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1 Einleitung

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Wir kommen aus dem Süden, sind auf dem Weg nach Hause und mal wieder spät dran. Fünf Stunden Fahrt haben ihre Spuren hinterlassen, der Tank ist fast leer und die Augen brennen. Mensch und Maschine brauchen eine Ruhepause, also rechts raus auf die Raststätte der Autobahn.

Bei Cappuccino und Wasser betrachten wir das lebhafte Geschehen auf der Autobahn: Einfädeln von der Standspur, Überholmanöver, Bremsen, Drängeln und Stehenbleiben auf der Standspur – wegen einer Panne.

Auf der Bahn halten …

Plötzlich erinnert uns das Ganze an Schule! Begriffe wie Lerntempo oder Förderunterricht fallen uns ein: Die mittlere Autobahnspur ist die „normale Bahn“, mit einer vorgegebenen Mindestgeschwindigkeit und Richtung, schnellere Fahrer überholen auf der linken Spur, langsamere quälen sich rechts, einige schalten die Warnblinker an, müssen am Rand stehen bleiben. Sie werden abgeschleppt und dann von Spezialisten wieder „fit gemacht“.

Andere gönnen sich zwischendurch eine Pause, setzen aus und starten dann mit frischen Kräften erneut – und das alles spielt sich zwischen zwei Leitplanken ab.

Mein Gegenüber setzt die Kaffeetasse ab. „Leitplanken“, sagt sie, „das ist ein gutes Bild für Schule und Erziehung. Sonst heißt es neuerdings immer Grenzen setzen, aber Grenzen sind lästig, halten auf, stören – eine Leitplanke dagegen gibt Sicherheit, indem sie die Hauptrichtung vorgibt, und wenn etwas schiefgeht, fängt sie einen auf, verhindert Schlimmeres und bringt einen wieder auf den richtigen Weg. Schule und Lehrer, aber auch Eltern und Gesellschaft müssten für die Heranwachsenden die Leitplanken bilden, um sie so auf der Bahn zu halten und dafür zu sorgen, dass sie ihre Ziele erreichen können …“


shutterstock/Shanti Hesse

Scriptor Praxis: Diagnostizieren, Fordern und Fördern (6., überarbeitete Auflage)

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