Читать книгу Ichsucht - Johannes Stockmayer - Страница 13

Definition von Sucht

Оглавление

Sucht ist nach WHO (World Health Organization) ein Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation, verursacht durch wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Substanz, der für das Individuum und die Gemeinschaft schädlich ist.

Psychische (seelische) Abhängigkeit ist definiert als übermächtiges, unwiderstehliches Verlangen, eine bestimmte Substanz/ Droge wieder einzunehmen (Lusterzeugung und/oder Unlustvermeidung). Physische (körperliche) Abhängigkeit ist charakterisiert durch Toleranzentwicklung (Dosissteigerung) sowie das Auftreten von Entzugserscheinungen.

Abusus oder Missbrauch beinhaltet den unangemessenen Gebrauch einer Substanz/Droge, das heißt überhöhte Dosierung und/oder Einnahme ohne medizinische Indikation. Wiederholtes Einnehmen führt zur Gewöhnung, psychisch durch Konditionierung, körperlich in der Regel mit der Folge der Dosissteigerung.

Zu den krankheitstypischen Verhaltensweisen zählen Beschönigung, Verleugnung, Bagatellisierung und Dissimulation mit Verheimlichungstendenzen. Das Selbstwertgefühl ist durch Schuldgefühle reduziert, meist findet sich eine erniedrigte Frustrationstoleranz.30 Der Liedermacher Konstantin Wecker sagt es aufgrund eigener Suchterfahrungen so: „Sucht ist die Folge eines Phantomschmerzes, wenn man die Spiritualität wegoperiert hat.” Es fehlt also etwas ganz Entscheidendes und das führt dazu, dass man es sucht und das Loch mit unmäßigen Mitteln zustopfen möchte.

Der amerikanische Psychiater und Theologe Gerald May (1940 - 2005) bezieht den Grund der Sucht auf nicht erfüllte Sehnsucht: „In überfließender Liebe hat uns Gott erschaffen und uns dabei den Keim der Sehnsucht eingepflanzt. Unser ganzes Leben lang nährt Gott dieses Verlangen und lockt uns, das große Doppelgebot der Liebe zu erfüllen: du sollst Gott mit ganzem Herzen lieben und deinen Nächsten wie dich selbst! Wenn wir unsere Sehnsucht nach Liebe als den wahren Schatz unseres Herzens anerkennen könnten, dann wären wir in der Lage, mit Gottes Gnade dieses Doppelgebot auch zu leben.”31 Aber durch die Sucht wird die Sehnsucht gefangen gehalten und der Süchtige unterwirft sich Dingen, die er, wenn er ganz ehrlich ist, gar nicht will. Die Sucht missbraucht die Freiheit und verdrängt die Liebe. Das gilt für alle Formen der Sucht, so schreibt Gerald May weiter: „Dieselben Mechanismen, die zu Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit führen, wirken in uns, wenn wir an Idealen hängen, Macht anstreben, Arbeit und Beziehungen nachjagen, von Stimmungen und Fantasien abhängig sind oder was dergleichen an Abhängigkeiten noch denkbar ist … Die Sucht macht uns zu Götzendienern und -dienerinnen. Indem wir gezwungen werden, dem Objekt unserer Begierde zu huldigen, sind wir unfähig, Gott und unseren Nächsten in Freiheit zu lieben. Es ist paradox: Sucht bringt einen starken Willen hervor, unser Wille ist jedoch nicht mehr frei und unsere Würde längst untergraben. Sucht ist also ein Teil der menschlichen Natur und arbeitet doch gegen sie. Sie ist eine erbitterte Feindin der menschlichen Freiheit, geradezu eine Gegenleidenschaft zur Liebe.”

Ichsucht

Подняться наверх