Читать книгу Vier Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen - Jesper Juul - Страница 11

15 Jahre und ausgehöhlt vom Lob

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Ich bin ein 15-jähriges Mädchen, das schon immer enorm viel Lob und Anerkennung von Freunden und Familienmitgliedern bekommen hat. In den letzten drei Jahren habe ich intensiv Handball gespielt und getanzt und auch viel für die Schule getan. Die Rückmeldungen, die ich darauf bekommen habe, waren immer extrem positiv. Ich habe in allen Fächern nur Bestnoten und war stets die Klassenbeste. Nicht in ein oder zwei Fächern, sondern in ALLEN. Beim Tanz und Handball war es genauso. Nach jeder Tanzstunde sagte die Lehrerin zu mir: »Einfach fantastisch! Wirklich top!« Das sagte sie nur zu mir und zu keinem der anderen Mädchen. Beim Handball bekam ich immer zu hören, ich wäre die Beste auf dem Feld.

Am Anfang habe ich mich über all das Lob wahnsinnig gefreut und eine Art Glücksrausch empfunden. Doch nach und nach begriff ich, dass ich nicht von der Tanzstunde nach Hause fahren konnte, ohne diese positive Rückmeldung – zumindest unterbewusst – einzufordern. Ich war mit der Zeit absolut abhängig davon geworden! Und wenn ich mal für irgendeinen Text in der Schule keine Bestnote bekam oder nicht die Bestleistung bei irgendeiner Sportübung erbrachte, war ich am Boden zerstört! Immer wollte ich überall die Beste sein. Und im Bewusstsein, ALLES schaffen zu können, wenn ich nur will, habe ich mich total verausgabt.

Doch was das Traurigste ist: All das Lob und die positiven Beurteilungen bedeuten mir fast nichts mehr. Nie ist es genug! Egal was die Leute zu mir sagen, es erreicht mich kaum noch, weil das Lob nie groß genug ist. Ich bin absolut abhängig von der positiven Einschätzung anderer Leute geworden und habe darüber die eigene innere Freude verloren. Nichts scheint mehr von innen zu kommen. Darüber bin ich mir im Klaren und finde es sehr traurig, dass ich zur Sklavin des Urteils anderer Leute geworden bin.

Der Drang, immer die Beste sein zu wollen, ist für mich ebenfalls zu einer enormen Belastung geworden. Auch dass ich mich ständig mit anderen vergleiche. Vor allem mit den anderen Mädchen beim Tanzen, weil zwischen uns eine ständige Konkurrenz herrscht. Eigentlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als diesen Wettkampfmarathon endlich zu beenden. Die ganze Situation zehrt so stark an mir, dass ich das Gefühl habe, Hilfe von außen zu brauchen. Ich würde mich sehr über eine Antwort von Ihnen freuen.

Es dankt Ihnen die »beste« Schülerin


Vier Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen

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