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Ein ominöses Kuvert

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John Etter betrat am 21. Januar um 7.45 Uhr seine Detektei und begrüßte, ohne sie zu sehen, Susanne, seine Perle, die den Laden im Hintergrund schmiss.

„Na, alle am Arbeiten?“

„Einen schönen guten Tag wünsche ich auch dir, lieber Chef“, hallte es aus dem kleinen Nebenraum, der als Kopier- und Stauraum gebraucht wurde.

„Ah, da bist du. Hallo Susanne. Alles gut?“

„Ja, klar, wie kannst du zweifeln?“

Susanne zwängte sich aus dem schmalen Raum, was bei 160 Zentimetern Körpergröße und geschätzt ebenso vielen Kilogramm Körpergewicht nicht ganz einfach war.

„Stimmt, wie kann ich auch zweifeln. Du bist und bleibst die Beste. Ich nehme an, dass alle deine Leute beschäftigt sind?“ John achtete darauf, dass er das Wort deine betonte, damit konnte er Susanne bezirzen.

„Ja, du musst wohl bald noch ein paar zusätzliche Mitarbeiter akquirieren. Es sind alle verfügbaren Leute in irgendwelchen Jobs beschäftigt. Wie immer, Observierungen oder Ladendiebstahlüberwachungen. Lukrativ - aber für dich, wie immer, zu langweilig.“

„Von irgendwas müssen wir ja die Rechnungen bezahlen“, antwortete John mit einem Augenzwinkern.

„Hattet ihr eine gute Zeit, du, Alina und der Rest der Familie?“

„Wunderbar. Alina hat es in den letzten Monaten tatsächlich geschafft, sich immer wieder von ihrer Firma zu befreien. Unsere Tochter Selina, ihr Mann Markus, Lea und die kleine Seraina waren ebenfalls mit dabei im Kurzurlaub im Cocoon in Maurach.“ *

„Schön, zu hören, dass es euch als Patchwork-Familie so gut geht. Wenn man bedenkt, wie das Ganze begonnen hat. Ihr habt es wirklich verdient.“ * *

John holte für sich und Susanne einen Kaffee und sie setzten sich gemeinsam in Johns Büro.

„Ja, und weißt du was“, fuhr er fort.

„Erzähl schon.“

„Es waren sogar Patchworkfamilydays extendet, denn mein guter Freund und wie du weißt, immer noch Polizist Bruno hat uns auch begleitet. Natürlich mit Familie. Nina, Mark und Karl, dem Nachzügler. Wir hatten fast ein Stockwerk für uns und eine ganz tolle Zeit. Bruno musste leider vorgestern wieder abreisen. Er steckt in dieser neuen Sondereinheit.“

„Geht’s ihnen auch gut?“

„Ja, aber, wenn ich daran denke, was in den letzten Tagen in der Umgebung los ist, mache ich mir schon Gedanken, ob es für ihn nicht besser wäre, endlich zu uns in die Detektei zu wechseln.“

„Das wird er nicht tun, solange seine Kinder klein sind. Wegen Versicherung und so. Du bohrst schon lange genug an ihm rum – erfolglos.“

* John-Etter: Lottosechser ** John-Etter: Stummer Schrei

„Leider“, fügte John hinzu.

„Ist noch was Interessantes für mich da? Ich bin sonst arbeitslos in der eigenen Firma.“

„Nein, leider kein interessanter Auftrag für dich, aber gestern kurz vor Büroschluss hat ein Fahrradkurier ein größeres Couvert gebracht. Persönlich. Für dich.“

„Na dann zeig mal her.“

„Liegt vor deiner Nase auf deinem Pult“, meinte Susanne schnippisch lächelnd, nahm Johns leere Tasse und verließ das Büro. Sie wusste, was John brauchte, um morgens in die Gänge zu kommen.

Eine Minute später rief John sie laut zu sich: „Susanne komm sofort her.“

So hatte Susanne John noch nie gehört. Wenigstens nicht, wenn er ihren Namen rief.

„Was ist? Ist etwas falsch gelaufen?“

„Wer war der Fahrradkurier? Wie sah er aus? Kannst du dich an den Namen der Firma, die ihn schickt, erinnern. Irgendetwas, was mir hilft, ihn zu finden?“

„Ich – ich weiß nicht genau. Er war groß, trug dunkle Sportsachen, einen weißen Helm, blaue Fahrradschuhe, solche mit Klick unten dran und die Tasche, aus der er das Couvert herausklaubte war gelb. Sein Gesicht war durchschnittlich. Er war sehr jung. Vielleicht so zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre alt. Aber an den Firmennamen erinnere ich mich gerade nicht. Vielleicht fällt mir später noch was ein, gib mir etwas Zeit. Ich habe natürlich nicht daran gedacht, darauf zu achten. Warum, so wie du reagierst, läuft da etwas gewaltig schief?“

Susanne sah ihn an und wiederholte die letzten Worte: „Gewaltig schief.“

Sie sah John an, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. So angespannt sah sie ihn sehr selten. Wenn sie darüber nachdachte, war es wirklich zum ersten Mal. Auch seine Antwort kam nicht so schnell, wie sie es sich sonst gewohnt war.

„Sieh dir das mal an.“

John war aufgestanden, holte aus dem Pult zwei Latex-Handschuhe heraus und war mit dem Inhalt aus dem Couvert zum Besprechungstisch gelaufen.

Nachdem er sich die Handschuhe übergezogen hatte, legte er vorsichtig einige Fotos auf den Tisch und klaubte noch einen Brief aus dem Couvert.

„Die Männer auf den Fotos kenne ich. Allesamt Polizisten. Alle noch im Dienst.“

Susanne setzte sich hin und schaute sich die Fotos an. Eine der abgebildeten Personen erkannte sie. Es war der Polizist, der an diesem ominösen Virus verstorben war. Ein Onlinemagazin hatte das Bild bereits unerlaubterweise veröffentlicht. Und dann war da auch noch Bruno Bär, der wohl beste Freund von ihrem Chef.

Sie schaute John an, der sich wieder dem Brief gewidmet hatte.

„Da läuft etwas ganz Merkwürdiges. Was habe ich mit dieser Sache zu tun. Ich bin schon viele Jahre nicht mehr bei der Polizei und jetzt das…“

„Was?“, fragte Susanne erschrocken.

John nahm vorsichtig den Brief und drehte ihn so, dass Susanne ihn lesen konnte. Gleichzeitig nahm er das Handy heraus und rief Bruno Bär an.

JOHN ETTER - Virus

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