Читать книгу Option Färöer - Ein Färöer-Krimi - Jógvan Isaksen - Страница 11

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Daheim in der Kellerwohnung, die ich von einem Freund übernommen hatte, der auf großer Fahrt war, schmierte ich mir zwei Scheiben Brot – es kommt nicht so oft vor, dass ich für mich allein Essen koche – und dachte dabei an Petur Kári Magnussen.

Ein neunzehnjähriger Tórshavner, der alles daransetzte, als ein Versager zu enden. Solche Typen sieht man jeden Tag in den Straßen der Stadt. Abgewetzte Jeans, ungewaschenes, langes Haar und immer eine Flasche in der Hand. Bier, Wein oder ebenso oft: Schnaps irgendeiner Sorte. Wenn sie die Mitte zwanzig überschritten haben, gibt es keinen Weg mehr zurück, auch wenn Knast und Entziehungsheime ihr Äußerstes geben. Meistens sterben sie so früh, dass wir anderen froh sein können, sie nicht länger versorgen oder auf der Straße über sie stolpern zu müssen. Natürlich sind viele der Meinung, man sollte sie auf Fischfang oder zum Arbeiten in den Hafen schicken oder Schlimmeres. Aber das Traurige ist, dass niemand diese traurigen Gestalten haben will, sie sind zu nichts zu gebrauchen, sie schaden nur. Sie taugen nicht als Arbeitskraft, sie haben schon lange sämtliche Energie verbraucht.

Obwohl Petur Kári nicht älter als neunzehn war, gehörte er zur Gruppe der Ausgestoßenen. Seit seinem zwölften Lebensjahr war er nur selten nüchtern gesehen worden und hatte bereits mehrere Male eingesessen. Sein Sündenregister war lang, aber ziemlich unspektakulär. Ein ganz gewöhnliches armes Schwein wie viele andere in Tórshavn. Was diese Menschen betraf, so hatte Pól F. vollkommen recht, als er schrieb: Tórshavn, du warst das Zentrum der Färöer, der Treffpunkt seit Jahrhunderten. Es gab keinen Ort im ganzen Land, der nicht Repräsentanten zu den Tingsitzungen auf den Pissoirs, in den Kaffeestuben, in den Gassen und Ecken geschickt hatte, aber diese Repräsentanten hatten den Fehler, dass sie nie wieder nach Hause kamen.

Das Bild von Petur Kári als Schwerverbrecher hatte also einen entscheidenden Haken. Wie um alles in der Welt sollte so ein Penner in der Lage gewesen sein, sich zwei Millionen anzueignen? Normalerweise war er so benebelt, dass er nicht einmal in der Stadt zurechtkam.

Andere mussten ihre Finger im Spiel gehabt haben. Aber wer?

Warum nicht der Polizei die Sache überlassen, schließlich war es ihr Job. Aber es war auch meiner, deshalb musste ich herausfinden, wer Petur Káris Freunde waren.

Ich verbrachte den Nachmittag beim Blaðið damit herumzutelefonieren, Leute auszufragen und Notizen für die morgige Ausgabe zu schreiben. Auch Sklavenarbeit musste gemacht werden.

Keiner von denen, die ich fragte, wusste viel über die Freunde des Verstorbenen, aber sie nannten mir verschiedene Spitznamen, die ich vielleicht brauchen konnte. Blöder Poul, Weißauge, Zahnspange, Gotteswort vom Lande –das war eine Frau – und der Schiffer auf dem Diwan. Einige Spitznamen hatte ich vorher schon mal gehört, aber ich war noch nicht lange genug wieder daheim, um das ganze Straßenvolk zu kennen. Das war vielleicht sogar ein Vorteil, denn dann kannten sie mich auch nicht, weder im guten noch im schlechten Sinne, und so würde ich hoffentlich mit einigen reden können.

Kurz vor Sonnenuntergang, gegen fünf Uhr, schlenderte ich in die Stadt und suchte nach Pennern. Ich ging zum Kaffivognur auf der Eystara Bryggja, draußen auf Tinganes, ich schaute im Underhuset rein und überall dort, wo ich wusste, dass sie sich normalerweise aufhielten. Aber die Stadt war wie leer gefegt von Alkis, es gab kein einziges armes Würstchen zu sehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie alle zusammen zur Entziehungskur gefahren waren, also musste es irgendwo anders etwas Interessantes geben. Vielleicht hatte einer von ihnen eine Kiste Schnaps gekriegt? Oder war der Mittelpunkt des Lebens ein dampfender Kanister Sprit? Aber ich wusste nicht, wo das Fest steigen sollte. Also ging ich nach Hause, nachdem ich bei Vaglið zwei Bratwürste verzehrt hatte.

Die Wohnung war ein einziges Chaos. Es war noch nicht lange her, seit ich meine Wohnung in Kopenhagen aufgegeben hatte und hierher gezogen war, und ich hatte mich noch nicht richtig eingerichtet. Nun ja, Bett und Fernseher waren natürlich an Ort und Stelle. Außerdem sind die Kellerwohnungen in den Reihenhäusern in der Jóannes Paturssonargøta ziemlich eng, sodass nur Platz für das Allernötigste ist, und sobald es unordentlich war, konnte man sich gar nicht mehr drin aufhalten.

Während ich im Radio die Meldungen des Tages hörte, baute ich einige Regale zusammen, und als um acht Uhr die Fernsehnachrichten begannen, standen sogar schon Bücher drin. Das musste für dieses Mal reichen; ich fand ein kaltes Bier und setzte mich vor den Fernseher.

Option Färöer - Ein Färöer-Krimi

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