Читать книгу Argots Schwert - Johanna Danneberg - Страница 4
Tag 2, Freitag
ОглавлениеFalk erwachte vom Weckerklingeln. Träume schlängelten sich wie Wiesel nach allen Seiten hin aus seinem Bewusstsein heraus. Er schaute sich im Dämmerlicht um und erkannte sein Zimmer: der Schrank, der Schreibtisch, der Computer. Er lag auf seinem Schlafsofa, in zusammen geknüllten Decken. Durchs Fenster sah er graublauen morgendämmernden Himmel. Das Display seines Handys zeigte sechs Uhr.
Falk zog die Decke hoch bis unters Kinn. Zwischen den Traumschatten tauchten die Geschehnisse des gestrigen Abends aus seiner Erinnerung auf. Mit einem Ruck setzte er sich auf, woraufhin in seinem Schädel ein hektisches Hämmern einsetzte, was ihm wiederum auch die Flasche Lambrusco wieder ins Gedächtnis rief, die bei irgendeiner Pizzalieferung dabei gewesen war, und die er und Robs gestern Abend auf den Schreck noch in der Küche geöffnet hatten.
Falk warf die Decke zur Seite, schnappte sein Handtuch, das über der Tür zum Trocknen gehangen hatte und stolperte die schmale Holztreppe vor seinem Zimmer hinunter. Er bog direkt ins Bad ab, griff nach Zahnbürste und Zahnpasta und ging dann zähneputzend weiter Richtung Küche.
Dort sah er es bestätigt: mitten auf dem Küchentisch, zwischen Werbezeitungen, der leeren Lambruscoflasche und zwei weißen Kaffeebechern aus der Unimensa, lagen der Lederbeutel von gestern Nacht und die Gegenstände, die sich darin befunden hatten. Da war das Schwert, wieder sorgfältig in seine Scheide gesteckt. Daneben lag ein Briefumschlag, den sie ebenfalls in dem Beutel gefunden hatten. Er war verschlossen und wog schwer in der Hand. Der Inhalt, hatten Falk und Robs vermutet, musste aus mehreren dicken Papierseiten bestehen. Auf dem Umschlag hatten nur vier Worte gestanden, mit blauer Tinte in gleichmäßiger geschwungener Handschrift geschrieben: ‚Für Mark von Marie’.
Dann sah Falk, dass Robert ihm auf der Rückseite eines Kassenzettels eine kurze Nachricht hinterlassen hatte:
‚Wir sehen uns in einer Woche. Sieh lieber zu, dass du das Zeug wieder zurückschaffst!’
Daneben war ein kleines grinsendes Gesicht gemalt.
Robert hatte es also tatsächlich pünktlich aus dem Bett geschafft, und war nun bereits unterwegs zu seinem einwöchigen Trainingslager, irgendwo im Harz. Wahrscheinlich würde er sich im Bus noch einmal zusammenrollen, ein paar Stündchen schlafen, und keinen Gedanken mehr an ihn, Falk, verschwenden, der sich jetzt mit diesem Mist herumschlagen musste.
Eine Weile stand Falk unschlüssig in der Küche herum, dann beschloss er, dass er erst einmal zur Arbeit musste. Er ging zurück ins Bad, wusch sich den Mund aus und stieg unter die Dusche. Das heiße Wasser machte ihn munter. Hinterher warf er einen Blick in den Spiegel. Seine Haare, dunkelblond und tropfnass, hingen ihm bis zum Kinn, wo ein paar Bartstoppeln unmotiviert vor sich hin sprossen. Lohnte sich nicht, die heute zu rasieren, fand er. Dunkle Augenringe und die fahle Haut verrieten ihm, dass die Woche sich dem Ende zuneigte. Seine Augen, eng zusammenstehend, leuchteten hellgrau aus den tiefen Höhlen unter seinen Brauen hervor. Falk entschied, dass er nicht schlimmer aussah als sonst.
Während er sich abtrocknete, begann er, Stück für Stück zu rekonstruieren, was eigentlich gestern passiert war. Sie waren bei Konrad gewesen. Sie hatten gegrillt und ein paar Bierchen getrunken. Später hatte Konrads Freundin ihnen allen noch Schnaps aufgedrängt. Wir hatten wohl doch schon einiges getankt, dachte Falk, sonst wäre ich doch nie auf die Idee gekommen, auf dem Heimweg in das verdammte alte Haus einzusteigen. Und diesen Beutel mitzunehmen. Wobei ja eigentlich Robs Schuld war. Aber zumindest hatte er, Falk, mit der Aktion dafür gesorgt, dass diese Fanni hier nicht mehr aufkreuzen würde.
Falk stieg zu seinem Zimmer hoch und zog eine frische Boxershorts an, sowie die knielange weite Hose vom Vortag, ein frisches T-Shirt und einen schwarzen Kapuzenpullover.
Wo ist mein Rucksack, überlegte er. Ach ja, noch unten. Genau wie das andere Zeug.
