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Schönheit trinken

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Ein Grund, warum ich so gerne in Colorado lebe, sind die Wildblumen, die hier im Sommer blühen. Ich bin in einem Vorort von Los Angeles aufgewachsen, wo sich ein Einkaufszentrum ans andere reiht. Wollten wir Wildblumen sehen, mussten wir eine Stunde mit dem Auto aus der Stadt fahren, den Cajon-Pass hinauf oder nach Osten in die Wüste.

Aber hier, im westlichen Teil der Rocky Mountains, wo ich jetzt wohne, gibt es diese wunderbaren Sommermonate mit einer Fülle an unterschiedlichen Blumen. Alle Schattierungen von Blau bedecken die Landschaft, gemischt mit Rottönen, die von Orange über Rosa bis zu Dunkelrot reichen, dazwischen gelbe und weiße Blüten – es ist, als hätte ein Maler mit einer breiten Farbpalette den Pinsel geschwungen.

Eine meiner Lieblingsblumen ist ein hübsches kleines Pflänzchen, das man leicht übersehen kann: die Erika-Aster. Ihre weißen Strahlenblüten mit der gelben Mitte erinnern an Gänseblümchen. Sie sind klein, nur etwa so groß wie ein Centstück. Im Sommer bedecken diese Astern den Boden wie dicke Kissen, fünfzehn Zentimeter über der Erde. Im Herbst bleiben die Büsche von ihrer Größe her unverändert, werden aber trocken und strohgelb. Die Blüten erinnern dann an winzige Weidenkörbchen. Letzte Nacht gab es Regen und Frost und jetzt ist jedes Körbchen mit einer zarten Eisschicht überzogen. Sie sehen aus wie kleine Kristallgefäße, Hunderte davon, als würden die Feldmäuse zum Bankett einladen.

Menschen brauchen Sauerstoff zum Leben. Sehr viel sogar. Also hat Gott für uns einen Planeten erschaffen, der komplett von Sauerstoff umhüllt ist. Wir schwimmen in lebensnotweniger Luft wie die Fische im Meer. Strecken wir einen Arm aus, ist er von Sauerstoff eingehüllt, auch unsere Füße waten bei jedem Schritt im Sauerstoff. Gott hat dafür gesorgt, dass die Sauerstoffvorräte unseres Planeten täglich neu aufgefüllt werden. Die Wälder und Dschungel, sogar die Algen im Meer sorgen dafür. Wir nehmen rund um die Uhr Sauerstoff auf und Gott sorgt ununterbrochen für Nachschub. Grenzenlos und im Überfluss versorgt er uns mit allem, was gut und lebensnotwendig ist.

Mit dem Wasser ist es ebenso. Wir brauchen es Tag für Tag. Ohne Wasser gäbe es kein Leben. Länger als vier Tage kann kein Mensch ohne Wasser existieren. Denken wir nur daran, was mit Pflanzen passiert, wenn ihnen Wasser fehlt. Die Erde wird auch als der „Blaue Planet“ bezeichnet, weil es auf ihr so viel Wasser gibt. Das Wasser sammelt sich in den großen Weltmeeren, verdunstet und geht als Regen wieder überall auf der Erde nieder. Flüsse und Teiche, Seen und Ströme – auch in Bezug auf die Versorgung mit dem für uns so lebensnotwendigen Wasser sehen wir Gottes Großzügigkeit.

Genauso überreich, wie er uns mit Luft und Wasser versorgt, erfüllt Gott unsere Welt noch mit etwas anderem, das unsere Seele jeden Tag neu braucht: Schönheit. Unsere Welt ist gesättigt mit Schönem, mit atemberaubend vielen großen und kleinen schönen Dingen. Kann es sein, dass Gott uns so viel Schönes gibt, weil wir so viel davon brauchen? Ist Gott der Meinung, dass Schönheit lebensnotwendig ist? Hat er deshalb so viel davon gemacht? Ja wirklich, wir brauchen Schönheit zum Leben.

Doch abgesehen von manchen Künstlern und Dichtern kommen die meisten Menschen gar nicht auf die Idee, dass sie ihre Seele mit Schönem sättigen können. In den Lehrbüchern über Jüngerschaft, über geistliches Wachstum oder Seelsorge findet die heilende Wirkung der Schönheit so gut wie keine Erwähnung. Selbst der Bestseller und wegweisende Klassiker der Traumapsychologie von Dr. Bessel van der Kolk, Verkörperter Schrecken: Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann11, streift die Schönheit als Heilmittel nur ganz am Rande. Wie ist das möglich? Dabei ist Schönheit eines der ganz großen Geschenke Gottes an uns, um unsere Seelen zu heilen und uns eine Vorstellung von seinem Reichtum zu geben.

Wo die Seele atmen kann

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