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So habe ich mir das nicht vorgestellt

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Meine Eltern trennten sich, als ich drei Jahre alt war. Ich habe drei ältere Schwestern, von denen die jüngste fünf Jahre älter ist als ich. Ich war also definitiv „der Kleine“. Ich weiß noch, wie ich in der Einfahrt allein Basketball spielte. Dabei stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, einen Vater zu haben, der mir beim Spielen zusieht und mir Sachen beibringt.

Schon als kleiner Junge träumte ich oft davon, endlich erwachsen zu sein, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Darauf freute ich mich sehr. Ich wollte unbedingt so ein Vater sein, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte. Und die Art von Ehemann, die ich meiner Mutter gewünscht hätte. Ich würde der beste Ehemann und Vater der Welt sein, das wusste ich.

Leila und ich lernten uns kennen, als ich zweiundzwanzig war. Als junger Pastor war ich erst einige Monate zuvor nach Portland (Oregon) gezogen. In unserer Gemeinde fand ein Konzert von Chris Tomlin statt. Leila kam durch die Tür herein, an der ich die Gäste begrüßte. Ich wollte, dass sie sich in unserer Gemeinde außerordentlich willkommen fühlte, und überschlug mich fast vor Gastfreundlichkeit. Unter uns gesagt: Ich fand sie einfach umwerfend! Und mir war aufgefallen, dass sie ohne Begleitung zum Konzert gekommen war. So war ich fest entschlossen, sie für mich zu gewinnen, bevor ein anderer Mann sie mir wegschnappen konnte.

Ich erkannte, dass man sich in einer Ehe nur schwer verstecken kann – und dass ich mich mein Leben lang größtenteils vor anderen versteckt hatte.

Ich hatte ein Ziel und ich bin ein Mann der Tat.

Gott sei Dank hat sie sich davon nicht abschrecken lassen und so haben wir uns an jenem Abend stundenlang unterhalten.* Nur vier Monate später machte ich ihr einen Heiratsantrag. Ohne Scherz! Ich wusste, dass ich sie heiraten musste, bevor jemand anders das tun würde. Schon sechs Monate nach unserer Verlobung waren wir verheiratet. Und nur neun Monate nach der Hochzeit fanden wir heraus, dass Leila mit unserem Sohn Elijah schwanger war.

Ich war bereit, der beste Vater und Ehemann zu werden. Aber mir wurde schnell klar, dass meine guten Absichten mir da nur begrenzt weiterhelfen konnten. Irgendwann glich meine Ehe nämlich dem, was ich mit dem Kajak auf dem American River erlebt hatte. Ich hatte erwartet, dass es entspannt und lustig sein würde. Doch dann entpuppte sich unsere Ehe eher wie Satan’s Cesspool.

Okay, ich mache nur Spaß. Das ist ein bisschen zu krass ausgedrückt. Natürlich würde ich meine Ehe in der Öffentlichkeit niemals mit Satan’s Cesspool vergleichen. Aber dennoch ist an dem Vergleich auch ein bisschen Wahres dran.

Schon bald wurde mir klar, dass Ehe nicht nur Vergnügen bedeutete. Gott gebrauchte die Ehe auch, um mich zu heiligen.

Mein Eheleben hatte ich mir eigentlich so vorgestellt: Man ist mit seiner besten Freundin zusammen, lacht die ganze Zeit und erlebt gemeinsam alle möglichen Abenteuer. Doch es war bei uns überhaupt nicht immer lustig und ganz bestimmt nicht entspannt. Stattdessen war es echt hart. Und genau wie damals im Kajak fand ich schnell heraus, dass die Situation mir über den Kopf wuchs und mehrere Nummern zu groß für mich war.

Ich erkannte, dass man sich in einer Ehe nur schwer verstecken kann – und dass ich mich mein Leben lang größtenteils vor anderen versteckt hatte. Früher war es einfach gewesen, Freunde, Kollegen und Klassenkameraden zu beeindrucken, weil eigentlich niemand mich so genau kannte. Aber in der Ehe war alles von mir zu sehen. Alles wurde entlarvt. Selbst meine dunkelsten und schlimmsten Seiten.

Schon bald wurde mir klar, dass Ehe nicht nur Vergnügen bedeutete. Gott gebrauchte die Ehe auch, um mich zu heiligen. Durch die Beziehung zu meiner Frau wurde mir bewusst, wie schlecht ich wirklich war und wie sehr ich auf Gottes Gnade angewiesen bin. Und um ehrlich zu sein, war das nicht besonders entspannend. Es war sogar ziemlich ätzend.

Ich fing an, an meine Zeit als Single zurückzudenken. Auch schon damals empfand ich meine Sünden als große Last. Und auch damals schon hatten sie Konsequenzen. Aber als verheirateter Mann erschien mir die Last meiner Sünden doppelt so schwer – und dann dreimal so schwer, als unser Sohn dazukam. Meine sündige Natur hatte jetzt nicht mehr nur Auswirkungen auf mich, sondern auch auf meine kleine Familie.

Nie werde ich den Moment vergessen, als ich Leila gestehen musste, dass ich mir Pornos angesehen hatte. Sie war am Boden zerstört. Ich hatte ihr das Herz gebrochen. Damals wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass Ehe keine entspannende Kanutour war. Stattdessen glich sie einer Fahrt auf einem Wildwasserfluss, bei der ich hin und wieder aus dem Boot geworfen wurde.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich meiner Frau nur dieses eine Mal das Herz gebrochen habe. Doch dann würde ich lügen. Wir sind erst seit knapp zehn Jahren verheiratet und ich kann gar nicht zählen, wie oft ich sie schon verletzt habe. Ich habe ihr Vertrauen missbraucht und sie mit meinen harten Worten entmutigt. Ich bin nicht der beste Ehemann und Vater. Ich bin überhaupt nicht wie der Mann, der ich gerne sein wollte. Und die Wahrheit ist: Besonders nach den Maßstäben der Welt hätte Leila allen Grund gehabt, mich zu verlassen. Aber sie ist nicht gegangen. Und sie wird nicht gehen. Sie war und ist treu.

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