Die Flasche Lambrusco hinterher in der Küche war irgendwie auch überflüssig gewesen, erkannte Falk angesichts des dumpfen Schmerzes im dem Bereich hinter seiner Stirn. Aber nach der Geschichte hatten sie einfach noch einen trinken müssen. Sie hatten einen Diebstahl begangen, soviel war ihnen klar gewesen. Dabei hatten ja nur aus Spaß ein wenig in dem alten verlassenen Haus herumschnüffeln wollten. Hatten sie ja schließlich früher auch schon gemacht, das Ding stand doch seit Jahrzehnten leer. Was hatte es bloß mit dem Lederbeutel und dem Schwert auf sich? Wie waren diese Sachen dorthin gekommen. Hatte sich wirklich jemand im Haus befunden, im oberen Stockwerk? Wer waren Mark und Marie?
Falk betrachtete das Schwert auf dem Küchentisch. Gestern hatten sie es aus seiner Scheide gezogen. Dunkel war das Metall der Klinge gewesen, fast schwarz, und vom Knauf aus bis zu etwas zwei Dritteln der Länge durch eine flachen Rinne in der Mitte geteilt. Zwischen Knauf und Klinge befand sich der schmale Steg, der gerade und schlicht gearbeitet war. Überhaupt war die Waffe auffallend schlicht, fand Falk, es gab keine Verzierungen bis auf zwei winzige Zeichen, die am oberen Rand der Klinge in der Rinne eingraviert waren.
*
Ein Blick auf die Uhr seines Handys sagte ihm, dass er dringend los musste. Nach kurzem Überlegen brachte Falk Schwert, Briefumschlag und Beutel nach oben in sein Zimmer, wo er alles unter sein Schlafsofa stopfte. Wieder unten in der Küche griff er nach seinem Rucksack, der seit dem Vorabend in einer Ecke lag, schüttete alles, was drin war, aus, so dass die leeren Bierdosen scheppernd auf den Küchenfußboden fielen, und setzte ihn auf. Dann zog er noch seine Wollmütze über den Kopf und die Wohnungstür hinter sich zu.
Leise ging er die Treppe ins Erdgeschoss hinunter, durchquerte den Flur der unteren Wohnung, wo Roberts Onkel Peter mit seiner Frau und den beiden Kindern lebte, und trat ins Freie. Die Wolken der letzten Nacht hatten sich verzogen und der Himmel war blau erleuchtet von den ersten Strahlen der Sonne – es würde einer dieser Tage werden, an denen die klare Kälte des herannahenden Herbstes tagsüber noch einmal von der Septembersonne vertrieben wurde.
Trotzdem war Falk froh über seine blaue Mütze, die er jeden Tag, sommers wie winters, trug, denn als er sein Fahrrad abgeschlossen hatte und die Straße bis zur Buswendeschleife entlang radelte, wehte ihm der Fahrtwind schneidend kalt um die Nase. Er ließ sich den Steinborn hinunter rollen, vorbei an kleinen Doppelhäusern, die bunt gestrichen waren, um die unterschiedlichen Besitzer anzuzeigen. Mit den von niedrigen Mauern begrenzten Vorgärtchen war diese Gegend viel bescheidener als das Villenviertel auf der anderen Seite des Hausbergs.
Falk überquerte die Karl-Liebknecht-Straße am unteren Hangende und fuhr weiter nach Jena Ost, wo er, einige Male abbiegend, über das Kopfsteinpflaster in den engen Straßen holperte. Die Häuser hier standen niedrig und dicht gedrängt beieinander, ab und zu war sogar noch ein Fachwerkgebäude darunter, so dass man das alte Dorf erahnen konnte, das hier, östlich der Saale, einmal bestanden hatte, bevor es von der wachsenden Stadt verschluckt worden war. Falk bog am Supermarkt ab, stellte sein Fahrrad neben dem Parkplatz ab, extra nicht an der Laterne, wo die Nachbarn immer ihre Hunde pinkeln ließen, und betrat den Neubau, in dem die Büroräume des Ingenieur- und Architekturbüros Krehmer untergebracht waren.
An seinem Schreibtisch angekommen wechselte er ein paar Sätze mit seinen Kollegen während der Rechner hochfuhr, und ging dann los, um sich wie jeden Morgen einen Kaffee zu holen. Erst als er am Platz saß und in seinen Rucksack griff, um seine Frühstücksbrote herauszuholen, musste er feststellen, dass er vergessen hatte, sie zu schmieren, etwas, das ihm noch nie passiert war. Dann sah er auch noch die Sekretärin auf seinen Tisch zukommen, und ahnte, dass sie ihn wieder wegen der Druckerpatronen von der eigentlichen Arbeit abhalten würde. Dies drohte definitiv ein Scheißtag zu werden!
