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2435 • Auf der Erde – Der Troll in der Truhe

Die Zeit verging und die Vorbereitungen liefen wie geplant. Generalmajor Hauser hatte die führenden Militärs beschwatzt und diese die benötigten Zelte zur Verfügung gestellt. Sie waren bereits so im Versorgungsgleiter verstaut worden, dass man die Auswandererzahl nicht reduzieren musste. Auch von Chiyo kam nichts, was ihn beunruhigte. Sie behandelte ihn nicht anders als den Rest ihres Stabs.

Auch wenn er gerne noch etwas gewartet hätte, wurde es Zeit für die nächste Zeitreise. Es würde nur ein kurzer Besuch werden, doch er war wichtig, die Basis für die folgenden Schritte. Tammes nahm ein abgegriffenes Notizbuch aus dem Safe und schlug es auf. Obwohl er die Informationen, die es enthielt, auch in einer geheimen, gesicherten Datei aufbewahrte, gab ihm das Buch das Gefühl, mit der Vergangenheit in Verbindung zu stehen. Die Informationen darin waren vor hunderten von Jahren notiert worden und obwohl er nicht wusste, warum er ausgerechnet dort ankommen sollte, wo diese Reise ihn hinbringen würde, zweifelte er nicht an ihrer Richtigkeit. Er nahm das breite, goldene Armband aus dem Safe, programmierte es gemäß den notierten Koordinaten und legte es sich um. Es saß eng und er kam sich albern damit vor, aber es half nichts, er musste es testen. Fast liebevoll nahm er eine feste, durchsichtige Schachtel, die kaum einen halben Zentimeter hoch war, aus dem Safe und steckte sie in die Innentasche seines Overalls. Der Computer kam wie bei der letzten Reise in die Brusttasche. Nachdem er den Safe wieder geschlossen hatte, holte er tief Luft und drückte mit trockenem Mund auf den Knopf, der sich seitlich am Armband befand und wie eine Rosenknospe aussah. Der Sog setzte ein und die Welt flog davon.

Als er diesmal ankam, war es um ihn herum dunkel. Das einzige Licht fiel durch ein Dachfenster. Schaudernd bemerkte er den Regen, der in monotonem Stakkato auf das Fenster und das Dach prasselte. Er wusste, dass das, was in diesem Jahrhundert vom Himmel kam, harmlos war, trotzdem konnte er sein Unbehagen nur schwer unterdrücken. Einhundertundfünfzig Jahre voller schlechter Erfahrungen forderten ihren Tribut. Er rieb sich die Hände. Kalt war es hier. Zumindest war sein Magen diesmal nicht verstimmt, die neue Geschwindigkeit war somit korrekt. Gerade als er den Blick vom Fenster abwandte, sah er einen Blitz über den Himmel zucken. Ein Gewitter, auch das noch. Er wartete auf den Donner, doch nichts geschah. Nachdenklich starrte er nach draußen. Wetterleuchten? Aber mit nur einem einzigen Blitz und noch dazu im Winter? Seltsam. Allerdings war es lange her, seit er sich mit normalem Wetter beschäftigt hatte. Vielleicht war es ja weniger seltsam, als es ihm vorkam. Außerdem hatte er etwas zu erledigen und die Zeit war knapp bemessen. Er sah sich um und langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht. Er befand sich auf einem Dachboden. Ein festverschlossener Schrank und einige Kisten standen in der Nähe eines Geländers. Tammes ließ seinen Blick weiterschweifen. Wo sollte er das hinterlassen, was er dabei hatte? Als er eine alte Reisetruhe entdeckte, die nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, grinste er. Als Kind hatte er Gruselgeschichten geliebt. Besonders die von einem Trollkind, welches in einer alten Truhe auf dem Dachboden hauste, nur bei Regen hervorkam und sich stets mit einem dumpfen Poltern ankündigte. War es einmal wach, richtete es allerhand Schabernack an. Er würde die Truhe öffnen und sich bemerkbar machen müssen, damit sie den Zettel fand, doch das war es ihm wert.

»Nennt mich Troll«, murmelte er.

Leise ging er zur Truhe, bückte sich und öffnete den total verrosteten Riegel, der dabei zerbrach und gegen den Metallbeschlag schlug. Er klappte den Deckel hoch und knallte ihn mit einem dumpfen Schlag an die Wand. Das sollte auch unten zu hören gewesen sein. Nun hieß es, sich beeilen. Er nahm die Schachtel aus der Innentasche seines Overalls, zog den sich darin befindenden Zettel vorsichtig heraus, faltete ihn auseinander und betrachtete ihn mit einem wehmütigen Lächeln. Dann bückte er sich erneut, um ihn in die Truhe zu legen. Nachdem er die Schachtel wieder in der Innentasche verstaut hatte, holte er den Computer aus seiner Brusttasche, loggte sich in das WIFI des Hauses und programmierte den Versand einer E-Mail. Sie würde zum vorgegebenen Datum abgeschickt werden. Als er fertig war, packte er den Computer zurück an seinen Platz, ließ den Deckel der Truhe noch einmal gegen die Wand schlagen, programmierte die neuen Koordinaten und drückte gerade den Knopf des Armbands, als er von unten ihre Stimme hörte.

Zurück in seiner Zeit und Wohnung holte Tammes, zum Unmut des Sauerstoffkontrollgeräts, ein paar Mal tief Luft, um das Summen in den Ohren zu vertreiben, das sich nach dem zweiten Zeitsprung eingestellt hatte. Er vermutete, dass es nur psychosomatisch war, da er immer weniger Lust hatte, in seine Zeit zurückzukehren, doch es beunruhigte ihn trotzdem. Die Nebenwirkungen von Zeitreisen waren nie erforscht worden. Dennoch, es half nichts. Ein paar Mal würde er noch reisen müssen, bis alles wie geplant in die Wege geleitet war. Die nächsten Tage waren allerdings verplant, denn die Abreise stand kurz bevor und er durfte unter keinen Umständen auffallen. Dass er erst einmal nicht würde reisen können, stellte aber kein Problem dar. Das Gute an Zeitreisen war, dass die Zeit zwar weiterströmte, man selbst aber zu jedem beliebigen Punkt des Stroms zurückkehren, ja ihm sogar zuvorkommen konnte. Wichtig war nur, dass man sich nicht selbst begegnete. Während er das Armband abnahm, begann der Kommunikator am Teleputer zu blinken und zu summen.

Highland Love

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