Читать книгу Love me snowly - Jessica Wismar - Страница 15

Kapitel 8 – 23.12. –

Оглавление

Alice und Daniel empfingen uns am nächsten Morgen im großen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Mein Magen knurrte bei all diesen appetitlichen Gerüchen. Die Frühstückstafel war schon mit allen möglichen Leckereien gedeckt. Von Eiern und Speck über Pancakes bis hin zu verschiedenen Müslis gab es einfach alles. Lecker duftende Brötchen standen auf der langen Tafel in niedlichen Brotkörben. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.

Ich suchte mir einen Platz weit weg von Noah und verließ dafür sogar AJ und Nell, die sich zu Lysander ans Kopfende setzten, neben dem Noah saß. Als ich mir jedoch den Stuhl an der weich gepolsterten Lehne zurückzog, setze Belle sich gerade auf den Platz direkt daneben. So ein Mist.

Mürrisch plumpste ich auf meinen Stuhl. Das würde ein einsames Frühstück werden.

»Morgen, Kätzchen.« Sonny setzte sich schwungvoll ans Kopfende neben mich und griff sich ein Brötchen aus dem Rattankorb vor seinem Teller.

Ich blinzelte ihn kurz irritiert an. Dann breitete sich ein Strahlen über mein gesamtes Gesicht aus. Ich war gerettet.

»Schön, dass du dich so freust, mich zu sehen.« Er lachte überrascht auf.

»Klar, die Sonne geht auf, wenn du den Raum betrittst.« Ich spielte einfach mit. Schließlich konnte ich ihm ja schlecht erklären, warum ich so übertrieben auf sein Erscheinen reagierte.

»Genau deshalb nennt man mich Sonny.«

»Unsinn.«

Er griff sich an die Brust. »Ah. Das tut weh.«

»Was jetzt genau?«

»Dass du mir nicht glaubst.«

»Du heißt Sonny. Nicht Sunny.«

»Deshalb ja. Sonne, Sonny. Verstehst du?« Wie so oft wackelte er mit seinen Augenbrauen und brachte mich mit all der Albernheit zum Schmunzeln. Ich knuffte ihn gegen die Schulter.

»So ist es gleich viel besser, Kätzchen.«

»Über diesen Spitznamen müssen wir noch mal reden«, beschwerte ich mich und griff nach dem Teller Pancakes.

»Gefällt er dir nicht?«

»Unklar.«

Sonny lehnte sich zu mir herüber, stützte sein Kinn auf seiner Hand ab und blinzelte mich übertrieben an. »Und was könnte dir Klarheit verschaffen?«

Ich schubste ihn zurück. »Lass das.«

»Im Ernst, der Spitzname passt wie die Faust aufs Auge«, tönte er und nahm sich Wurst und Käse von der Platte vor sich. »Reichst du mir bitte mal die Butter, Belle?«

Die Eiskönigin reagierte sofort, hob den kleinen Porzellanteller an und streckte ihn unter meiner Nase hindurch Sonny entgegen.

»Danke.«

»Gern.« Sie schenkte ihm ein liebliches Lächeln, das ihr Engelsgesicht erstrahlen ließ.

»Zurück zum Spitznamen«, verlangte ich, als er begann, seelenruhig sein Brötchen zu bestreichen und Belle sich schon längst wieder Felix zugewandt hatte.

»Was? Ach ja. Krallen, die man ein- und ausfahren kann. Klingelt da was?«

Ich presste die Lippen zusammen und senkte den Kopf. Meine Wangen fühlten sich plötzlich verräterisch heiß an. Vorgestern in unserem Zimmer, direkt nach der Ankunft, da hatten sie alle es Krallen ausfahren genannt, als ich ausgeteilt hatte. Dabei kannte ich mich gar nicht so biestig. Das war neu, und ich war mir auch noch nicht sicher, ob ich das an mir mochte. Allerdings mochte ich das Bild von Worten, die scharf wie Krallen waren.

»Meinetwegen.« Ich hatte wirklich nicht mit dieser Erklärung gerechnet. Automatisch war ich von was Süßem, Niedlichem ausgegangen.

Ich suchte den Tisch nach der Erdbeermarmelade ab und entdeckte sie genau neben Belles Teller … außerhalb meiner Reichweite.

»Könntest du mir mal bitte die Marmelade reichen?«

Belle bestrich ihre zweite Brötchenhälfte gerade mit Hummus und ignorierte mich. Sag ich doch, passiv-aggressiv bis ins letzte Härchen.

Ich holte tief Luft, schluckte meinen Stolz hinunter und hob meine Stimme etwas an, obwohl die Pute direkt neben mir saß. »Belle, könntest du mir bitte die Marmelade reichen?« So direkt angesprochen konnte sie es nicht mehr ignorieren, gehört hatte sie mich auf jeden Fall.