Falk flüchtete zur Toilette und schloss sich in eine der Kabinen ein. Während er die Musik auf seinem Player durchging, musste er wieder an die Geschehnisse des gestrigen Abends denken. Und selbst als er sich eine ordentliche Playlist zusammengestellt hatte und sich, die Kopfhörer im Ohr, wieder an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, blieb ihm immer noch ein Detail im Sinn: die beiden Zeichen, die auf dem Schwert eingraviert waren.
Das eine war dasselbe runde wagenradähnliche Zeichen, welches auch an dem alten Haus unter dem Giebel angebracht war. Das andere Zeichen war ein einfacher Buchstabe: ein „A“, in einem Kreis, ohne Schnörkel bis auf die horizontalen Standfüße an den unteren Enden und einem etwas verbreiterten rechten Arm, der sich nach links über den schmaleren Arm hinüberschwang. Und Falk hatte das ganz starke Gefühl, dass er dieses Zeichen kannte.
*
Falk näherte sich dem Dönerimbiss in der Karl-Liebknecht-Straße und sah seine Kollegen, die schon vorgegangen waren, drinnen sitzen. Als EDV-Verantwortlicher der Firma hatte er sich normalerweise den ganzen Tag mit den technischen Problemen seiner Kollegen herumzuärgern, aber heute, und das war wesentlich schlimmer, auch mit denen seines Chefs, der noch nicht im Zeitalter des Internets angekommen zu sein schien. Und die schwerwiegendsten Probleme bekam sein Chef grundsätzlich mittags um kurz vor zwölf, und nachmittags um halb fünf.
Falk überquerte die Straße. Ein paar Autos hupten, da er sich dabei viel Zeit ließ. Er hatte noch nie verstanden, wieso manche Menschen immer so schnell gingen. Er schlenderte lieber. Er genoss ein paar warme Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Den Kapuzenpullover hatte er sich trotzdem übergezogen, es war immer noch frisch.
Sein Zimmernachbar Ralf, der neue Auszubildende aus der Abteilung Hochbau, und die Sekretärin saßen dicht gedrängt auf Barhockern an einem der kleinen runden Tische in dem Imbiss, und verzehrten ihre Döner. Es gab keinen Hocker mehr, und Falk stellte sich mit einer Dürumrolle dazu. Sie gingen für gewöhnlich freitags zum Döner, da sie an diesem Tag eine kleinere Runde waren. Viele Kollegen machten schon früher Feierabend, und zu viert passten sie so gerade an einen der Stehtische. Wie immer lag eine Zeitung aufgeschlagen darauf, und jeder versuchte, die anderen mit einer übertriebeneren Schlagzeile zu übertrumpfen.
„’Kanzlerin jetzt Veganerin’“, las Saskia, die Sekretärin vor.
„’Modezar feiert Orgie in Potsdamer Villa’“, deklamierte Ralf, und dann: „’Festgenommen werden eine Reihe Minderjähriger, drei stadtbekannte Transvestiten und die Großmutter des bekannten Modeschöpfers’! Die Großmutter? Meine sitzt zu Hause und strickt Socken, und in Potsdam feiern sie Orgien!“
„Woher weißt du das so genau?“, meinte Falk und biss so herzhaft in seine Rolle, dass die Soße raustropfte. „Vielleicht feiert sie ja auch mit.“
Der Azubi hatte auch etwas gefunden:
„’Klimawandel zwingt Pinguin, seinen natürlichen Lebensraum zu verlassen’“, rief er aus, und deutete auf das körnige Foto eines der schwarz-weiß gefiederten Tiere, welches auf einem Schneehügel hockte, während im Hintergrund eine felsige Küste zu sehen war, die wenig einladend aussah.
Einen Moment schwiegen alle, dann sagte Saskia geduldig:
„Das ist nicht lustig, Kenni“
„Vor allem ist das Quatsch.“, befand Falk. „Pinguine fühlen sich in solchen Gegenden pudelwohl. Sie brauchen steinigen Untergrund, daraus bauen sie Nester für ihre Eier.“
„Echt jetzt? Ich dachte, die buddeln sich Höhlen im Schnee.“, meinte Saskia.
„Zeig mal das Bild vom Bikinimädchen.“, verlangte Ralf, und sie ließen das Thema fallen, und widmeten sich ihrem Essen.
Auf dem Rückweg sprachen sie über eine weitere Schlagzeile, sie die im Lokalteil gefunden hatte. Ein älterer Mann aus einem Dorf bei Weimar hatte den Hauptgewinn der Jahresverlosung der Zeitung gewonnen, und die Hälfte seines Gewinns an eine Stiftung gespendet. Sie hatten sich darüber ausgetauscht, ob sie auch so großzügig wären, und waren zu der Übereinkunft gekommen, dass es wohl auf die Größe des Gewinns ankäme.
An der Firma angekommen rauchten Saskia und Ralf draußen noch eine Zigarette. Falk blieb bei ihnen stehen, nicht gerade erpicht darauf, wieder ins Büro zu kommen. Er hatte den anderen nicht gesagt, dass er sich als allererstes ein Auto kaufen würde. Die hätten ihn nur ausgelacht, ihn, der noch nicht mal einen Führerschein hatte.
