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Kapitel 6: Fahndung

Ausschnitt aus einer Fernsehsendung (Transkript)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Kriminalpolizei bittet Sie heute wieder um Ihre Unterstützung. Das Verbrechen, um das es nun gehen wird, ist Ihnen vermutlich aus den Medien bereits bekannt, denn es hat Entsetzen und auch Ratlosigkeit verbreitet. Am frühen Abend, gegen 18.15 Uhr am 20. November des vergangenen Jahres wurde eine hochrangige Mitarbeiterin der Steuerfahndung Hessen Opfer eines äußerst brutalen Überfalls. Die Tat ereignete sich in einer Tiefgarage nahe der Finanzbehörde, in der die 59-jähre Beamtin E. offenbar gerade ihr Fahrzeug aufgeschlossen hatte, um ihre Aktentasche in den Kofferraum zu legen. Sie wollte, wie ihr Vorgesetzter bestätigte, zu einem Termin fahren. Genauere Details konnten die Ermittler jedoch bisher nicht aufdecken, da keine Notizen vorzuliegen scheinen und das Opfer keine Erinnerung an ihre Pläne für den Abend hat. E. konnte leider bisher aufgrund eines verletzungsbedingten Gedächtnisverlusts nicht zur Aufklärung der Tat beitragen.

Was als nächstes geschah, kann daher nur anhand von Indizien rekonstruiert werden. Die auf den Tatort gerichtete Überwachungskamera der Tiefgarage war zur Tatzeit außer Betrieb. Dieser Defekt war bekannt, jedoch nicht ungewöhnlich, wie Stadtverwaltung angab. Das Gebäude des sei insgesamt in einem sanierungsbedürftigen Zustand; baldige Maßnahmen sein in Planung.

E. wurde gegen 18.27 Uhr von einer Kollegin bewusstlos in der Fahrspur Richtung Ausfahrt liegend aufgefunden. Sie hatte einen Schädelbruch sowie Frakturen am linken Arm und Handgelenk erlitten. Die sofort benachrichtigten Rettungskräfte erschienen binnen Minuten und brachten das in Lebensgefahr schwebende Opfer ins örtliche Klinikum.

Nur dank der guten Konstitution der durchtrainierten Frau und da E. nur sehr kurze Zeit nach dem Anschlag aufgefunden wurde, konnte sie durch eine Notoperation gerettet werden. Wenn die Kollegin nur wenig später in der Garage erschienen wäre, sprächen wir hier und heute vermutlich von einem Mordfall. Die erfolgreiche Mitarbeiterin der Steuerfahndung ist jedoch zum Glück auf dem Wege der Besserung und hat das Krankenhaus bereits auf eigenen Wunsch verlassen, um sich an einem unbekannten Ort zu erholen.

Doch was war geschehen und warum wurde die Beamtin beinahe Opfer eines mutmaßlichen Tötungsdeliktes? Die Ermittlungen der Kriminalpolizei verliefen zunächst ohne konkrete Ergebnisse. Der Kreis der möglichen Täter oder Täterinnen war mangels Videoüberwachung nicht einzugrenzen.

Ein anonymer Hinweis, dessen Ursprung weiterhin unbekannt bleibt, führte jedoch drei Tage nach dem Anschlag auf die Fährte des auch zum jetzigen Zeitpunkt noch mit Hochdruck Gesuchten. Zum Entsetzen und anfänglichem Unglauben der Leitung der Behörde, stellte sich der ebenfalls sehr erfolgreiche Fahnder und Partner von E. bei zahlreichen Ermittlungen, der 55-jährige Jost H., als mutmaßlicher Täter heraus. H. und E. arbeiteten seit Kurzem nicht mehr als Team und hatten sich, wie erst durch den unbekannten Informanten bekannt wurde, am späten Nachmittag desselben Tages heftig im Arbeitszimmer von E. gestritten. Die Spurensicherung entdeckte, nachdem die lautstarke Auseinandersetzung auch von einer anderen Zeugin bestätigt worden war, Fingerabdrücke von H. auf der Kofferraumklappe des Fahrzeugs des Opfers. Dieses war, wie der Ehemann der Beamtin bestätigte, am Tag zuvor in der Waschanlage gewesen. Daher mussten die Abdrücke am Tage der Tat hinterlassen worden sein. Da E. und H. nicht mehr zusammenarbeiteten und seit der Auflösung ihres Teams jeglichen Kontakt zueinander mieden, gab es keinen plausiblen Grund für H., den Wagen von E. zu berühren, es sei denn beide hätten zusammen hinter dem Fahrzeug des Opfers gestanden. Jost H. ist also dringend verdächtig, seine Kollegin absichtlich schwer verletzt und dann ihrem Schicksal überlassen zu haben.

Wir zeigen Ihnen nun eine Reihe von Fotos des gesuchten Jost H., der seit dem Tag nach dem Anschlag vor zweieinhalb Monaten nicht mehr gesehen wurde. Er ist schlank, 1,83 groß und hat graugrüne Augen und kurze braune Haare. Er ist leicht kurzsichtig und trägt normalerweise eine randlose Brille. Er bevorzugt modische, hochwertige Kleidung. Möglicherweise ist er mit einem silbergrauen Porsche-Coupé im Raum Norddeutschland unterwegs. Er mag sich aber auch andernorts im Bundesgebiet oder im Ausland und mit geändertem Äußeren aufhalten. Wenn Sie glauben, den Gesuchten zu erkennen, sprechen Sie ihn auf keinen Fall an, sondern verständigen Sie sofort die Polizei! Wir blenden nun einige Telefonnummern und eine E-Mail-Adresse ein, unter denen Sie sich melden können…

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