Читать книгу Parsifal - Joachim Stahl - Страница 11
Оглавление1. Akt: Einsatz auf Torr IV
1. Szene
„Bitte setzen Sie sich.“ Admiral Omar Hoffmann lächelte die vier Kreuzer-Kommandanten in dem Besprechungsraum müde an.
Major Petrus Taunsend, Befehlshaber des Forschungsraumschiffs GIORDANO BRUNO-I, das den inoffiziellen Namen DIANA trug, folgte der Aufforderung ebenso wie seine drei Kollegen und nahm auf einem der gepolsterten Stühle an dem runden Tisch Platz. Gedankenverloren strich er sich sein kragenlanges braunes Haar hinter die Ohren.
Hoffmann setzte sich ebenfalls und warf dabei einen Blick auf das Multikomgerät an seinem linken Handgelenk. Der Admiral war keine eindrucksvolle Erscheinung. Er stand kurz vor der Pensionierung, sein kurzes Haar war bereits stark ergraut und licht. Falten durchzogen sein rundliches braunes Gesicht, in dem die dunklen Augen unter buschigen Brauen lagen. Doch Taunsend empfand großen Respekt gegenüber dem Admiral, der seine Untergebenen niemals von oben herab behandelte. Man hatte stets das Gefühl, dass er sich nicht nur für das ihm anvertraute Expeditionsschiff GIORDANO BRUNO, sondern für jedes einzelne der etwa 330 Besatzungsmitglieder verantwortlich fühlte. Und diese Verantwortung bedeutete sicherlich eine stete Last. Kein Wunder, dass der Admiral auch heute wieder etwas erschöpft wirkte.
Hoffmann räusperte sich kurz. „Sie ahnen, dass ich Sie nicht hierhergebeten hätte, wenn ich nichts für Sie zu tun hätte.“ Diesmal wirkte sein Lächeln wieder so verschmitzt, wie man es bei ihm oft an guten Tagen sehen konnte. „Aber keine Bange, meine Dame, meine Herren, es gibt keinen großen Anlass zur Sorge.“
„Sprach der Hirte kurz vor dem Festtag zu seinen gemästeten Zöglingen.“ Zaltan Rimski, der stämmig gebaute Kommandant der GB-II, genannt MARS, grinste keck. „Verzeihen Sie, Chef, ich wollte Sie nicht unterbrechen.“
Hoffmann runzelte die Stirn, die daraufhin noch faltiger als zuvor wurde, und hob mit gespieltem Ernst drohend den Zeigefinger. „Major Rimski, Sie werden keine Karriere im gehobenen Raumdienst machen, wenn Sie Ihren notorischen Sarkasmus nicht etwas besser zügeln.“
Rimski versuchte, sein stark zernarbtes Gesicht unter den sorgsam gescheitelten hellbraunen Haaren zerknirscht wirken zu lassen, doch der Schalk stand nach wie vor in seinen grauen Augen. „Ich werde tun, was ich kann. Wie jeder der hier Anwesenden weiß, kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als jeden Tag in ein wohltemperiertes Büro zu gehen und dort eine Datei voller hochinteressanter Informationen nach der anderen zu öffnen.“
„Ja, wir kennen dich alle, Zaltan.“ Die Lippen unter Taunsends großen, langen Nase verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Und du wirst es vermutlich nur schwer glauben können, aber wir mögen dich trotzdem.“
Die Runde brach in Gelächter aus, Rimski inklusive.
„Weiter im Text!“ Hoffmann ließ seinen Blick über die vier Raummajore gleiten. „Wie Sie wissen, haben wir soeben die ehemalige Außenbasis Torr IV erreicht. Was Ihnen noch nicht bekannt sein dürfte, ist der Grund unserer Fahrt hierher. Sagt Ihnen der Name Vlock etwas?“
Jonna Cossy, Kommandantin der GB-III, genannt VICTORIA, hob kurz die Hand. „Eine neuentdeckte Rasse Außerirdischer, die offenbar auf Tyros für allerlei Unruhe gesorgt haben“, antwortete sie.