*
Erst kurz vor fünf am Nachmittag verließ Falk als einer der letzten die Firma. Er entschied, sich zur Abwechslung mal einen ruhigen Abend vor dem Fernseher zu gönnen. Zu Hause angekommen, räumte er ein paar Einkäufe, die er auf dem Nachhauseweg besorgt hatte, in den Kühlschrank, der bis auf ein angebrochenes Paket Butter, eine Salami und verschiedene Senf- und Ketchupsorten leer gewesen war. Er riss eine große Tüte Chips auf und begab sich damit ins Nebenzimmer.
Ursprünglich hatten sie den Raum als Wohnzimmer nutzen wollen. Momentan standen hier aber nur eine Couch, eine stachelige Agave und ein Fernseher. Weitere wohnliche Möbel fehlten, dafür lehnte Roberts Rennrad an der Wand und über einem Wäscheständer hingen Falks dreckige Fußballstutzen. Auf dem Boden, der, genau wie in den anderen Zimmern der Wohnung, mit unbehandelten Dielen ausgelegt war, lagen außerdem eine Gewichtstange und zwei Hanteln, zusätzliche Gewichte zum Verschrauben, mehrere Fußbälle, ein Volleyball, Falks alter Hockeyschläger und ein Staubsauger.
Falk warf sich aufs Sofa und schon sich gedankenverloren ein paar Chips in den Mund. Sein Blick wanderte zu Roberts Zimmer nebenan. Die Tür stand weit offen. Sein Freund hatte die Wände vollgehängt mit Postern von Schauspielerinnen und Models, die sich halbnackt an Stränden, in Werkstätten oder auf Kühlerhauben von Sportwagen räkelten. Auf einem Regalbrett an der Wand gleich gegenüber der Tür standen, vom Wohnzimmer aus gut sichtbar, verschiedene kleine und größere Pokale; einige Medaillen hingen darunter. Robs war früher Turner gewesen, hatte dann zum Fußball gewechselt und sogar eine Weile beim Fußballverein Carl-Zeiss-Jena in der Nachwuchsgruppe mittrainiert. Die O-Beine hatte er seitdem immer noch. Mittlerweile studierte er Sport und Mathe auf Lehramt. Robs würde einmal ein guter Lehrer werden, streng, aber trotzdem ein Kumpeltyp, dachte Falk.
Er selber hatte früher Hockey gespielt, jedoch irgendwann das Interesse daran verloren, als er jedes Wochenende zu Spielen fahren musste, die seine Mannschaft für gewöhnlich verlor. Jetzt kickte er regelmäßig mit Robs und den anderen Jungs Fußball auf einem der öffentlichen Bolzplätze oder bei ihrer ehemaligen Schule. Die Idee, ein eigenes Turnier zu veranstalten, war ihnen an einem Abend bei Konrad gekommen, als sie einmal mehr viel zu viel Bier und den selbstgepanschten Likör von Konrads Freundin getrunken hatten. Sie hatten vor, es wie eine kleine Liga aufzuziehen, es sollte Hin- und Rückspiele zwischen den Mannschaften geben, Punkte und eine Tabelle wie in der Bundesliga, und zusätzlich, um die Spannung weiter aufzubauen, noch eine Finalrunde nach Vorbild des DFB-Pokals. Das Problem war nur, dass sie hierfür sie einen Platz brauchten, an dem die Spiele regelmäßig stattfinden konnten.
Falk seufzte. Robs hatte den Rest seines Zimmers im gewohnten Zustand hinterlassen: auf dem zerwühlten Bett lagen verschiedene Kleidungstücke, ein leerer Umzugskarton stand daneben, ein Handtuch war über die Lehne des Stuhls geworfen, der Schreibtisch war übersät mit Notizen und Büchern. Gleich neben dem Schreibtisch befand sich die Tür zur Terrasse – im Sommer ein herrlicher Ort für ein Bierchen in der Sonne, und ganzjährig ihre Abstellmöglichkeit für die leeren Kästen.
Robs hat’s gut, dachte Falk. Der muss sich jetzt nicht mit diesem verdammten Schwert rumärgern! Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seines Freundes, der jedoch nicht dran ging.
Es half alles nichts. Er musste die Sachen zurück in das Haus bringen. Er würde den Beutel einfach wieder dort ablegen, wo sie ihn gefunden hatten. Und am besten brachte er es jetzt gleich hinter sich.
*
Falk stand schon im Flur, seinen Wanderrucksack auf dem Rücken, darin der Lederbeutel mit dem Schwert und dem Brief, als er Schritte auf der Treppe hörte. Dann klopfte es an der Wohnungstür. Hektisch nahm Falk den Rucksack ab und warf ihn ins Nebenzimmer auf die Couch. War ihm schon jemand auf der Spur?, ging es ihm durch den Kopf, nur um sich im nächsten Moment zu ermahnen, wie albern dieser Gedanke war.
