Читать книгу Option Färöer - Ein Färöer-Krimi - Jógvan Isaksen - Страница 10

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Bei der Polizei rückten sie nur ungern mit Informationen heraus, aber das war nichts Besonderes. Christian und Jákup, der Blonde, stritten sich eine Weile mit einem jungen Polizeibeamten und brachten ihn schließlich dazu, den Kriminalkommissar zu holen, Piddi í Ústistova.

Auf diese Begegnung freute ich mich nicht. Man konnte nicht behaupten, dass wir Freunde wären, Piddi und ich, und er hatte mich mehr als einmal als eine Gefahr für anständige Menschen bezeichnet. Aber Pressekonferenzen im Polizeipräsidium in der Jónas Broncksgøta waren nun mal ein Teil meiner Arbeit, deshalb überhörte ich der Einfachheit halber seine Kommentare über meinen schlechten Einfluss auf die Allgemeinheit.

Piddi war in den Fünfzigern, er war grau, mager und hatte ein lebhaftes Temperament, wie viele von Suðuroy. Die Pfeife, mit der er gern herumwedelte, wenn er sich ereiferte oder wütend war, steckte in seinem Mund, als er zu uns herauskam.

»Hört auf, hier draußen herumzugrölen, kommt lieber in mein Büro.« Er ging vor uns über den Flur und blieb an einer offenen Tür stehen: »Bitte schön, gentlemen of the press.« Seine übertrieben höfliche Handbewegung zeigte besser als viele Worte, was er von uns als ›gentlemen‹ hielt.

Als Christian an Piddi vorbeiging, kam es leise, aber deutlich vom Kriminalkommissar: »Dieser verfluchte Alb, der den Färinger tötete – es war das Stinktier ... Die letzten Worte kannst du selbst ergänzen.«

Gab es etwa noch andere außer mir, die er nicht ausstehen konnte? Ich hatte kaum den Gedanken zu Ende gedacht, als Christian erwiderte: »Mein Land hat ein Rabengeschlecht großgezogen – das am liebsten des Nachts ausfliegt.«

»Was willst du damit sagen?«, fragte Piddi wütend.

»Das Gleiche wie du mit deinem Pól F. Joensen«, erwiderte Christian ironisch.

Piddi war an seinen Schreibtisch getreten und blätterte dort in einigen Papieren. Wir setzten uns auf Klappstühle, die an der Wand lehnten. Einen Augenblick lang war es still. Die einzigen Geräusche, die wir hörten, kamen vom Flur.

Piddi räusperte sich. »Ich habe euch nicht hier hereingebeten, damit ihr Gedichte rezitiert ...«

»Du hast damit angefangen«, unterbrach Christian ihn.

Der Wutausbruch ließ nicht lange auf sich warten. »Wenn du nicht die Klappe hältst, und zwar sofort, fliegst du raus und wirst nie wieder deine Füße hier reinsetzen!«

Christian schwieg und starrte zu Boden. Er war es nicht gewohnt, dass man ihm über den Mund fuhr, deshalb brauchte er sicher alle Selbstbeherrschung, nichts zu erwidern. Jákup dagegen grinste, bis Piddi ihm einen Blick zuwarf. Ich selbst versuchte nach Kräften, so zu tun, als wäre ich gar nicht da.

»Warum sitzt du so da?« Piddi starrte mir direkt in die Augen.

»Ich habe kein Wort gesagt«, erklärte ich, hatte aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. So wirkt die Obrigkeit auf die Meisten.

»Genau das kann ich nicht ausstehen, das bedeutet nämlich, dass du irgendwas ausheckst.«

Jetzt begann Piddi, die Papiere auf seinem Schreibtisch neu zu sortieren. Das Oberste kam zuunterst, und was links lag, wurde auf die andere Seite gelegt und umgekehrt. Es war offensichtlich, dass er Zeit schinden wollte.

Die Repräsentanten der Presse schwiegen.

»Petur Kári Magnussen ist tot«, sagte er schließlich. »Wir haben ihn heute Morgen gefunden, in der Zelle erhängt.« Piddi machte mit beiden Händen eine abwehrende Bewegung, um uns zu stoppen. »Es hat gar keinen Sinn, Fragen zu stellen, denn mehr werdet ihr nicht erfahren.« Er ließ seinen Blick von links nach rechts schweifen und sah uns einzeln an.

»Aber ihr könnt doch die Sache nicht einfach abschließen.« Das war natürlich Christian.

»Doch, das können wir und das werden wir auch tun, und wenn du uns in irgendeiner Weise daran hindern willst, dann werde ich dich persönlich festnehmen und einsperren wegen Behinderung der Polizeiarbeit.«

Christian öffnete seinen Mund und wollte etwas sagen, schluckte es dann aber doch lieber runter. Aber ich sah, dass er sich Notizen machten, also war er offenbar der Meinung, er müsste einer Sache nachgehen.

»Petur Kári Magnussen hat zweifellos den Banküberfall von Streym begangen und er hat sich heute Nacht in seiner Zelle aufgehängt. Warum man ihm nicht den Gürtel abgenommen hat, weiß ich nicht, aber das wird noch untersucht.« Piddi ging zur Tür und öffnete sie: »Wir sind mit Arbeit überlastet, da passieren Fehler. Auf Wiedersehen, meine Herren!«

Wir gingen und die Tür wurde sorgfältig hinter uns geschlossen.

Etwas Gutes konnte man dennoch über diesen Besuch sagen: Piddis Pfeife hatte die ganze Zeit auf dem Tisch gelegen, so waren wir der Gefahr entgangen, im Tabakrauch zu ersticken.

»Und was jetzt?« Jákup schaute Christian fragend an. »Du willst dieses Arschloch doch nicht so einfach davonkommen lassen. Übrigens, das Pól-F.-Zitat, auf deine Zeitung bezogen, das war nicht schlecht.«

»Halt die Klappe! Ist mir doch scheißegal, was Pól F. geschrieben hat! Hier passiert etwas, wovon wir nichts mitkriegen sollen.« Er ging langsam neben Jákup zum Ausgang. Die beiden Kumpel.

Ich wartete, bis sie gegangen waren, danach ging ich in Karl Olsens Büro.

Karl hatte die Beine auf den Tisch gelegt. Er hatte schütteres Haar, braune Augen, war umgänglich, freundlich und hatte schon so manchen harten Burschen mit seinem netten Aussehen reingelegt.

Jetzt lächelte er mich an: »Ich habe Piddi herumschimpfen gehört, darum habe ich mir schon gedacht, dass du herkommen würdest, um mich auszuhorchen. Aber hier gibt es nicht mehr zu erfahren als dort, du kannst dir deine Mühen also sparen.«

»Ich habe auch nicht erwartet, dass du die große Plaudertasche sein würdest, aber wieso um alles in der Welt durfte Petur Kári seinen Gürtel behalten?«

Karl sah nachdenklich drein, dann entschied er sich: »Du erzählst niemandem davon und schreibst auch nichts drüber, okay?« Er machte eine Pause und holte tief Luft. »Der Wachhabende hat erklärt, dass er Petur Kári den Gürtel abgenommen hat. Er schwört es. Wie der Gefangene ihn wiederbekommen hat, das weiß ich nicht. Vielleicht lügt der Wachhabende ja oder er erinnert sich falsch, aber er sagt es so bestimmt, da muss schon was dran sein. Die Sache ist nur die, wenn er recht hat, dann ist da verdammt noch mal etwas oberfaul ...«

Option Färöer - Ein Färöer-Krimi

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