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Kapitel 9 NOAH

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Mit der Packung kandierten Ingwer und den Tickets für den Heidepark in der Hand querte Noah den Flur hinüber zur Kammer, in der Nells Etikettiergerät und das Geschenkpapier, das Lysanders Vater jedes Jahr stiftete, bereitlagen. Auf diese Weise konnten sie im Hause die beschenken, die sie gern beschenken wollten, ohne dass sie gezwungen waren, für jeden etwas haben zu müssen.

Als er die Tür öffnete, wehte ihm der Duft heißer Maronen entgegen und Elinas glockenhelles Lachen erklang. Ein geknülltes Geschenkpapier flog durch die Luft und Kai lehnte sich im Schneidersitz zur Seite, um dem Geschoss auszuweichen. »Daneben«, rief er und streckte ihr die Zunge heraus. Dann entdeckte er über Elina hinweg ihn und das Lächeln erstarb. Das brachte auch sie dazu, sich nach dem Eindringling umzusehen.

Elina linste über ihre Schulter zu ihm hoch, das nächste Stück zerknülltes Geschenkpapier schon wurfbereit in der Hand. Umgeben von kleinen Paketen, roter Schnur und jeder Menge Geschenkpapierfetzen zog sie ertappt ihren Kopf ein.

»Wir sind noch nicht fertig«, meinte Kai schnell und zog eine Tüte über einen noch nicht eingepackten Gegenstand vor sich. Direkt daneben entdeckte Noah eine halb volle Tüte heißer Maronen und jede Menge Schalenstücke.

»Offensichtlich.« Er ließ seinen Blick schweifen. Zwischen den beiden lagen ein Dutzend eingepackte Geschenke. Wieso so viele?

»Na, geh schon raus. Ich sage dir Bescheid, wenn wir fertig sind.«

Noah runzelte die Stirn. »Schenkst du dieses Jahr etwa jedem etwas?«

»Sehe ich so aus?«, pampte Kai direkt zurück. »Du solltest mich inzwischen besser kennen!«

Da hatte er natürlich recht. Kai hatte gar nicht die finanziellen Mittel, jedem hier etwas zu schenken. Das bedeutete dann wohl, Elina hatte für jeden etwas besorgt … beinahe jeden. Sie konnte ihm unmöglich etwas schenken. Wenn Lysander recht hatte, verhielt er sich ihr gegenüber unmöglich. Noah bemühte sich, nicht all die kochende Wut in seinem Innern in seine Züge zu lassen, als er zu ihr hinuntersah. »Hat Kai dir nicht erklärt, wie es bei uns läuft?«

»Doch, klar«, beschwerte Kai sich und zauberte ihr damit ein sanftes Lächeln auf die Lippen.

»Es geht dich zwar nichts an, was ich tue, aber ja, ich weiß, dass niemand wissen wird, von wem welches Geschenk ist. Das hatte ich vorhin schon mit Kai. Und nein, ich versuche mich nicht mit lauter Geschenken in die Gemeinschaft einzukaufen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist Weihnachten, und jeder verdient eine Freude. Durch euer System ist sie nicht getrübt durch die Verpflichtung, dem Schenkenden zu danken, egal ob man dankbar ist oder nicht. Es geht um die reine Freude, und das finde ich schön. Das ist alles.«

Noah starrte sie einfach nur an. Keine Krallen und auch keine Unsicherheit. So hatte er Elina noch nicht erlebt. Kai grinste ihn triumphierend an, als genösse er, wie Elina gerade war.

»Wenn du meinst«, brummte Noah und wollte sich zurückziehen. Mit dieser Elina wusste er noch weniger umzugehen als mit der, die austeilte, oder der, die so kleidsam errötete, wenn sie über die Stränge geschlagen hatte. Diese Elina war wie die Frau in der Küche, die ihn in seinen Grundfesten erschüttert hatte. Diese hier war die gefährliche Elina, die er unbedingt meiden musste.

Ein Glockengeräusch, begleitet von einem Vibrieren erklang in der entstandenen Stille. Elina zückte ihr Handy und las die Nachricht. Da sie schräg vor ihm saß, konnte er auf den Bildschirm sehen. Noah erkannte den Namen Rivera mit einem Herz und einem Ring dahinter. Elina drückte auf die Nachricht und Telegram öffnete sich.

