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Danewerkstellung bei Schleswig

Januar 1864

Liebste Bodil,

wir sind am Danewerk angekommen. Die uralten Wallanlagen sind beeindruckend. Sie reichen weiter, als man blicken kann, und sie sind hoch und scheinen unüberwindlich. In ihrem Verlauf von der Schlei bis zu den sumpfigen Flussniederungen im Westen wurden mehr als zwanzig der ringförmigen Befestigungswerke angelegt, die man Schanzen nennt. Innerhalb ihrer Wälle verbringen wir unsere Zeit, von dort aus richten sich unsere Kanonen gen Süden.

Unser Regiment wurde den östlichen Schanzen nahe der Stadt Schleswig zugeteilt. Leider gibt es nicht genügend Unterkünfte für uns alle. Ich könnte versuchen, dich zu beruhigen, doch das würde deine Klugheit beleidigen. Wir schlafen in den nackten Dachbalken halb fertiger Baracken, um nicht am Boden festzufrieren. Es ist kalt, nass und ungemütlich, und überall stinkt es nach Pferdemist. Meine Kleider sind klamm und starren vor Dreck. Ich wünsche mich zurück in unsere Stube mit dem Ofen und deinem leckeren Essen. Ich möchte meine Finger in deinem rabenschwarzen Haar vergraben und sie wärmen, denn ich habe kaum noch Gefühl darin, so eisig sind sie. Wir Kameraden versuchen, uns gegenseitig das Heimweh zu vertreiben, doch es ist nicht einfach.

Wie fröhlich sind sie losgezogen! Ich sage nicht ›wir‹, denn ich war nicht froh, dich und die Heimat zu verlassen. Ich musste es tun. Die anderen aber – Ferdinand, Ludvig, Peter und all die vielen Jungen von überallher aus Schleswig und dem Königreich –, wie sie sangen und mit forschen Schritten vorangingen! Doch schon nach wenigen Tagen sind alle Lieder verstummt. Dumme Kinder waren wir, als wir aufbrachen. Und obwohl noch nicht ein Schuss gefallen ist, habe ich das Gefühl, dass wir in dieser unwirtlichen Umgebung schneller erwachsen werden, als uns lieb ist.

Noch ist kein Schuss gefallen, das ist die Wahrheit. Doch wir haben Nachricht erhalten, dass die Preußen und Österreicher ein Ultimatum gestellt haben. Unsere Führung wird nicht darauf eingehen, wir werden das Herzogtum Schleswig nicht räumen. Es kann sein, dass wir kämpfen müssen. Zunächst aber tun wir alles, um die Stellung auszubauen und die Unterkünfte fertigzustellen. Wir sind den ganzen Tag schwer beschäftigt.

Sorge dich nicht zu sehr. Wir haben Zwieback, Speck, Kaffee und Tabak, mehr braucht ein Mann nicht zum Überleben. Außer der Liebe und den Gedanken der Daheimgebliebenen.

Du fehlst mir. Vergiss mich nicht.

Mads ließ die Schreibfeder sinken. Seine eisigen Finger erlaubten ihm nicht, noch länger zu schreiben, und es war auch alles gesagt. Er sah Bodil vor sich, wie sie sich an den Ofen setzte, langsam den Brief entfaltete und jedes seiner Worte in sich aufsog. Er wusste, sie würde sich sorgen, doch er konnte sie nicht belügen. Jedenfalls nicht zu sehr. Es stimmte, sie hatten Kaffee und die anderen Dinge, jedoch in allzu kleinen Mengen. Schon bald würde nicht mehr ausreichend von allem vorhanden sein. Das Wetter wechselte zwischen Schneetreiben, Frost und eisigem Regen, sodass die Kleidung kaum je die Gelegenheit bekam, zu trocknen. Noch fühlte sich Mads gesund, von den Kameraden aber waren bereits einige an Fieber und bellendem Husten erkrankt.

Am schlimmsten waren die Nächte. Wenn er erst einmal schlief, war es tief und traumlos, doch bis dahin war es ein langer Weg. Er zitterte so sehr, dass er fürchtete, vom Dach zu fallen und sich den Hals zu brechen. Schließlich waren sie keine Vögel, die es gewohnt waren, in irgendwelchen Ästen sicher zu ruhen, ganz egal, wie stark der Wind war, der die Bäume rüttelte. Sie waren nur Menschen, dumme Menschen, die weder Federkleid noch Fell hatten, um sich vor dieser Witterung zu schützen. Was taten sie nur hier? Mehr als einmal stellte sich Mads diese Frage, bevor er einschlief.

Am Tage blieb kaum Zeit, über diese Dinge nachzugrübeln. Er als gelernter Handwerker war einer der gefragtesten Männer des gesamten Danewerks. Zwar wurden die Baracken und Geschützstellungen aus Holz hergestellt, nicht gemauert, doch auch der Umgang mit diesem Material lag ihm, da er seinem Vater oft in der Werkstatt hatte helfen müssen und die Handgriffe vertraut blieben.

So hämmerte und sägte, maß und berechnete er und war so beschäftigt, dass alle bösen Gedanken vergingen. Beinahe fühlte er sich wie zu Hause bei der Arbeit und konnte sogar für eine Weile vergessen, warum sie hier waren. Nur in den stillen Momenten vor dem Einschlafen oder kurz nach dem Wachwerden, wenn er wie jetzt an Bodil schrieb, verfluchte er sich für seine Entscheidung.

Wie würde es ihm erst gehen, wenn es tatsächlich zum Kampf kam? Er spürte schon jetzt, wie ihn das Wetter und die Anspannung zermürbten. Was hatte er sich nur dabei gedacht, ein Soldat sein zu wollen? Es machte August nicht wieder lebendig, sich selbst zu quälen und sein eigenes Leben möglicherweise vorzeitig zu beenden. Das hätte sein Bruder nicht gewollt, und auch wenn der Vater diese Strafe für angemessen halten würde, war sie es nicht!

Doch nun war er hier, er war Teil einer Einheit, für seine Kameraden ebenso verantwortlich wie sie für ihn. Er hatte sich freiwillig gemeldet, nun musste er zu seinem Wort stehen. Mads seufzte, faltete und adressierte das beschriebene Blatt und machte sich auf, es bei der Poststelle abzugeben. Dort traf er auf seinen Freund Ferdinand, der ebenfalls einen Brief aufgab.

»Schreibst du deiner Bodil, Mads?«

»Natürlich. Und du schreibst an Inge?«

Ferdinand lachte. »Nein. An meine Mutter. Inge schert sich nicht um Briefe von mir, das hat sie mir deutlich gesagt.«

»Sie war bestimmt nur traurig über dein Fortgehen. Sie würde sich sicherlich freuen, von dir zu hören.«

»Meine Mutter freut sich mehr. Sie hat es jetzt nicht leicht ohne Mann in der Bäckerei. Immerhin konnte ich erreichen, dass sie den Betrieb allein weiterführen darf, bis ich zurück bin. Ich hoffe, Inge hilft ihr in der Backstube.«

Wie Mads die Ehefrau des Freundes kannte, war er sich da nicht so sicher, nickte jedoch bekräftigend. Was würde es nützen, Ferdinand noch zusätzlich zu beunruhigen?

Sie gaben ihre Briefe ab und gingen gemeinsam zurück zu den Kameraden, um zu frühstücken und ihr Tagwerk zu beginnen.

Die Welt so stille

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