Читать книгу Licht und Schatten - Johannes Kunz - Страница 7
Оглавление1 | Die Idee zu diesem Buch |
Wenn man ein gewisses Alter erreicht und viel erlebt hat, zudem von Beruf Journalist ist, fühlt man sich irgendwann dazu berufen, seine persönlichen Erfahrungen niederzuschreiben. Und man tut gut daran, damit zu beginnen, bevor einen der erste Schlaganfall beeinträchtigt oder die Altersdemenz einsetzt, die das Erinnerungsvermögen trübt, das Voraussetzung für das Verfassen einer Autobiografie ist. Dieses Argument ist mir als »Hypochonder der gesamten Heilkunde«, der seit frühester Kindheit alle Impfzeugnisse und ärztlichen Gutachten in einer mittlerweile dicken Mappe sammelt und vierteljährlich einen kompletten Blutbefund erstellen lässt, besonders wichtig.
Solange man dazu in der Lage ist, will man Erlebtes – Positives wie Negatives – noch einmal Revue passieren lassen. Man will sich selbst Rechenschaft geben über Siege und Niederlagen, Glück und Unglück, gute wie schlechte Eigenschaften, richtige und falsche Entscheidungen. Selbstreflexion ist angesagt.
Rund um meinen 60. Geburtstag 2007 kam mir zum ersten Mal die Idee zu vorliegendem Buch. Vorerst blieb es bei der Idee, weil mich andere Verpflichtungen vom Schreiben abhielten. Mit 65 befand ich schließlich, jetzt oder nie müsse ich mit der Arbeit an diesem Buch beginnen. Bücher schreiben – seit 1974 (»Ich bin der Meinung …«, Kreisky in Witz und Anekdote, Molden) habe ich mehr als 30 Bücher als Autor oder Herausgeber veröffentlicht – hat mir übrigens immer Freude bereitet, wesentlich mehr als das Verfassen von Zeitungsartikeln oder Kommentaren für Radio und Fernsehen. Und da ich Zeitgeschichte hautnah erlebt habe, spüre ich einen Drang, mich mitzuteilen und Erfahrungen weiterzugeben.
Am Beginn einer solchen Arbeit steht naturgemäß die Ahnenforschung. Dabei kommt mir zugute, dass ich meiner Mutter Ilse (1919–2009) zu deren 80. Geburtstag den Abdruck ihrer Lebenserinnerungen unter dem Titel »Als Böhmen nicht mehr bei Österreich war« ermöglicht habe. Darin vermerkte meine Mutter quasi als Einleitung: »Meinem Sohn und meinem Enkel, deren Beharrlichkeit dieses Büchlein seine Entstehung verdankt, in Liebe gewidmet.« Und zum Schluss schrieb sie: »Eine eventuelle Fortsetzung der familiären Aufzeichnungen überlasse ich meinem Sohn, falls er einmal Lust dazu haben sollte.«
Jetzt habe ich Lust dazu und greife zunächst auf die Niederschrift meiner Mutter zurück, die – unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg geboren – die beiden schrecklichen Diktaturen des 20. Jahrhunderts, Nationalsozialismus und Kommunismus, hautnah erlebte, ehe sie nach dem Zweiten Weltkrieg im zerbombten Wien unter schwierigen Bedingungen eine neue Existenz aufbaute.