„Hey, Falk!“, hörte er dann Peter rufen, den Onkel von Robert. „Bist du zu Hause?“
Falk atmete aus.
„Jo, bin da! Warte!“
Er ging zur Tür und öffnete. Peter stand im Halbdunkel der Treppe, ein kleiner drahtiger Mann, den Falk noch nie ohne sein kariertes Holzfällerhemd gesehen hatte, dessen Ärmel er je nach Jahreszeit mehr oder weniger weit aufkrempelte.
„Was gibt’s denn?“, fragte Falk und im selben Moment fiel ihm ein, dass er wahrscheinlich immer noch ziemlich verschreckt aussah, also bat er Peter mit einer Geste hinein und überlegte, wie er sich am besten verhalten sollte, um wie nach einem ganz normalen Freitagabend zu wirken.
„Willst du ein Bier?“, fragte er, während er in die Küche ging und den Kühlschrank öffnete. „Ach nee, sorry, ich hab gar keins da.“ Er lachte verlegen und richtete sich wieder auf.
Peter stand im Flur, die Hände in den Hosentaschen.
„Nicht schlimm.“, brummte er. Als er die Kabel sah, die an der Decke entlang aus dem Wohnzimmer kommend die Treppe hinauf in Falks Dachzimmer führten, runzelte er die Stirn.
„Was verkabelt ihr denn hier?“
„Nur unsere Computer, dann können wir im Netzwerk zocken, du weißt schon…“
„Achso, achso“, nickte Peter und machte weder Anstalten, sich weiter in die Wohnung hinein zu begeben, noch, wieder hinaus.
„Ja, also wie gesagt, ich kann dir leider nichts anbieten…“, setzte Falk an, ohne zu wissen, wie er den Satz beenden sollte.
„Nee, lass mal, Falk. Ich bin eigentlich nur kurz hochgekommen, weil ich euch was erzählen wollte. Stell dir vor, oben, bei der Straße rüber zum Hausbergviertel, da am Fuchsturm vorbei, da ham se ne Tote gefunden!“
„Was, ernsthaft?!“
Fieberhaft überlegte Falk, was er mit seinen Händen anstellen sollte. Schließlich steckte er sie ebenfalls in seine Hosentaschen. Die beiden standen sich gegenüber, Peter im Flur, er selber in der Küche.
„Ja, irgendwelche Jungs haben sie beim spielen da oben entdeckt. Sie lag in dem alten Holzhaus, ich weiß nicht ob du es kennst. Steht schon seit Jahren leer. Keine Ahnung, wann da zum letzten Mal jemand gewohnt hat.“
„Das gibt’s doch nicht!“
„Doch. Ich hab's eben von der Nachbarin gehört. Kam gerade von Arbeit, wollte den Wagen parken, da quatscht sie mich schon an. Die von gegenüber, die immer den ganzen Tag aus ihrem Fenster glotzt.“
„Ach, die alte Stasitante.“
„Ja, die hat's nicht verlernt. Die Kids, die die Leiche gefunden haben, sind wohl gleich nach Hause gerannt und haben es ihren Eltern erzählt. Und irgendwie hat die Nachbarin es dann auch gleich erfahren.“
Falk machte ein zustimmendes Geräusch, aber in seinem Kopf dröhnte es, als würde eine Eisenbahn durchrasen. Er musste jetzt dieses Gespräch überstehen! Sollte er nachfragen, interessiert tun? Oder besser gleichgültig? Währenddessen fuhr Peter fort:
„Keine Ahnung, wer die Tote ist und wie sie gestorben ist. Aber man muss aufpassen heutzutage. Ich hab meinen Kindern erst mal verboten, draußen zu spielen. Ihr solltet auch die Augen offen halten.“
Falk nickte eifrig.
„Auf jeden Fall, werd ich tun. Ich sag auch Robs Bescheid. Krasse Geschichte.“
„Naja.“, machte Peter abschließend. „Wo ist Robert überhaupt? Immer unterwegs, was?“
Erleichtert über den Themenwechsel nahm Falk seine schwitzenden Hände aus den Hosentaschen und lehnte sich an den Türrahmen zwischen Flur und Küche.
„Ja, der ist grad bei so ner Sache von der Uni, Trainingslager, irgendwo im Harz. Ist heute Morgen losgefahren und kommt erst nächste Woche wieder.“
„Achso. Training, ja? Die Studenten, die machen doch nur Party, dachte ich.“, erklärte Peter und zwinkerte Falk zu. Als Dachdeckermeister hatte Peter immer schon ein diffus kollegiales Verhältnis zu Falk gepflegt, da der ebenfalls nicht studiert, sondern eine Ausbildung als Bauzeichner bei Krehmer gemacht hatte. Als in seiner Firma dann händeringend jemand gesucht wurde, der sich um „diesen ganzen Internetz-Kram“, wie sein Chef es ausgedrückt hatte, kümmern konnte, hatte Falk sich über eine Zusatzausbildung weiter qualifiziert, und war seitdem der offizielle EDV-Verantwortliche für die ganze Firma. Demnächst sollte er sogar noch jemanden zur Unterstützung bekommen. Für Peter lag Falks Arbeit damit deutlich näher an seiner eigenen Vorstellungswelt als das Studentenleben seines Neffen.