Hoffmann nickte bedächtig. „Das ist leicht untertrieben. Sie haben dort die Reihen höchster Amtsträger auf eine Weise gelichtet, die auch mir altem Schlachtross Unbehagen bereitet. Diese Wesen sind zwar körperlich äußerst schwach, sie ähneln gefüllten Luftsäcken, aber sie verfügen über mentale Kräfte, die unter Umständen verheerender als so manche Strahlenwaffe sind. Die Vlock können Menschen manipulieren und dazu zwingen, in ihrem Sinne zu handeln.“
„Das kommt mir bekannt vor“, warf Amir Xu ein, der das Kommando über die GB-IV, genannt MINERVA, innehatte. „Die Frogs waren doch auch dazu imstande, nicht wahr?“
„Völlig richtig“, bestätigte Hoffmann. „Und damit schließt sich der Kreis. Nach den von den Vlock initiierten Mordanschlägen auf Tyros herrscht in den Führungskreisen unseres Planetenbundes verständlicherweise große Unruhe. Man will unbedingt und so schnell wie möglich verhindern, dass sich so etwas wiederholt. Und bei der Suche nach einer Lösung des Problems stieß man auf einen Wissenschaftler namens Valan. Dieser beschäftigte sich während des Frog-Krieges mit der Untersuchung der sogenannten Telenose, mit der diese rätselhaften Außerirdischen uns Menschen ihren Willen aufzwingen konnten. Hier auf Torr IV steht eine ehemalige Forschungsstation Valans. Unser Expeditionsschiff befand sich zufälligerweise näher daran als alle anderen Raumer der Sternenlicht Vereinigung, daher hat uns die Oberste Raumfahrtbehörde damit beauftragt, diese Anlage zu untersuchen. Sämtliche Datenträger, die wir dort finden, sind anschließend zur Auswertung unverzüglich nach Moran zu bringen.“
„Und weil das ein reiner Routineauftrag ist, werden sämtliche vier Raumkreuzer ausgeschleust“, warf Rimski in beiläufigem Ton ein.
„Wie Ihr berühmter Spürsinn wieder einmal ganz richtig erahnt hat, mein lieber Rimski, gibt es in der Tat eine kleine Komplikation“, erwiderte Hoffmann. „Ein fremdes Raumschiff befindet sich mit uns im Torr-System. Unsere Funksprüche hat es nicht beantwortet, was leider nichts Gutes erwarten lässt. Wir konnten es nicht genau identifizieren, weil es sich im Ortungsschatten der Sonne befindet, aber ersten Messdaten zufolge könnte es sich um einen Schlachtkreuzer der Fraktalkonföderation handeln.“
„Ein Schlachtkreuzer? Kein leichter Gegner, aber damit wird die GIORDANO BRUNO schon noch fertig, oder?“ Majorin Cossy blickte Hoffmann aus ihren großen, dunklen Augen fragend an.
„Normalerweise schon“, erwiderte der Admiral. „Doch schadet es nichts, Vorsicht walten zu lassen und die Raumkreuzer in Kampfbereitschaft zu versetzen.“ Er fixierte Taunsend. „Die GB-I bekommt den Auftrag, die Daten zu bergen. Lassen Sie Ihre Phönix bei der Forschungsbasis landen. Die GIORDANO BRUNO und die drei anderen Kreuzer sorgen dafür, dass Sie dabei nicht gestört werden. Und nun an die Arbeit, meine Dame, meine Herren. Wie ich schon erwähnt habe, die Zeit drängt, daher werden wir unsere Befehle so schnell wie möglich ausführen. Danke für Ihr Kommen.“ Er nickte den vier Kreuzer-Kommandanten zu, bevor er sich von seinem Stuhl erhob.
Taunsend strich sich nachdenklich über den kurzen Vollbart, dann stand auch er auf. Dabei bemerkte er, dass Rimski ihm einen verstohlenen Blick zuwarf, der gar nicht zu seinem üblichen burschikosen Gehabe passte. Ihm war, als könnte er in Rimskis Augen Sorge, wenn nicht gar Angst lesen.