Während sie las, sackte sie ein wenig in sich zusammen. Ein tiefer Seufzer stahl sich auf ihre Lippen. Er wettete, dass das nicht beabsichtigt war.

»Keine guten Nachrichten?«, fragte Kai.

»Was? O nein. Alles gut.«

Noah erhaschte noch einen Blick auf die ersten Zeilen, ehe sie den Chat schloss und das Handy wieder wegsteckte.

Geschenk für Sam ist angekommen.

Ich hab dich jetzt mal nicht mit auf die

Karte geschrieben, das wäre seltsam.

Wegen Sophia …

Elina sah über ihre Schulter wieder ihn an. Sie kniff die Augen zusammen. »Wolltest du nicht verschwinden?«

Das war ja interessant. Weg war ihre für ihn so bedrohliche Seite und die Krallen waren wieder da. »Bin quasi schon verschwunden.«

»Verschwinde schneller!«

Noah zog sich zurück und schloss die Tür hinter sich. Dieser heftige Kontrast ihrer Person vor und nach dieser Nachricht, das wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Aus der Nachricht selbst konnte er wenig Rückschlüsse ziehen. Sie könnte alles bedeuten.

»Warte mal, Noah«, rief Kai hinter ihm. Der Skater schlüpfte aus der Kammer und zog die Tür schnell hinter sich zu.

»Was denn?«, fragte Noah und ging weiter auf sein Zimmer zu. Natürlich traf er dort auf Lysander. Schnell versteckte er das Geschenk hinter seinem Rücken und wollte zu seinem Schrank, um es außer Sichtweite seines besten Freundes zu schaffen.

Lysander war schon umgezogen, während Noah noch in seiner Skimontur war. Er hatte sich beeilen und das Geschenk verpacken wollen, bevor es nicht mehr ging. Am Schrank schob er den kandierten Ingwer und die Tickets unter seine T-Shirts, dann streifte er die langen Unterzieher ab und eine gemütliche Jogginghose über.

»Du warst doch heute mit Elina shoppen, oder?«, fragte Lysander plötzlich aus heiterem Himmel, Kai. Mist, den hatte er ganz vergessen.

»Jupp.«

»Und? Wie war’s?«, wollte sein bester Freund wissen.

»Bestimmt furchtbar«, ätzte Noah impulsiv, als er gerade sein T-Shirt über den Kopf zog und es in den Schrank pfefferte. Er musste diese Wut dringend in den Griff bekommen. Lysander hatte recht, er benahm sich unmöglich.

»Was denkst du, Kai, hat sie einen Freund?«, fragte Lysander mit lauernder Stimme. Noah fuhr herum und starrte in funkelnde Augen. Lysander legte es darauf an, ihn zu reizen.

»Ähm, darüber ha…«

»Pff. Bitte! Keiner würde die auch nur mit einer Kneifzange anfassen«, unterbrach Noah ihn. Das wollte er gar nicht wissen!

»Ich weiß nicht. Sie ist hübsch. Sie ist pfiffig und versteht es durchaus, Paroli zu bieten, ohne zickig zu sein«, zählte Lysander auf. Dabei ließ sein Freund ihn keine Sekunde aus den Augen. Noah umklammerte seine Schranktür so fest, dass es wehtat. Er durfte jetzt nicht wieder so überreagieren wie gestern. Dafür müsste er sich eigentlich noch bei seinem Freund entschuldigen. Nur wie, wenn der ihn so erbarmungslos provozierte?

»Dann geh sie doch vögeln, wenn du sie so toll findest«, spie Noah über seine Schulter aus, während er sich zum Schrank zurückdrehte. Er donnerte seine Schranktür fester zu als nötig. Das hatte ein wenig geholfen, aber nicht genug.

»Denkst du, sie ist gut im Bett?«, fragte Lysander nun Kai. Noah hielt die Luft an.