„Also gut Falk, wollt euch nur Bescheid sagen.“
Er wandte sich um, öffnete die Wohnungstür und meinte über die Schulter:
„Du denkst an die Miete?“
„Klar, Peter, ich überweise sie gleich, äh, nachher.“
„Ok. Will dich auch gar nicht weiter stören. Das mit dem Bier, das machen wir mal ein anderes Mal.“
„Kein Ding. Mach‘s gut!“
Die Tür schlug zu und Falk wartete, bis Peters Schritte auf der Treppe verklangen. Dann ging er rüber ins Wohnzimmer und starrte seinen Rucksack, der auf der Couch lag, an, als wäre er eine Kofferbombe. Da drin war der Lederbeutel. In dem Beutel war das Schwert. Und der Briefumschlag. Für Mark. Von Marie. Marie, ob das die Frau war, die nun tot in dem alten verfallen Haus gefunden worden war? Was hatte sie in dem Haus gemacht? War sie tatsächlich gestern Abend schon dort gewesen, als er und Robs den Beutel mitgenommen hatten? Hatte sie das Schwert und den Umschlag in das alte Haus gebracht? Wahrscheinlich, denn sie wollte die Sachen wohl jemandem namens Mark übergeben. Jetzt war sie tot! Und in seinem Rucksack befanden sich diese seltsamen Gegenstände, die ganz und gar nicht für ihn bestimmt gewesen waren. Das war nicht gut, das war gar nicht gut!
Bei dieser Schlussfolgerung angekommen begann Falk, ziellos in der Wohnung umherzustreifen. Erneut versuchte er, Robs zu erreichen, aber es meldete sich nur eine Tonbandstimme: der Teilnehmer sei momentan nicht erreichbar. Er wird keinen Empfang haben, dachte Falk. Oder er hat sein Ladegerät vergessen. Oder sein Handy verloren. Wer wusste das schon, bei Robs.
Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, war Falk unterdessen wieder in der Küche angelangt. Er würde der Polizei alles erzählen müssen. Vielleicht würden sie nachsichtig sein. Dass er den Beutel mitgenommen hatte, das war ja bloß eine bescheuerte Wette gewesen. Bloß, dass es jetzt eine Leiche gab. Warum bloß war Robs gerade jetzt nicht da, er steckte schließlich genauso da drin wie er selber!
Was, wenn die Frau nicht einfach so gestorben war? Was, wenn sie umgebracht worden war? Vielleicht von diesem Mark? Das waren wichtige Details, die Polizei würde so etwas wissen wollen! Aber würden er und Robs dann nicht sogar selbst als Verdächtige gelten?
Falk ertappte sich bei der Überlegung, ob sie irgendwo in dem Haus Fingerabdrücke hinterlassen hatten. Die Haustür hatte offen gestanden, die hatten sie nicht berührt. Und als er die Geschehnisse noch einmal durchging, war er sich ziemlich sicher, dass sie auch den Kachelofen nicht angefasst hatten, als sie den Beutel hoch genommen hatten. Immerhin was.
Gut war auch, dass Fanni nichts von dem Schwert mitbekommen hatte. Im Grunde konnte sie noch nicht einmal wissen, ob sie das Haus tatsächlich betreten hatten oder nicht. Und so, wie Robs sie abserviert hatte, konnte Falk nur hoffen, dass sie den gestrigen Abend einfach so schnell wie möglich würde vergessen wollen.
Falk versuchte, den weiteren Heimweg zu rekonstruieren, nachdem sie das Schwert eingepackt hatten. Zuerst waren sie ziemlich zügig losgelaufen, später dann waren sie gemütlich gegangen. Auffällig verhalten hatten sie sich dabei nicht, im Gegenteil, sie hatten sich ganz normal unterhalten. Begegnet war ihnen auf dem gesamten Heimweg sowieso niemand, kein Wunder, das Viertel war nach Einbruch der Dunkelheit für gewöhnlich wie ausgestorben. Trotzdem, woher zum Teufel wollte er wissen, dass nicht doch noch jemand mitbekommen hatte, dass sie in dem Haus gewesen waren!
Falk merkte, dass seine Gedanken sich im Kreis drehten. Zu dem Haus konnte er den Beutel nicht mehr bringen, das stand schon mal fest. Er sollte sich wirklich der Polizei stellen, schließlich hatte er sich ja nichts vorzuwerfen. Außer Diebstahl. Und Hausfriedensbruch. Und wer weiß was noch Allem. Wenn das sein Chef mitbekäme! Er wäre seinen Job los! Nein, die Polizei war ausgeschlossen, er durfte unter gar keinen Umständen mit der Sache in Verbindung gebracht werden!
