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Mitte: Hessen, Thüringer Wald und Odenwald

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Der mittlere Teil der Fachwerkstraße gliedert sich in drei parallele Strecken durch Hessen und Thüringen, bevor die vierte bis an den Odenwald führt. Im Osten geht’s los in der ersten »Historischen Europastadt«, Stolberg, über Bleicherode mit Bergbauanlagen bis Worbis im Eichsfeld. Die Hansestadt Mühlhausen genoss schon Johann Sebastian Bach, in Wanfried lockt der historische Werrahafen und in Treffurt die knuffige Burg Normannstein. Vacha mit herrlichem Rathaus ist das »Tor zur Rhön«, und in Schmalkalden bietet das Fachwerkerlebnishaus alte Baukunst zum Anfassen.


Neben Fachwerk stehen frühklassizistische Bauten, wie das Rathaus von Gengenbach.


Auf vielen Markplätzen locken lauschige Cafés am Brunnen, hier in Bad Camberg.

Persönlicher Tipp

MITTELDEUTSCH VERZAPFT


Frankfurts Rathausplatz, der Römerberg, ist seit dem Mittelalter Zentrum der Stadt.

Lebhafter und ein wenig rebellisch wirkt das mitteldeutsche oder fränkische Fachwerk: Die Balken stehen in unregelmäßigen Abständen, mal weiter, mal enger, gern mit diversen Ziervarianten wie dem Andreaskreuz oder dem »Wilden Mann«. Aber immer sicher verzapft. Meist stehen die Häuser mit dem Giebel zur Straße hin – in den Mittelgebirgen bis an den Neckar und Odenwald, vom Elsass im Westen bis nach Polen, aber auch in Franken. Deutlicher als im Norden scheint das Haus in die Höhe zu streben, der Giebel ragt eher steil auf – ideal für dicht besiedelte, wachsende Orte. Vorn lag die »gute Stube«, hinten waren die Schlafräume, für Stall und Erntelager gab es eigene Bauten. Draußen auf dem Land herrschte das Ernhaus vor, ebenfalls von vorn nach hinten gegliedert. Als Beispiele für fränkisches Fachwerk stehen viele zwischen Harz und Odenwald, so auch im Hessenpark und in Michelstadt. Besonders prächtig wurden oft die Rathäuser errichtet, dazu gehörte auch der Frankfurter Römer.

Im Weserbergland startet die zweite Teiltour in der »Fachwerkmetropole« Hann. Münden und mäandert über Eschwege – mit mehr als 1000 Fachwerkhäusern – via Melsungen und die Brüder-Grimm-Stadt Wolfhagen nach Korbach. Im fürstlichen Bad Arolsen entschied sich die Zukunft der Niederlande, in Korbach schmückt ein Pranger den Markt, während Fritzlar von alter Größe als Dom- und Kaiserstadt träumt. Hoch über Homberg/Efze bietet die Hohenburg einen schönen Altstadtblick, während Rotenburg an der Fulda von mittelalterlichen Mauern und Türmen gerahmt ist. In Bad Hersfeld steht die größte romanische Kirchenruine von Europa, Schwalmstadt hat gleich zwei Fachwerkkerne und Schlitz mehrere Burgruinen. Zum Schluss geht es rund um den erloschenen Vulkan Vogelsberg über Lauterbach, Grünberg, Lich, Butzbach und das wehrhafte Büdingen bis nach Steinau an der Straße – kurz hinter der Domstadt Gelnhausen, von Barbarossa als Kaiserpfalz gegründet.

Die dritte Tour beginnt im Oranierort Dillenburg und führt über Herborn, Wetzlar, Braunfels und Hadamar bis zur Bischofsstadt Limburg an der Lahn. Sehenswert neben Dom und Schloss ist auch das »Haus der sieben Laster«. Kneippen kann man in Bad Camberg, während Idstein mit Burg und Hexenturm im Zentrum lockt. Die Sekt- und Gutenbergstadt Eltville kombiniert Fachwerk mit prunkvollen Patrizierhäusern.

Von hier geht es aufs letzte Teilstück nach Südhessen: Trebur, Dreieich und Dieburg, wichtig im mittelalterlichen Kaiserreich. Malerisch ist die Brüder-Grimm-Stadt Hanau mit Steinheim, beeindruckend Seligenstadt mit Papstbasilika und Kloster. Es folgen die Residenzstadt Babenhausen und die Schlösserstadt Groß-Umstadt, kurz vor dem Odenwald – Heimat der Glas- und Elfenbeinkunst. Wertheim und Miltenberg, Walldürn, Erbach und Reichelsheim erzählen von vergangenem Reichtum.

Persönlicher Tipp

SÜDDEUTSCH VERNAGELT


Das Gotische Haus von Gelnhausen ist eines der ältesten Fachwerkhäuser Hessens.

Am breiten Abstand zwischen den Ständerbalken und den sogenannten doppelten Rähmhölzern ist das oberdeutsche oder alemannische Fachwerk zu erkennen. Zwischen Neckar und Bodensee bis hinunter in die Schweiz und nach Österreich war es verbreitet, vom Schwarzwald bis zum Böhmerwald. Diese Fachwerkbauten gehören zu den ältesten Deutschlands, sie datieren bis zurück ins 14. Jh. und wurden im 16. Jh. sogar verboten. Denn die Balken wurden »verblattet« und mit Holznägeln verbunden, was sich mit der Zeit als weniger stabil herausstellte, besonders wenn ein Haus brannte. Spätestens nach drei Jahrhunderten hatte sich deshalb auch im Süden das fränkische Fachwerk durchgesetzt. Gut erhaltene Beispiele sind selten, etwa das »Nonnenhaus« in Rottenburg am Neckar, das »Gotische Haus« in Gelnhausen, die Rathäuser in Besigheim und Markgröningen, Teile der Altstadt von Esslingen/Neckar, das Frechshaus in Forchheim sowie das prächtige Palmsche Haus im ohnehin sehenswerten Marktplatzensemble in Mosbach.

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