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Antwort von Jesper Juul:

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Von den vielen Jugendlichen und Erwachsenen, die mir geschrieben haben, wie übermäßiges Lob zu einer großen inneren Leere führt, ist dein Brief der persönlichste und am präzisesten formulierte (auch hier gelingt es dir also, die Beste zu sein!), was mich besonders traurig macht, weil ich weiß, dass es viele junge Menschen gibt, die sich in derselben Lage befinden wie du. Viele von ihnen gehen zum Arzt, erhalten oft die unzutreffende Diagnose »Depression« und bekommen irgendwelche Glückspillen verschrieben. Andere entwickeln Essstörungen und beginnen sich selbst zu ritzen.

Es ist sehr betrüblich, dass viele Ärzte nicht zwischen emotionalen Problemen und existenziellen Krisen unterscheiden können. Deshalb ist deine Beschreibung ein unschätzbares Dokument, das hoffentlich anderen helfen kann, die weniger reflektiert und nicht so wortgewandt sind wie du.

Ich stimme dir zu, dass du Hilfe brauchst, und hoffe, dass du gemeinsam mit deinen Eltern oder der Schule einen Psychologen oder Therapeuten findest, der keinen Drang zu übermäßigem Lob verspürt und sich Zeit nimmt, um dein wahres Ich wiederzufinden. Soweit ich das beurteilen kann, brauchst du keine Angst zu haben, was aus deinem Unterbewusstsein zum Vorschein kommen mag. Du bist weder misshandelt noch grob vernachlässigt worden, was bedeutet, dass dein wahres Ich intakt, nuanciert und schön ist. Mit anderen Worten: Du bist nicht vom Lob abhängig geworden, um Schmerz, Angst oder Verzweiflung zu lindern. Du wurdest es nur, weil es dir ein schönes Gefühl vermittelt hat, und hattest genug Selbstgefühl, um innezuhalten und dein Leben zu hinterfragen.

Ein Teil der Anerkennung hierfür gebührt deinen Eltern, die sich hoffentlich daran beteiligen, in den nächsten Jahren eine neue Art und Weise zu finden, dich zu lieben und zu unterstützen. Ist das nicht der Fall, kannst du es mithilfe von Freunden und anderen, die dich um deiner selbst willen schätzen, auch allein schaffen.

Meiner Erfahrung nach kann es schwierig sein, einen Therapeuten zu finden, mit dem du reibungslos zusammenarbeitest. Denke immer daran, dass du nicht gezwungen bist, deine Zeit mit jemandem zu vergeuden, der nur an deinem Selbstvertrauen arbeiten will.

Auch ich war früher ein guter Schüler und sowohl beim Tennis als auch beim Fußball erfolgreich, ohne dafür die geringste Anerkennung zu bekommen. In den fast zehn Jahren, die ich im Rahmen meiner Ausbildung mit Lehranalyse und Selbsttherapie verbrachte, sagten meine Psychotherapeuten immer wieder dasselbe zu mir: »Du musst lernen, Lob entgegenzunehmen.« (Meine Therapeuten und ich gehören ja einer Generation an, in der Kinder viel kritisiert, aber kaum gelobt wurden.) Sie meinten, ich solle mich darüber freuen, doch das Lob machte mich stets traurig. Und es dauerte Jahre, bis ich begriff, dass meine Therapeuten sich irrten.

Immer, wenn ich gelobt wurde, kam ich mit meiner tiefen Sehnsucht, »gesehen« und anerkannt zu werden, in Kontakt.

Meine Trauer war eine Erinnerung an diese Sehnsucht und an den Kummer, den ich aus diesem Grund mit mir herumtrug. Dennoch wiederholte ich die Fehler meiner Therapeuten mehrere Male, bis ich bei einer sehr hübschen jungen Frau, deren Therapeut ich war, »in die Lehre gehen« durfte. »Jesper«, sagte sie zu mir, »wenn du nicht begreifen kannst, dass man zugleich hübsch und zutiefst verzweifelt sein kann, dann muss ich mir einen anderen Therapeuten suchen. Mein ganzes Leben lang bin ich immer nur ›angesehen‹ worden – jetzt will ich endlich ›gesehen‹ werden!«

Sie kannte – viel besser als ich – das Handicap, unter dem gerade die Schönen und Erfolgreichen leiden. Sie werden angesehen, bewundert und gelobt, doch selten als die unverwechselbaren Menschen und Persönlichkeiten gesehen, die sie sind.

Du hast Glück, weil du so früh im Leben entdeckt hast, dass etwas nicht stimmt. Vielleicht solltest du das Tanzen oder den Handball vorerst aufgeben, andererseits sind diese Aktivitäten ja nicht das Problem an sich, sondern deine unrealistischen Erwartungen, wie sie dein Leben bereichern können.

Ein Großvater hat seinen 5-jährigen Enkel einmal gefragt, was er werden will, wenn er groß ist. »Der Beste«, antwortete der Junge. »Der Beste worin?«, fragte der Großvater. »Der beste ICH natürlich«, sagte der Junge.

Ich wünsche dir ganz viel Glück bei deiner neuen Entdeckungsreise und freue mich schon, zu hören, was du unterwegs alles lernst!

Vier Werte, die Eltern & Jugendliche durch die Pubertät tragen

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