Falk fasste einen Entschluss: er würde das Schwert sorgfältig abwischen, damit keine Fingerabdrücke oder sonstige Spuren von ihm oder Robs daran zu finden wären. Und heute Nacht würde er den Beutel mitsamt seinem Inhalt in die Saale werfen.
*
In der Küche fand er einen Eimer, in den er heißes Wasser füllte und dann eine halbe Flasche Geschirrspülmittel dazu gab, so dass es ordentlich schäumte. Er brachte den Eimer und seinen Rucksack nach oben in sein Zimmer, zog den Lederbeutel hervor und legte das Schwert auf die Dielen neben seinem Bett. Dann klingelte sein Handy.
„Jetzt meldet er sich.“, sagte Falk halblaut und zog das Telefon aus seiner Hosentasche. Es war aber nicht Robs, der anrief, sondern Michael. Freitagabend!, dachte Falk flüchtig. Vermutlich wollte ihn sein Freund zu irgendeiner Party mitnehmen.
„Jo“, meldete er sich mit wenig Elan in der Stimme. „Was gibt’s?“
„So einiges“, klang die tiefe Stimme von Michael Budarcik aus dem Telefon. „Was machst’n heut Abend?“
„Werd nen ruhigen machen. Ist gestern dann doch ziemlich spät geworden, bei Konrad.“
„Alles klar. Hat Robser die Frau noch rumgekriegt? Wie hieß sie gleich – Franzi?“
„Fanni. Nee, hat er nicht. Wird auch nicht mehr passieren.“
Micha fragte nicht weiter nach, was Falk ihm hoch anrechnete.
„Du kannst mal Konrad anrufen.“, sagte er. „Der meinte gestern, er wolle heute was starten.“
„Jo werd ich. Na dann, mach dir mal nen entspannten Abend.“
„Ich meld mich morgen bei dir.“
„Gut, bis dann.“
Falk klappte sein Handy zu, froh, das Gespräch so unkompliziert beendet zu haben, und wendete sich wieder dem Schwert zu, das er nun aus der Scheide zog. Er hatte sich Schwerter eigentlich länger vorgestellt, und auch mit mehr Verzierungen, mit Edelsteinen besetzt, oder so ähnlich.
Ob das hier ein echtes Schwert war, ein richtiges Kriegsgerät, aus dem Mittelalter? Er wog es in der Hand, dann stand er auf und führte eine schwungvolle Acht in der Luft aus. Es ließ sich problemlos führen und lag gut in der Hand. Falk nahm eine Wasserflasche, die voll neben seinem Bett stand, und verglich das Gewicht. Er schätzte das Schwert auf anderthalb bis zwei Kilo. Kritisch hob er die Waffe vor sein Gesicht – beim kämpfen wäre zusätzliches Zierzeug wahrscheinlich eher hinderlich, vermutete er. Es war eben ein Gebrauchsgegenstand gewesen. Mit einem Ausfallschritt trat er weit nach vorne und stach das Schwert vor sich in die Luft. Dann lachte er leise und setzte sich wieder hin.
Das Schwert auf dem Schoß, zog er den Eimer Wasser heran, tauchte einen Lappen ein und begann, sorgfältig die Klinge, den Griff und den Steg abzuwischen, nicht ohne sich dabei flüchtig zu fragen, ob dieser Aufwand überhaupt notwendig war, schließlich wollte er die Sachen sowieso in die Saale schmeißen. Wobei es auch irgendwie schade um die schöne Waffe war. Erneut überlegte er, wie alt sie wohl war. Wann war eigentlich das Mittelalter gewesen, fragte er sich. Vor 1000 Jahren? Ob das Schwert wohl 1000 Jahre alt war? Nein, sicher nicht, wahrscheinlich war es nachgeschmiedet worden, für irgendwelche Freaks, die in ihrer Freizeit gerne Ritter spielten, eine Art Showwaffe oder so. Er fuhr mit der Fingerkuppe an der einen Seite über die Klinge. Nicht grade messerscharf, befand er. Bei genauem Hinsehen konnte er kleine Dellen an der Klinge erkennen, und Kratzer auf der Oberfläche.
„Wie wenn man jemandem ordentlich eins vor die Rüstung haut.“, murmelte Falk. Mit dem Lappen fuhr er dann in der Rille entlang, die in der Mitte der Klinge eingebracht war. Gleich unter dem Steg waren die zwei Zeichen eingraviert, die einzigen ungewöhnlichen Merkmale an der gesamten Waffe. Sie waren untereinander angeordnet, oben das Wagenrad, was auch eine Sonne darstellen konnte, wie er jetzt fand, darunter das schlichte „A“ im Kreis. Beide waren nicht viel größer als sein Daumennagel. Jemand hatte sie sorgfältig eingraviert, die Kanten waren glatt geschliffen und gleichmäßig abgerundet. Beide Zeichen waren klar und gradlinig, ohne Schnörkel, wie das Schwert selber. Falk hielt in seiner Bewegung inne und legte dann den Lappen beiseite.
