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LISSABON – ANFANG
UND NEUSTART

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Von Cati

Der Fluss Tejo mündet in Lissabon in den Atlantik und bildet im Herzen der portugiesischen Hauptstadt förmlich eine kleine Bucht. Überspannt wird die Mündung im Norden von der Vasco-da-Gama-Brücke. Mit einer Gesamtlänge von 17,2 Kilometern ist sie die längste Brücke Europas. Fast noch eindrucksvoller ist aber die rote Hängebrücke Ponte 25 de Abril, die der Golden Gate Bridge in San Francisco zum Verwechseln ähnlich sieht. Diese Brücke markiert für uns noch mehr als andere Zeichen, die es in der Stadt gibt, den Beginn Lissabons. Oder das Ende des europäischen Festlandes. Von hier aus ist Johannes 2005 zu seiner Einhand-atlantiküberquerung aufgebrochen. Es ist also doppelt bedeutsam, dass wir in Lissabon sind. Ab hier gibt es für uns, wenn alles gut geht, erst mal nur noch Inseln, und für Johannes schließt sich ein Kreis. Dass wir Lissabon auf eigenem Kiel erreicht haben, macht ihn ziemlich stolz.

Eigentlich wollten wir mit der LILLY-MARIE noch einen Stopp in Porto einlegen, aber das Wetter ist so fantastisch, dass wir gemeinsam beschließen, über Nacht bis Lissabon durchzurutschen. Nordwind der Stärke 4 bis 5, drei Meter hohe Welle – perfekt für unsere Schiffe. Doch LILLY-MARIE ist etwas schneller und bereits am Abend vom Horizont verschwunden. Kurz vor Miternacht des zweiten Tages erreichen wir Oeiras und bekommen direkt nebeneinander zwei Liegeplätze.

Obwohl wir in den vergangenen Tagen immer alles zusammen gemacht haben, ergibt es sich, dass wir Lissabon zunächst allein erkunden. Unser erster Weg führt uns zum Doca de Alcântara, wo Johannes vor neun Jahren abgelegt hat. In den Yachthafen selber kommen wir ohne den Code für die Gittertore natürlich nicht. »Da drüben habe ich gelegen«, zeigt Johannes aufgeregt durch den hohen Maschendrahtzaun auf einen kleinen Liegeplatz. Wir stehen auf einem Parkplatz aus Kopfsteinpflaster. Über uns scheppern unaufhörlich Autos, die laut über die rote Ponte 25 de Abril donnern. Neben dem Parkplatz Lagerhallen und Bürogebäude. Wirklich nichts an dieser Szenerie ist schön oder bedeutungsschwanger. Trotzdem habe ich einen mächtigen Kloß im Hals, denn aus Johannes’ Buch über seine Einhandtour weiß ich, wie einsam er sich damals hier nach dem Abschied von seinen Eltern gefühlt hat. »Hier hat das alles begonnen mit der Ozeansegelei«, fasst Johannes zusammen. So richtig einschätzen, wie er sich fühlt, kann ich nicht, aber er ist in der nächsten halben Stunde sehr ruhig und nachdenklich.

An unserem zweiten Lissabontag möchten wir noch mehr von der Stadt sehen. Ich wollte schon immer mal nach Portugal und insbesondere nach Lissabon. Meine Erwartungen werden übertroffen. Die Stadt hat mit ihren engen Gassen und weiten Plätzen, mit dem vielen Grün und den starken Steigungen ihren ganz eigenen Charme. Wir sehen das verwinkelte Viertel Alfama, werden von einem Wagen der berühmten Straßenbahnlinie 28 angeklingelt und stehen auf dem großen Platz Praça do Comércio, auf dem ein Weihnachtsmann aus einer Straßenbahn steigt. Bei diesem herrlichen Sonnenschein habe ich fast vergessen, dass bald Weihnachten ist.

Auf unserem Touristenprogramm steht natürlich auch das Padrão dos Descobrimentos, das Denkmal der Entdeckungen, das zum 500. Todestag von Heinrich dem Seefahrer am Ufer des Tejo errichtet wurde. Dargestellt ist nicht nur Heinrich der Seefahrer, sondern 33 wichtige portugiesische Persönlichkeiten, darunter Missionare und Könige, Dichter und Maler und eben auch Seefahrer und Entdecker. Dieses Denkmal und der Torre de Belém, ein burgartiger weißer Turm, sind das Letzte, was Seeleute von Lissabon sehen, wenn sie den Tejo verlassen. Davor befindet sich eine riesige geflieste Weltkarte, ein Geschenk der Republik Südafrika. Zu sehen sind dort natürlich Portugal und Madeira, unser nächstes Ziel. Auf der 50 Meter großen Karte ist es bis dahin nur ein kleiner Schritt, wir aber rechnen mit fünf Tagen auf See. Das wäre die längste Zeit, die wir ohne Pause zusammen auf See verbracht haben. Und es kribbelt schon ein bisschen.

Zu zweit auf See

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