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Wie ich Herrn Müller ausgetrickst habe

So übel ist mein neuer Klassenlehrer nicht. Wir haben ihn in Deutsch und Sport. Er kann super Fußballspielen und beim Turnen hat er uns ein Flickflack vorgemacht. In Deutsch hat er eine Leseliste ausgeteilt. Wenn man ein Buch von der Liste gelesen hat, lässt du dich abfragen und bekommst dafür Punkte, für die dickeren und langweiligeren Bücher gibt es mehr als für die dünnen und spannenden. Für einen Band Harry Potter will er nur fünf Punkte geben, weil das angeblich sowieso jeder kennt. Die Punkte werden aufgeschrieben und am Ende des Halbjahres kannst du deine mündliche Deutschnote um eine ganze Stufe verbessern, aus einer Drei wird eine Zwei usw.. Bei der Gesamtnote zählt bei uns das Mündliche mehr als das Schriftliche. Ich will gute Noten haben, weil ich später ein weltberühmter Architekt werde. Mit einigen Jungen aus meiner Klasse, die im selben Fußballverein spielen, hatte ich mich verabredet, dasselbe Buch zu wählen: Jugend ohne Gott, von Horvath. Jeder liest nur ein Kapitel, beim Training erzählen wir uns dann schnell die anderen in der Umkleide, sodass jeder einen Überblick hat. Herr Müller fragt meist mehrere Schüler zugleich in den Pausen ab. Anselm hatte dann im Internet noch eine Zusammenfassung gefunden und für uns ausgedruckt.

Und dann ging es los, direkt nach der normalen Deutschstunde zu Beginn der großen Pause. Ole erzählte den Anfang des Buches, wie der Lehrer neu in die Klasse kommt usw.. Herr Müller unterbrach ihn mit der Frage: „Wann taucht der gefährliche große Hund auf?“

Ole stockte, runzelte die Stirn und sagte: „Als der Lehrer von der Schule nach Hause gegangen ist.“

Und dann: „Welche Rolle spielt der Hund, Anselm?“

Anselm sagte: „Na ja, der hat den Lehrer angefallen.“

Mit diesen Antworten waren die beiden draußen. „Ihr habt das Buch nicht gelesen, ihr könnt gehen“, so Müller.

Felix erzählte als Nächster von dem Diebstahl und dem Mord, aber Herr Müller kam wieder mit einer Zwischenfrage: „Was ist mit dem Mann im Mond?“ Felix dachte, das wäre eine Fangfrage, dachte ich übrigens auch, und sagte: „Der kommt nicht vor.“

Dann konnte auch Felix gehen, es war doch keine Fangfrage. Ich blieb übrig und erzählte das Ende des Romans, wie der Lehrer nach Afrika fährt. Herr Müller fragte mich, welche Bedeutung die Prinzessin aus dem Hochadel hat. Keine Ahnung, aber ich bin ein guter Spieler, ich sagte: „Sie kommt nicht vor.“

„Richtig“, meinte Müller, „aber du kannst bestimmt etwas zu dem Erdbeben sagen.“ Ich hatte wieder keine Ahnung, ich bluffte: „In dem ganzen Roman ist die Erde ruhig.“

„Stimmt“, sagte Herr Müller, „du scheinst das Buch gelesen zu haben, volle Punktzahl.“

Tricksen und Täuschen zahlt sich aus! Allerdings werde ich noch mal nachlesen, wie das mit dem Mann im Mond ist, ob es den gibt, bin da halt neugierig geworden.

Schauderwelsch

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