Woher kannte er bloß dieses „A“? Je länger Falk darüber nachdachte, umso sicherer wurde er, dass er den Buchstaben in dieser Form und in genau dieser Kombination innerhalb des Kreises schon einmal gesehen hatte.
Sein Nacken begann zu schmerzen. Als sich dann auch noch sein Magen knurrend meldete, befand er, genug gearbeitet zu haben. Er legte das Schwert beiseite, wobei er den Lappen benutzte, um das Metall nicht mit den Händen zu berühren, und ging runter in die Küche. Dort setzte er Wasser in einem Topf auf und fing an, ein paar Zwiebeln und etwas Knoblauch klein zu schneiden.
Die einfachen Handgriffe beruhigten ihn. Pfeifend schaltete er im Wohnzimmer den Fernseher ein, dann warf er Spaghetti in das kochende Wasser, während er auf einer zweiten Herdplatte ein wenig Öl erhitze, worin er die Zwiebeln und den Knoblauch anbriet und schließlich eine Packung passierte Tomaten darüber goss. Die Wurst im Kühlschrank fiel ihm ein, und er schnibbelte sie ebenfalls klein und gab sie in die Soße. Mit ein wenig Salz und Pfeffer würde es eine ganz passable Mahlzeit abgeben.
Um sich die Zeit zu vertreiben, bis die Nudeln fertig waren, begann Falk im Wohnzimmer ein paar Liegestütze zu machen. Nach dreißig Wiederholungen legte er eine kurze Pause ein. Gerade wollte er einen neuen Satz beginnen, als sein Blick den Fernseher streifte – er hatte wahllos irgendein Programm eingeschaltet und war beim örtlichen Lokalsender gelandet, JenaTV. Auf dem Bildschirm wurde gerade sehr schlicht aufgemachte Werbung geschaltet, jeweils bestehend aus einem Standbild und dem Logo der beworbenen Firma: ein Hersteller für Getriebeteile im Gewerbegebiet Jena-Nord, ein Klamottenladen in der Innenstadt, und dann ein Goldschmiedegeschäft in der Unterlauengasse. Das Bild blieb für einige Sekunden auf dem Bildschirm, während im Hintergrund eine leise Musik dudelte.
Und dort, genau in der Mitte des Bildschirms, prangte groß und deutlich ein „A“ in einem Kreis. Über der oberen Hälfte war, leicht bogenförmig an den Kreis angepasst, der Name des Ladens geschrieben: „Argot“. Unter dem Kreis stand, etwas kleiner: „Goldschmiedemeister“.
Es war genau dasselbe „A“ wie auf dem Schwert! Falk hastete nach oben in sein Zimmer und betrachtete das eingravierte Zeichen auf dem Schwert noch einmal von Nahem. Danach wurde er wieder unsicher. War es wirklich dasselbe Zeichen? Einen Buchstaben in einem Kreis als Symbol zu nutzen war sicherlich keine Seltenheit.
Und doch schien ihm die Ähnlichkeit zu groß, als dass es ein Zufall sein konnte. Er kannte diesen Goldschmiedeladen, war wahrscheinlich schon Hunderte Male daran vorbeigekommen, schließlich befand sich die Unterlauengasse direkt im Stadtzentrum, beim Marktplatz. Er erinnerte sich, dass vor dem Laden ein Schild über der Tür hing, auf dem das Logo zu sehen war. Deshalb war ihm das Zeichen wahrscheinlich auch von Anfang an schon so bekannt vorgekommen. Nachdenklich betrachtete Falk die Waffe, die auf seinem Bett lag, blank geputzt und matt schimmernd. Dann fielen ihm seine Nudeln wieder ein.
Kurz darauf saß er, den dampfenden Teller auf den Knien balancierend, im Wohnzimmer auf dem Sofa und beschloss, das Bündel heute Nacht nicht in die Saale werfen. Stattdessen würde er gleich morgen Vormittag zu diesem Laden fahren. Wenn das Logo des Goldschmieds tatsächlich dasselbe war wie das eingravierte Zeichen auf der Klinge, so würde er dort vielleicht in Erfahrung bringen können, woher das Schwert stammte, und wem es gehörte oder gehört hatte. Loswerden konnte er die Sachen später immer noch.
Zufrieden über seine Entscheidung und die gelungene Tomatensoße schaltete Falk zu einem uralten Actionfilm, aß seine Nudeln, schaltete den Fernseher in der nächsten Werbepause aus, trottete nach oben in sein Zimmer, zog sich aus und ließ sich mit einem erleichterten Grunzen ins Bett fallen, wo er sogleich einschlief.