Читать книгу Parsifal - Joachim Stahl - Страница 9

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Sauerstoff-Restanzeige: 2 %.

Carmen hatte nach dem Zusammenbruch ihrer Mutter um Hilfe geschrien. Nachbarn hatten daraufhin den medizinischen Notdienst gerufen, der nach qualvoller Wartezeit endlich das schäbige Stadtviertel erreicht hatte und die ohnmächtige und schweratmende Frau ins Krankenhaus fuhr. Die Tochter durfte mit in den Medogleiter steigen. Sie erinnerte sich an das Betreten des Krankenhauses, das sie an jenem Tag zum ersten Mal in ihrem Leben sah, an die Vielzahl von Menschen dort, die meisten hilfebedürftig, die anderen in ihren himmelblauen Kleidern hilfegebend. Eine Ärztin hatte sich der Mutter angenommen, eine schlanke Frau mit mandelförmigen Augen, die von ersten Falten umkränzt wurden, und am Hinterkopf zusammengebundenen schwarzen Kraushaaren.

Verzweifelt hatte die Tochter die Ärztin angeblickt und gefragt, ob sie ihrer Mutter helfen könne, ob diese wieder gesund werde und wie lange das dauere. Die Ärztin hatte sie unverbindlich angelächelt und dabei gemustert. Ob sie wisse, ob ihre Mutter Geld habe, hatte sie statt einer Antwort erwidert. Das Mädchen hatte die Ärztin daraufhin angeblickt, als wäre es soeben von ihr geohrfeigt worden. Nein, hatte es geflüstert.

Ohne ein weiteres Wort an die Tochter zu richten, gab die Ärztin einem Medorobot den Befehl, die Mutter wegzubringen. Das Mädchen solle im Wartezimmer Platz nehmen, es werde dort bald erfahren, wie es weitergehe. Daraufhin hatte Carmen sich auf einen der wenigen freien Stühle gesetzt und mit bangem Herzen gewartet.

Kaum jemand der anderen Wartenden beachtete sie. Nur eine ältere, dicke Frau, die mit leicht gespreizten Beinen auf der gegenüberliegenden Seite saß, warf ihr gelegentlich einen Blick zu. Doch fand Carmen darin weder Mitgefühl noch auch nur Interesse.

Schließlich kam ein junger Mann in himmelblauen Kleidern auf sie zu und bat sie, ihn zu begleiten. Die Ärztin ließ sich nicht mehr blicken. Der dunkelhäutige Pfleger gab sich erkennbar Mühe, eine Spur von Kummer zu zeigen, als er ihr mit ernster Stimme mitteilte, dass ihre Mutter soeben gestorben sei. Man habe ihr leider nicht mehr helfen können, das Virus habe sie erstickt. Und ob sie andere Verwandte in der Stadt habe.

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