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Die Liste

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Karl Grob verschloss um 12.10 Uhr den Keller sorgfältig und ging nach oben. Das nasskalte Wetter draußen hatte ihn den ganzen Vormittag im Haus bleiben lassen. Das Haus, welches er bald verlassen musste.

Er nahm sich ein Schnellmenü aus dem Kühlschrank, riss die Kartonverpackung ab, drückte mit einer Gabel einige Löcher in die Umverpackung und legte diese in die Mikrowelle.

„Morgen kommen die richtig bösen Menschen dran, morgen“, flüsterte er vor sich hin, als er nach dem Klingelton der Mikrowelle sein Essen rausholte. Er schaute auf die Nudeln und das Fleisch in der Sauce.

„Ab morgen werdet ihr eure letzten Tage erleben und danach so tot sein, wie dieses Fleisch hier“.

Er riss die Schutzhülle ab und setzte sich mit dem Essen in der Plastikschale vor den Fernseher. Einen Teller brauchte er nicht und nach zehn Minuten war seine Mahlzeit beendet. Aus dem Kühlschrank holte er sich eine Flasche Bier, ging hinüber in sein Büro und stellte sein Notebook auf den Tisch.

Nachdem der Startvorgang abgeschlossen war, startete er sein Outlook und überprüfte den Maileingang.

„Nichts Gescheites“, war sein Kommentar, nachdem er die meisten Mails gelöscht hatte.

Nur eine Mail blieb offen.

Hey alter Freund,

ich mache mir Sorgen um dich.

Geht es dir gut? Ich hoffe, dass du langsam aus dem Tal der Tränen rausfindest und sonst: DU WEISST, ich bin für dich da!

Bitte melde Dich! Und wenn du wieder einmal ein Paket zwischenlagern musst. Gerne!

Dein alter Freund Cheesy

„Oh Cheesy, wenn du wüsstest“, murmelte Karl und drückte in die Tasten.

Lieber Cheesy,

Es ist schwer, sich mit dieser Situation abzufinden, aber es geht mir viel besser. Bitte verstehe, dass ich mich im Moment noch etwas abkapsle und noch nicht dazu bereit bin, mich mit anderen Leuten zu treffen. Meine Depressionen lassen es nicht zu.

Zurzeit suche ich eine neue Bleibe und eine neue berufliche Zukunft. Ich danke dir für deine Worte und verspreche dir, du wirst bald wieder von mir hören.

Bis bald einmal.

Karl

Es fiel Karl schwer, seinen letzten und besten Freund zu belügen. Sich mit seiner eigenen Zukunft zu beschäftigen hatte er schon kurz nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter aufgegeben. Für ihn gab es nur noch eine wichtige Sache: die Rache.

Nachdem Karl Grob die Mail verschickt hatte, öffnete er das Dokument „Liste“ auf dem Desktop.

Polizei: Nick Singer. Diesen Namen löschte er auf dem Dokument und war sich sicher, dass er bald weitere Namen löschen konnte.

„Max Stocker oder Simon Koller, wer wird es wohl sein“, trällerte er in einer Kinderlied-Melodie vor sich hin.

Es lief genau nach Plan und sein Virenstamm war groß genug, um alle Menschen im ganzen Kanton gezielt zu töten. Doch er wollte keine Unschuldigen umbringen. Die Schuldigen würden sterben, sie würden qualvoll ersticken, wie seine Liebsten.

„Schokolade lieben fast alle und das ist gut so“, sagte sich Karl Grob, als er die erste Pralinenschachtel mit einem Dankeskärtchen Nick Singer in den Paketteil des Briefkastens gestellt hatte. Danach brauchte er nur zu warten und er war sich sicher, dass Nick Singer keine Woche länger leben würde. Denn er, Karl Grob machte keine Fehler. Fehler machten die Polizisten Nick Singer, seine Partner Max Stocker, Simon Koller und natürlich ihr Chef, Bruno Bär.

Er hatte die Schokolade so präpariert, dass genügend Viren die kurze Zeit überleben würden, bis sie mit größter Wahrscheinlichkeit aus der Verpackung genommen würden. Die Viren würden sich an den Fingern halten können und innert kurzer Zeit mit großer Sicherheit auch von diesen auf irgendeine Schleimhaut verteilt.

Nach dem Schlucken der Schokolade würde der Magensaft die restlichen Viren innert kurzer Zeit zerstören. Niemand würde merken, wie und wo sich der Betroffene angesteckt hätte.

Das waren die Personen, die unter der Überschrift „Polizei“ gelistet waren.

Dann folgte die Überschrift „Andere“.

Werner Varallo und Edith Zwicky waren hier aufgeführt. Dann, mit einem kleinen Abstand folgte die nächste Überschrift: „Eventuelle“.

Hier standen noch drei Namen: Bruno Bär, Andrea Zgraggen, John Etter.

Karl Grob schrieb den soeben gelöschten Namen Nick Singer wieder oben auf die Liste und druckte das Dokument aus.

Dieses Papier drückte er mit Hilfe einer Reißzwecke an die Türe des Büros, holte einen roten Marker hervor und markierte den Namen Nick Singer.

„Ich könnte auch Blau nehmen, ersticken hat wohl mehr mit der Farbe Blau zu tun als rot“, sprach er mit sich selbst und sah sich zufrieden die Liste an.

„Oder, ich zeichne noch pendente Opfer mit Gelb an und wenn sie verreckt sind, mit Blau.“

Zustimmend nickend holte er den gelben Marker und färbte die Namen Max Stocker und Simon Koller an.

Er sah sich die Liste nochmals an, bevor er aufstand und in die Stadt fuhr, um weitere Pralinen zu kaufen.

JOHN ETTER - Virus

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