»Hm? Meinst du mich?« Sie legte gekünstelt ihre Hand an die Brust und heuchelte Überraschung. Kurz blitzten ihre Augen auf. Dann fragte sie: »Was wolltest du?«

Ich biss meine Zähne fest aufeinander. »Die Erdbeermarmelade bitte

Belle konnte sich ein gehässiges Grinsen kaum verkneifen. »Die hier?«, fragte sie und hob das Glas hoch.

Welche denn sonst?

»Bitte schön«, säuselte sie mit ihrem perfekt kaschierenden Lächeln, das ihr bildhübsches Gesicht erstrahlen ließ.

»Danke«, presste ich abgehackt hervor, griff nach dem Glas und rammte mein Messer in die rote glibberige Masse.

Ich bemerkte Sonnys Blick. Eine Augenbraue hochgezogen, schenkte er der Eiskönigin einen vernichtenden Blick. Das freute mich unsagbar. Immerhin gab es keine Beweise dafür, dass Belle mich absichtlich schnitt. Aber ich war nicht dumm. Da schwang eine Menge Verachtung mit, wann immer Belle mich auch nur ansah. Zu gern wüsste ich, was ich ihr angetan hatte. Gerade deshalb tat es so gut, dass Sonny einfach auf meiner Seite stand und mir den Rücken stärkte.

Daniel erhob das Wort, kaum dass er den Raum betreten hatte. »Alice geht heute mit euch auf die Piste, sie will ein Spiel mit euch spielen.«

Mein Blick huschte hinüber zu Alice, die in der Mitte der Tafel saß. Sie war groß und hatte breite Schultern. Ihr dunkelblondes Haar trug sie zu zwei langen Zöpfen geflochten. Ihr braun gebranntes Gesicht mit den Lachfältchen um die Augen wirkte ausnehmend freundlich. In diesem Moment stand die Alpenschönheit auf und lächelte uns alle breit wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland an. Alice und Alice. Ach herrje, bist du heute wieder selten albern, Elina!

»Also, ich will eine Art Schnitzeljagd mit euch machen und habe euch dazu in fünf Zweierteams eingeteilt. Ich hab immer einen Mann und eine Frau zusammengelost. Ihr startet auf verschiedenen Pisten und müsst Rätsel lösen, um weiterzukommen. Wer zuerst beim Mittagessen ist, hat gewonnen«, verkündete sie strahlend. Ihre Vorfreude steckte mich direkt an. Das klang spaßig. Und ich konnte nicht mit Isabelle in ein Team.

Alice hob ein Klemmbrett an und las dann die Kombinationen vor: »Die gelosten Paare sind: Nell mit Lysander. Isabelle mit Kai, AJ mit Sonny, Felix mit Dina und Noah mit Elina.« Mir drehte sich der Magen um. Noahs und mein Blick trafen sich über den Orangensaft hinweg und ich schluckte schwer. Fast wäre ich unter seinem vor Abscheu triefenden Blick zusammengezuckt. Also war ich erneut feige.

»Äh, Alice, ich hab vergessen, dir das zu sagen. Ich wollte heute einen Tag Pause machen. Ich hab mir gestern so ’ne Art Pferdekuss geholt. Entschuldige, dass ich das vergessen hatte. Ich werde heute einfach ein wenig lesen und Bummeln gehen, ja?«, flehte ich beinahe. Herrje, das musste langsam ein Ende haben. So ging das nicht weiter.

»Dann wärst du ganz allein hier.« Mit heruntergesunkenen Schultern und einem Schmollmund sah sie aus, als würde sie das wirklich traurig stimmen.

»Ich bleib bei ihr«, bot sich Kai an. »Dann geht Noah mit Isabelle.«

»Das brauchst du nicht«, meinte Noah sofort. »Ich häng mich einfach an eine Gruppe dran. Ich fahr mit Lysander und Nell.« Er grinste. Dabei müsste er wirklich nicht ganz so deutlich zeigen, dass ihn die Aussicht, mich loszuwerden, so glücklich stimmte.

»Das geht, dann bleibe ich mit Elina hier«, verkündete jetzt ausgerechnet Daniel.

»Vielleicht fahr ich doch mit«, grummelte ich leise vor mich hin, und Sonny neben mir lachte. Er warf mir einen hilfsbereiten Blick zu, dann sah er über den Tisch zu unserer Skilehrerin.

»Hey, Alice, Kai wollte noch Geschenke besorgen für seine Familie daheim. Außerdem wäre ein Dreierteam doch unfair«, gab er zu bedenken und rettete mir damit den Hintern.

»Danke«, flüsterte ich und Sonny zwinkerte mir zu.

Alice wägte kurz ab, dann stimmte sie zu. »Also schön. Noah fährt mit Isabelle, und Kai und Elina bleiben hier. Aber Elina, wenn du morgen nicht wieder fährst, schlepp ich dich zu einem Arzt«, drohte sie, offenbar weil sie sich tatsächlich um mich sorgte.

Verdammt, diese Ausrede zog also nicht mehr.

Love me snowly

Подняться наверх