»Spinnst du?«

Noah fuhr herum und sah einen zornigen Kai. Lysander hatte offensichtlich heute auch eine Grenze überschritten. Kai schenkte Lysander einen vernichtenden Blick, ehe er sich an Noah richtete: »Also, mir ist scheißegal, was dein Problem mit ihr ist. Sie ist nett und ehrlich und einfach toll. Ich habe alle heute Abend auf unser Zimmer eingeladen, und sie wird auch kommen. Wenn du sie nicht sehen willst, wirst du diesmal gehen müssen. Heute Abend vertreibst du sie nicht! Es reicht mir. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um sie zum Kommen zu bewegen. Und du schlägst sie nicht in die Flucht, damit das klar ist!« Kai brüllte regelrecht. Dann sah er zu Lysander. »Und du solltest dich schämen! So redet man nicht über Frauen!«

Lysander schmunzelte nur, neigte aber seinen Kopf in Kais Richtung, als würde er ihm zustimmen. Doch dann verschränkte er die Arme vor der Brust und sah Noah triumphierend an. »Der Nächste, der dir seine Meinung geigt«, stellte er fest.

»Alles Verräter«, knurrte Noah.

Lysander schnaubte. »Wenn du nicht rausrückst, was sie getan hat, was dein Verhalten rechtfertigt, werden nach mir und Kai noch weitere Verräter hinzukommen. Wobei, ich persönlich denke ja, dass Sonny auch schon die Seiten gewechselt hat, es nur stiller getan hat als wir beide.«

»Sag ich doch, Verräter!«

Lysander lachte. »Ja, ganz schreckliche Verräter. Na, kriegst du das heute Abend hin?«

Noah plumpste auf sein Bett und sah zu ihnen beiden auf. Er zögerte. »So schlimm bin ich doch gar nicht.«

Kai lachte laut. »Du schlägst sie immer wieder in die Flucht. Du bist schlimm! Jeder hat das inzwischen bemerkt.«

»Ja«, knurrte Lysander. »Weshalb sie plötzlich fürchterlich interessant für Daniel geworden ist. Nur gut, dass Sonny sie heute Morgen gerettet hat.«

Also war das nicht nur ihm aufgefallen. Allerdings machte Noah sich da wenig Sorgen. »Na, dass sie ihn ranlässt, darauf kann er lange warten.«

Kai und Lysander wechselten einen erstaunten Blick. »Ich weiß wirklich nicht, ob es Daniel interessiert, was die Frau will«, meinte Kai. »Als Betreuer und Skilehrer hat er eine gewisse Macht.«

»Das wagt er nicht«, knurrte Noah drohend. Mit geballten Fäusten sprang er auf und war kurz davor, Daniel einzubläuen, das ja nicht zu versuchen.

Lysander, der Kai entsetzt angesehen hatte, schnellte zu ihm herum. »Oh, ich weiß nicht. Daniel liebt es, sich Frauen zu angeln, bevor andere es tun. Elina passt perfekt in sein Beuteschema, und du machst sie mit deinem Verhalten unglaublich interessant für ihn.« Lysander runzelte die Stirn. »So gesehen hat schon Belle sie interessant gemacht mit ihrer Bemerkung bezüglich der Zimmer.« Nun wurde Lysander leiser, als würde er gerade etwas begreifen. »Scheiße, das ergibt Sinn«, brummte er und fuhr sich durch sein Haar. Dann sah er Kai an. »Wir sollten ein Auge auf ihn haben. Ich glaube, sie erscheint ihm so interessant wie kaum eine vor ihr.«

Kai nickte leicht benommen.

»Ich muss mit Nell reden.« Jetzt war aller Spott aus seinen Zügen gewichen. Er rauschte einfach davon.

»Äh, was war das denn?«, fragte Kai verwirrt und sah ihm nach.

»Er will sie beschützen«, seufzte Noah und setzte sich zurück auf sein Bett.

»Elina? Wieso?«

Noah runzelte die Stirn. »Er mag sie. Ich glaube sogar, dass er sie so sehr mag wie Nell.«

»Er steht auf sie?«, wunderte Kai sich.

»Was? Nein, er mag sie wie eine Schwester.«

»Lysander mag doch Nell nicht wie eine Schwester. Er steht total auf sie«, widersprach Kai, und Noah sah ihn verwundert an. Wusste Kai denn nicht, dass Nell lesbisch war?

Kai sah hinter sich durch die Tür hinüber in Richtung Kammer. »So mag ich sie auch, also wie eine Schwester. Sie ist ein toller Mensch.«

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