Читать книгу Parsifal - Joachim Stahl - Страница 15

Оглавление

„Verdammt, das hab ich mir anders vorgestellt.“ Hinter der Scheibe seines Raumhelmes wirkte Muns rundliches Gesicht so besorgt wie nur selten. Der Bordingenieur der DIANA stand in seinem tarnfarbigen Raumanzug Darlfrey gegenüber in der Schleusenkammer der verlassenen Forschungsstation.

„Ich weiß, du hast von lauschigen Büschen geträumt, in denen du mich vor und nach unserem Auftrag kurz vernaschen kannst, du Lustgreis. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Darlfrey zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln, auch wenn es ihr schwerfiel.

„Danke, jetzt geht es mir schon viel besser“, feixte Mun. Der leicht untersetzte Leutnant diente seit fast zwanzig Jahren in der Flotte und hatte seine Nerven in aller Regel gut im Griff. „Ich frage mich nur, warum dieser Valan ausgerechnet hier im kosmischen Nirgendwo eine Forschungsstation errichtet hat. Weshalb er diese Einöde dann wieder verlassen hat, kann ich schon besser verstehen. Hier würde ich es auch nicht lange aushalten.“

„Zum Glück fragst du dich selbst. Ich hab nämlich leider auch keine schlaue Antwort darauf. Und nun komm, bringen wir es hinter uns.“ Darlfrey betrat den etwa vier Meter breiten und gut zwei Meter hohen Korridor, der sich hinter der Schleusenkammer ins Innere der Station erstreckte.

Wie Taunsend bei der Einsatzbesprechung angekündigt hatte, war die Station nicht sonderlich groß. Das flache quaderförmige Gebäude, dessen Rückseite an eine Felswand angelehnt war, war etwa zwanzig Meter breit und vierzig Meter lang. Allzu viele Räume, die es zu durchsuchen galt, dürfte es also nicht enthalten.

Die Lufterneuerungsanlage, welche die Anlage einst mit Sauerstoff geflutet hatte, war nicht mehr in Betrieb. Das auf der Oberfläche des Planetoiden herrschende Vakuum hatte auch die Station erfasst, obgleich die Eingangstür geschlossen gewesen war und von Darlfrey und Mun durch den Einsatz ihrer HM-6-Strahler hatte geknackt werden müssen. Der breitgefächerte Lichtstrahl ihrer Helmscheinwerfer beleuchtete die hellgrauen Wände, deren Verkleidung nach etlichen Jahrzehnten der Vernachlässigung bereits etliche Risse aufwies.

„Es wäre schön, wenn wir einen Bauplan der Anlage hätten“, bemerkte Mun.

„Warum das denn? Hast du als Kind etwa nicht gerne Suchen gespielt?“

„Eher Verstecken. So hatte ich vor meinem schlagfreudigen großen Bruder wenigstens ab und zu mal meine Ruhe. Du musstest dich natürlich nie verstecken. Du bist ja sogar in der späten Blüte deiner Jahre und voll ausgewachsen noch so klein, dass man dich ohne Lupe kaum sehen kann.“

„Was ich vermutlich mit deinem besten Teil gemeinsam habe, mein lieber Kio, auch wenn ich das noch nie sehen musste und auch keinerlei Verlangen danach empfinde. Und jetzt mir nach, falls deine altersschwachen Augen mich in dieser Finsternis erkennen können.“ Mit raschen Schritten, die bei der geringen Schwerkraft des Planetoiden kaum Mühe erforderten, eilte Darlfrey in das Innere der Forschungsstation.

Die Lautlosigkeit der Szenerie zerrte an den Nerven. Selbst wenn ein Wesen in Todesangst geschrien hätte, wäre es im Vakuum der verlassenen Forschungsstation für andere nicht zu hören gewesen. Deshalb neigten Raumfahrer zur eigenen Beruhigung häufig zu mehr oder weniger sinnvollem Geplapper über den Helmfunk.

Darlfrey hatte sich mit zunehmendem Alter immer öfter gefragt, was schlimmer sei, taub zu werden oder zu erblinden. Nichts mehr sehen zu können war ihr meist als das kleinere Übel erschienen. Nicht nur wegen der Musik, die sie innig liebte. Doch die nur durch das Licht der Helmscheinwerfer durchbrochene Finsternis in der Station führte ihr buchstäblich vor Augen, wie unangenehm auch die ewige Dunkelheit sein musste.

An beiden Seiten des Ganges tauchten nach etwa zehn Metern die ersten Türen auf.

„Wollen wir mal anklopfen?“, fragte Mun.

„Das würde ja denen hinter der Tür die Überraschung verderben.“ Darlfrey drückte auf den Öffnungsknopf neben der Tür zu ihrer Linken. Wie von ihr erwartet, geschah nichts. Es wäre auch verwunderlich gewesen, wenn die Energieversorgung der Station noch funktioniert hätte. Für Stromausfälle gab es jedoch stets auch eine manuelle Vorrichtung zum Öffnen. Darlfrey griff nach dem dafür vorgesehenen Hebel an der linken Seite der Tür und rüttelte daran. Wiederum ohne Ergebnis.

„Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.“ Mun zückte den HM-6-Strahler und richtete ihn auf die Tür. „Oder hast du etwa ausnahmsweise eine bessere Idee als ich, Ronja?“

Darlfrey schüttelte den Kopf. „Ich bin zwar mit großem Abstand klüger als du, aber in technischen Fragen bist du mir über. Schieß die Tür auf! Beim Haupteingang zur Station hat es ja auch geklappt.“

Der Laserstrahl zerstörte den Schließmechanismus der Tür binnen weniger Sekunden. Mun drückte sie auf. Dahinter beleuchtete sein Helmscheinwerfer einen fensterlosen Raum voller Regale und Schränke. „Müssen wir die etwa alle durchwühlen?“

„Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, seufzte Darlfrey. „Ich übernehme die linke Seite, du die rechte, einverstanden?“

„Geniale Idee, Ronja. Und da behauptest du, ich wäre dir technisch überlegen.“

Parsifal

Подняться наверх