Читать книгу Option Färöer - Ein Färöer-Krimi - Jógvan Isaksen - Страница 9
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ОглавлениеAm Dienstagmorgen um acht Uhr stand ich vor dem Gerichtsgebäude in der Nólsoyar Pálsgøta und wartete darauf, dass sich die Türen zum richterlichen Verhör öffnen würden. Ich war gespannt, den jungen Mann zu sehen, der es fertiggebracht hatte, zwei Millionen aus einer Bank zu stehlen. Wenn er das allein geschafft hatte, dann hatte er es gut hingekriegt.
Die Sonne versuchte, sich durchzusetzen, aber es war noch zu früh am Morgen und deshalb ging ich ein wenig auf und ab, um nicht zu frieren. Der senfgelbe Betonkasten war weder schön noch anziehend, hatte aber diese gewollte Würde, die die Leute dazu bringen soll, sich klein wie die Ameisen zu fühlen.
Ich war am Abend zuvor nicht mehr mit Haraldur in den Eyskarið gegangen. Ich war in meine Kellerwohnung in der Jóannes Paturssonargøta gegangen und hatte kurz vor Mitternacht wie ein Ausbund der Tugend allein in meinem Bett gelegen.
Um halb neun war immer noch nichts geschehen und ich kam mir etwas albern vor, wie ich da vor dem geschlossenen Gerichtsgebäude herumlief. Normalerweise waren die richterlichen Verhöre immer früh am Morgen, aber das konnte in diesem Fall ja geändert worden sein.
Um zehn Minuten vor neun wärmte die Sonne so sehr, dass es zu spüren war. Zwei Journalisten kamen durch die Gasse beim Havnar Klubbi heran. Sie waren deutlich jünger als ich, ungefähr Mitte zwanzig, und eigentlich repräsentierten sie zwei entgegengesetzte Richtungen. Der eine war von der Kirchenzeitung, der andere vom Republikanerblatt, und in ihren Artikeln ließen sie kein gutes Haar am anderen, aber in Bierclubs und anderenorts waren die beiden die besten Freunde. Beide trugen die färöische Nationaltracht: schwarze Lederjacke und blaue Jeans, aber der Blonde war einen Kopf größer als der Dunkle.
»Na, willst du gerichtlich etwas eintragen lassen?«, fragte der Blonde und grinste ironisch durch sein Kassenbrillengestell.
»Wieso?«
»Weiß ich doch nicht. Aber wenn Leute vorm Grundbuchamt warten, bevor es aufmacht, dann haben sie doch wohl etwas auf dem Herzen, oder?«
»Vielleicht hat er ja in eine Aktiengesellschaft eingeheiratet, wer weiß?« Der Dunkle mischte sich ein.
»Nein, das kann nicht sein. Weißt du denn nicht, dass er mit Duruta Danielsen zusammen ist? Dann heiratet er eher irgendwann ins Polizeipräsidium ein.« Sie lachten und gingen um die Ecke in die C. Pløyensgøta.
Woher sollte ich wissen, wo man ins Gerichtsgebäude hineinkam? Als ich in Tórshavn aufwuchs, musste man die Treppen in der Nólsoyar Pálsgøta hinauf, aber das ist natürlich schon ziemlich lange her; vielleicht sollte ich sogar gerührt sein, dass das Haus immer noch als Gerichtsgebäude diente. Ich ging den beiden Scherzbolden hinterher.
Der dunkle, schmächtige Typ – ich wusste, dass er Christian hieß – stand in der Türöffnung und sprach mit irgendjemandem drinnen.
»Es sieht nicht so aus, als ob es ein Verhör gäbe«, rief der Blonde mir zu. Ich ging zu ihm.
»Warum nicht?«
»Das weiß ich nicht. Christian versucht, etwas herauszukriegen, aber selbst er scheitert damit manchmal.«
Im selben Moment zog sich Christian von der Tür zurück und sie wurde geschlossen.
Er schaute nachdenklich in die Luft. »Hier stimmt was nicht«, sagte er wie zu sich selbst. Er blieb einen Augenblick brummend stehen und wippte auf den Fußspitzen. »Kommt, wir gehen zum Polizeipräsidium rüber«, sagte er plötzlich, drehte sich um und ging Richtung Krókabrekka.
Der Blonde und ich folgten ihm.
»Die wollten einfach nichts sagen, überhaupt nichts, und das sieht ihnen gar nicht ähnlich.« Christian redete, während er weitereilte. »Sonst sind sie nicht so geizig mit ihren Informationen, aber in diesem Fall muss ihnen jemand einen Maulkorb verpasst haben, und zwar einen ziemlich engmaschigen.«
Wer weiß, was geschehen ist!