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Kapitel 5

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Benjamin Krause betrachtete die gähnende Leere seines Kleiderschranks und schnappte nach Luft. In seinem Kopf wirbelten Sätze wie: Das kann nicht sein! Oder: So was gibt es nicht! Irgendwer hatte sich nicht nur seiner sämtlichen Jeans bemächtigt, auch die T-Shirts, Pullover und Hemden fehlten. Alles – sah man einmal von der gefüllten Aldi-Tüte Schmutzwäsche ab.

Der Vollständigkeit halber sollte noch erwähnt werden, dass im Wohnzimmer ebenfalls einige Lücken ins Auge stachen. Dort fehlten der Fernseher, nebst Videorekorder und DVD-Player auch die komplette Pioneer Stereoanlage und PC und Monitor. Der oder die Diebe hatten ungefähr so alles mitgehen lassen, was sich ihrer Meinung nach irgendwie zu Geld machen ließ.

Nur das Bücherregal und eine wenig ansehnliche Couchgarnitur waren unberührt geblieben.

In Benjamins Hose vibrierte das Handy, dann spielte die Melodie von „Guten Abend, gute Nacht...“. Auf dem Display erschien der Name seines Freundes Bernd. Bernd Wohlfahrt – mit Bernd hatte Benjamin den Ausflug geplant, der nun an Corinnas Sturheit zu scheitern drohte. Aber Benjamin Krause hatte längst beschlossen, dass es wichtigere Dinge als einen Dienstplan gab.

Gastritis war ihm eingefallen. Ich werde an einer plötzlichen Gastritis leiden!

„Grüß dich, Bernd! Stell´ dir vor, bei mir wurde eingebrochen.“ Benjamin rutschte während er telefonierte mit dem Rücken an der Wand gelehnt Richtung Boden. Die eine Hand schirmte die Stirn ab, die andere presste das Handy ans Ohr.

„Wie, eingebrochen?“, fragte Bernd verwundert, als hätte er das erste Mal in seinem Leben das Wort Einbruch gehört. Ein bisschen begriffsstutzig war Bernd schon gewesen, bevor er angefangen hatte methodisch zu kiffen. Seitdem schienen allerdings die Worte erst per E-Mail über einen überlasteten Server in das Verarbeitungszentrum seines Gehirns zu gelangen. Benjamin beschränkte sich auf überschaubare Botschaften.

„Klamotten, Fernseher, PC, alle CDs. Weg!“

Bernd brauchte ein bisschen. „Auch die mitgeschnittenen von der Fusion?“

„Auch die.“

„Scheiße!“

„Im wahrsten Sinne des Wortes... Hör mal, ich muss jetzt erst einmal alles durchchecken und sehen, ob unsere Probeaufnahmen ebenfalls geklaut worden sind. Möglicherweise müssen wir unsere Reise sogar verschieben. Du verstehst?“

„Die sind doch auf DVD. Und waren versteckt. Oder?“

„Ja, Bernd. Aber alle meine Schränke wurden durchwühlt. Vielleicht haben die einfach alles mitgehen lassen.“

„Verdammt!“

Seine Hand an der Stirn fasste fester zu. Die andere Hand am Handy erschlaffte. Benjamins Blick schweifte über das hinterlassene Chaos im Zimmer. Die Türen seines Sekretärs standen offen. Im Moment war es für ihn schwer zu beurteilen, ob dort etwas fehlte. Er wusste, dass seine wichtigsten Papiere im obersten Schubfach lagerten. Die DVD von den Probeaufnahmen hatte er sorgsam in einem Schuhkarton versteckt, in dem sich neben alten Liebesbriefen ein Pornoheft und ein Nacktkartenspiel befanden. Erst schoss ihm die Röte ins Gesicht, dann keimte ein bisschen Hoffnung. Er entdeckte den Schuhkarton. Der Schuhkarton war geschlossen.

Bernd schien die ganze Zeit über etwas zu grübeln. „Und wenn die Bullen...? Ich meine, wenn die Bullen da rumgewühlt haben?“

„Bernd! Was für ein Unsinn.“

„Ach ja?“

„Das ist Quatsch!“

Im Zimmer war es für Benjamins Geschmack gerade ein bisschen zu still. Gern hätte er jetzt einen seiner neuesten gebrannten Techno-Beats dröhnen lassen, nur fehlte dazu beides: Die CDs und der Player.

„Diese Mistkerle!“, entfuhr es ihm und Bernd schien am anderen Ende zu nicken.


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