Читать книгу Parsifal - Joachim Stahl - Страница 6
ОглавлениеOuvertüre
Sauerstoff-Restanzeige: 5 %.
Rot leuchtete die Zahl auf dem digitalen Armband. Vor einigen Minuten war die Anzeige orange gewesen, aber da war die Zahl auch noch höher. Sauerstoff entsteht im Vakuum des Alls eben nicht, er wird von Lungenatmern wie dem Menschen nur verbraucht. Mit jedem Atemzug verschwand ein kleiner Vorrat des lebenswichtigen Gases aus dem Rückentornister ihres Raumanzugs. Jeder Atemzug, der zum Sauerstofftransport des Blutes und damit zum Funktionieren der Organe notwendig war, brachte den Tod ein Stückchen näher. Wir leben, um zu sterben.
Doch war sie nicht viel zu jung zum Sterben? Gerade einmal 19 Jahre. Es kam ihr vor, als wäre sie neulich erst noch ein Mädchen gewesen, keine Frau. Ihre Brust noch flach, verspielte Gedanken im Kopf unter den dichten, dunklen Haaren, die sie damals schulterlang trug.
Ihre Mutter war nicht viel älter als 19 gewesen, als sie ihre erste und einzige Tochter auf die Welt gebracht hatte. Die Welt war ein Wüstenplanet namens Kharak, von Menschen erst seit wenigen Jahrhunderten besiedelt. Etwas kleiner als Terra, die Stammheimat der Menschheit, die inzwischen vom Krieg erschöpft und kaum noch bewohnbar war. Und sehr viel wärmer, weil der Blaue Riese des Systems den zweiten Planeten mit seinen Strahlen flutete.
Erinnerungen an ihre Kindheit entstanden in ihrem Kopf und sie klammerte sich daran wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring. Das schöne Gesicht ihrer Mutter, die stets liebevoll für sie gesorgt hatte. Grünbraune Augen, die das quirlige Treiben ihrer Tochter beobachteten. Wie sorglos und leicht das Leben erschienen war, als sie ein kleines Mädchen gewesen war.