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Zwölftes Kapitel

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»In Edinburgh gab es mal einen Hund, Bobby hat er geheißen, glaube ich. Der hat 14 Jahre lang das Grab seines verstorbenen Herrchens bewacht. Als er dann selbst starb, hat man ihn heimlich auf dem Friedhof bestattet, direkt neben dem Grab, an dem er immer gesessen hatte. Ist das nicht eine schöne Geschichte?«, seufzte Karl-Dieter. »Welche Liebe, welche Treue!«

»Schöne Geschichte? Nichts weiter als ein tierischer Reflex. Kein Zeichen von Liebe, kein Zeichen von Treue, sondern lediglich ein Zeichen von Dummheit.«

»Aber Mütze, wie kannst du so reden! Nicht vom Grab eines geliebten Menschen zu weichen, ist das nicht ein wunderbarer Beweis ewiger Verbundenheit?«

»Ewige Verbundenheit? Blödsinn! Was würdest du dazu sagen, wenn ich nach dem Tod 14 Jahre nichts Besseres zu tun hätte, als an deinem Grab zu hocken?«

Im selben Moment merkte Mütze, dass er einen Fehler gemacht hatte. Karl-Dieters Gesicht verschattete sich, schmerzhaft verzog sich sein Mund.

»Mensch, Knuffi! Jetzt sei doch nicht gleich wieder beleidigt, ich meine, das würde ich doch auch von dir nicht verlangen, stell dir mal vor, du würdest 14 Jahre bei Wind und Wetter an meinem Grab sitzen.«

»Schon. Du hättest es aber etwas freundlicher ausdrücken können.«

»Na schön«, seufzte Mütze, »entschuldige! Ich wollte nur sagen, die Aktion von dem Spitz bringt uns keinen Millimeter weiter. Auf dem Grab herumzuscharren! Nichts als die verständliche Trauerreaktion einer alleingelassenen Kreatur.«

Die beiden Freunde saßen auf einer Bank im Schatten der kleinen Friedhofskapelle. Die Sonne stand schon hoch am Firmament. Mütze spürte, wie er Durst bekam. Gerade wollte er aufstehen, um sich an dem Wasserhahn zu bedienen, mit dem die Gießkannen befüllt wurden, da sah er jemanden am Friedhof entlangeilen. Es war die Witwe, sie lief zur Pension zurück. Der Spitz lief mit eingekniffenem Schwanz neben ihr her und sah sehr unglücklich aus. Wahrscheinlich hatte er wieder was hinter die Löffel bekommen. Mütze sah den beiden nach und pfiff leise durch die Zähne.

»Was ist?«, fragte Karl-Dieter.

»Das ist in der Tat nicht ganz unverdächtig«, sagte Mütze, ohne die Witwe aus den Augen zu lassen.

»Was denn?«

»Schau doch mal, was sie in der Hand hält.«

»Was hält sie denn in der Hand? Ich sehe nichts.«

»Ganz genau. Sie hält nichts in der Hand.«

»Was ist daran verdächtig, wenn jemand nichts in der Hand hält?«

»Was hat sie denn in der Hand gehalten, als sie zum Schneider ging?«

»Ebenfalls nichts.«

»So ist es. Wenn du zum Schneider gehst, ohne ihm etwas zu bringen, was willst du dann wohl bei ihm?«

»Ah so!« Karl-Dieter begriff. Um sich zu rechtfertigen, aber sagte er: »Vielleicht hat sie ja nur den Abholschein vergessen.«

Max und Moritz - Was wirklich geschah

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