Читать книгу Ichsucht - Johannes Stockmayer - Страница 11

Problemanzeige

Оглавление

Gibt es Ichlinge in der christlichen Gemeinde? Vor allem gibt es sie dort, wo Menschen ihren Mangel in der Gemeinde stillen wollen. Weil sie ihre tiefe Bedürftigkeit mitbringen und fordern, dass andere sie satt machen. Ichlinge gibt es dort, wo das Ich an der Garderobe abgegeben wird und die Gemeindeglieder zum Es werden, die sich wie Babys versorgen lassen. Es passiert dann Folgendes: Die Predigt wird zur Verkündigung und ist keine lebendige Begegnung mit Gott mehr. Das Gebet wird zur Liturgie und das Gespräch zwischen Mensch und Gott erlahmt. Der Glaube reduziert sich auf das Für-wahr-Halten und äußert sich nicht in einer tiefen Beziehung zum Gott des Lebens. Die Kirche wird zur Wohlfühlgemeinde und die Gemeinschaft zur Heilsinstanz eines frommen Wirs, das die Seele streichelt.

In der Gemeinschaft der Ichlinge hat auch die Ichsucht ihren Platz. Es ist das große Ich, das sich über die anderen kleinen, rudimentären Ichs stellt und sie beherrscht – weil es dadurch seinen Wert und seine Bedeutung bekommt. Aber alle anderen bleiben klein und abhängig.

Die tiefe Sehnsucht der Menschen nach dem wahren, dem wirklichen, dem echten Leben fordert den Menschen auf, sich auf die Suche zu machen. Es ist die Suche nach dem „Ich”. Wird er nicht fündig, misslingt die Suche oder geht in die Irre, wird sie zur Sucht: Der Mensch wird abhängig – von seinen Bedürfnissen und von anderen Menschen. Denn im Bereich seiner Sehnsüchte ist der Mensch am verletzlichsten. Wenn es um sein Ich geht, geht es um alles, geht es um seine ganze Existenz.

2Ulrich Beck, Risikogesellschaft, Frankfurt 1986, Seite 199

3Faith Popcorn, Der Popcorn Report, München 1992, Seite 40

4Claudia Szczesny-Friedmann, Die kühle Gesellschaft, München 1991, Seite 11

5Heiko Ernst, Psychotrends, München 1996, Seite 14

6Friedrich Schorlemmer, Zeitansagen, München 1999, Seite 342

7K. Peter Fritzsche, Die Stressgesellschaft, München 1998, Seite 10 ff.

8Johannes Fiebig, Abschied vom Ego-Kult, Krummwisch 2001, Seite 122

9Horst W. Opaschowski, Deutschland 2020, Wiesbaden 2004, Seite 39

10Horst W. Opaschowski, Wir! Warum Ichlinge keine Zukunft haben, Hamburg 2010

11Matthias Horx, Das Megatrend Prinzip, München 2011, Seite 126

12www.alltagsforschung.de/die-psychologie-des-narzissmus/

13Gerhard Schulze, Die beste aller Welten, München 2003, Seite 212

14Peter Hahne, Schluss mit lustig, Lahr 2004, Seite 141

15Stephan Grünewald, Deutschland auf der Couch, Frankfurt 2006, Seite 63

16Hans-Willi Weis, Exodus ins Ego, Düsseldorf 1998, Seite 10 ff.

17Frank Schirrmacher, Ego – Das Spiel des Lebens, München 2013

18Thomas Ramge, Nach der Ego-Gesellschaft, München 2006, Seite 202

19Horst-Eberhard Richter, Das Ende der Egomanie, Köln 2002

20Horst W., Opaschowski, Wir!, Hamburg 2010, Seite 200 f.

21Stephan Valentin, Ichlinge, München 2012, Seite 328

22Horst-Eberhard Richter, Der Gotteskomplex, Gießen 2005, Seite 35

23Horst-Eberhard Richter, Die Krise der Männlichkeit, Gießen 2006, Seite 80

24Viktor E. Frankl, Ärztliche Seelsorge, München 2014

25Martin Buber, Ich und Du, Stuttgart 1995, Seite 12

26Karl Jaspers, Philosophie Band 2, Berlin 1932, Seite 51, zitiert nach Otto Friedrich Bollnow, Existenzphilosophie, Stuttgart 1949, Seite 46

27Nach Otto Friedrich Bollnow, Existenzphilosophie, Stuttgart 1949, Seite 46

28Elias Canetti, Masse und Macht, Frankfurt 1980, Seite 30

29Erich Fromm, Anatomie der menschlichen Destruktivität, Hamburg 1977, Seite 229

Ichsucht

Подняться наверх