnt zu zittern. Der Kerl in der Bude grinst.

Hinter geschlossenen Türen ist Drexau hemmungslos in seiner Versautheit. Auf der Straße fasst er mir und Rotz an die Eier, sobald niemand hinschaut. Aber wenn „normale” Leute zusehen, hemmen ihn Reste von Menschenwürde.

Unter Kopfschütteln der Leute und allerlei Bemerkungen zieht er seine Stiefel wieder an, und wir fahren mit dem Bus zum Tiergarten. Auf dem Weg von der Haltestelle esse ich meine Portion genüsslich auf, während Drexaus Stiefel bei jedem Schritt schmatzen und blubbern. Er gewöhnt sich daran und, wie man durch seine Gummihose sieht, gefällt es ihm immer besser. Aber er hat Hunger. Ich sage, dass er erst auf der Männerliegewiese fressen darf.

Nicht ohne Hintergedanken wähle ich unseren Lagerplatz auf der Wiese. Es gibt zwei Trampelpfade, auf denen Männer im Gebüsch verschwinden, wenn sie pissen wollen. Vor dem einen lassen wir uns nieder, neben einer Gruppe ziemlich derber Skinheads, denen offenbar ein Spanier und ein Amerikaner zugelaufen sind, die allerlei Fragen über Berlin stellen, ein jeglicher in seiner Art Englisch. Ich ziehe mich aus und gebrauche meine Stiefel als Kopfkissen.

Drexau darf sich nun die seinen ausziehen. Er soll erst fressen, was an seinen Füßen klebt, und danach die Stiefel leeren. Dazu hat er nur seine Hände und sein Maul. Er schämt sich. Nicht so sehr vor den Skinheads als vor den ziemlich spießigen Tucken die hier auch liegen, mit viel Gepäck, und sich ständig mit Sonnencreme einreiben, und vor den Touristen, die sich hin und wieder hier her verirren und entweder glotzen und zeigen oder krampfhaft wegschauen. Vielleicht schämt er sich auch nicht, ist aber jedenfalls unsicher. Er muss lernen, dass nicht er, sonder ich darüber nachdenken muss, ob man das hier machen kann. Er muss lernen, sich wohl zu fühlen im Zustand totaler Würdelosigkeit: eine entmenschte Sau, die geilt, weil sie nicht tiefer sinken kann.

Die Ausländer nebenan glotzen auch, und die Skinheads lachen. Ich sage: „We are pigs. You may take photos if you like. You may also piss on him. He kicks on piss. It’s written on his shirt, as you see.” Drexau wird schon wieder rot. Zugleich rührt sich sein Schweinepimmel. Die Skinheads lachen, und der Spanier errötet ebenfalls. Interessant…

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