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Kapitel 06: Der Shenandoah-Feldzug – Die Schlacht von Kernstown

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Am 01. Januar 1862 brachen wir die Zelte ab, verließen den Lagerplatz und nahmen die Straße nach Bath (der Ort heißt heute Berkeley Springs) in Morgan County, Virginia (im heutigen West Virginia). Bath lag etwa 65 Kilometer entfernt, unweit der Baltimore & Ohio-Bahnstrecke. Für die Jahreszeit war das Wetter ausgesprochen warm und angenehm und wir legten etwa 30 Kilometer zurück, bevor wir unser Lager für die Nacht aufschlugen. Das Haus meiner Familie stand unweit unseres Lagerplatzes und so schlich ich mich heim und verbrachte die Nacht dort, bevor ich früh am nächsten Morgen zum Regiment zurückkehrte, um für den Weitermarsch gerüstet zu sein. Das Wetter hatte sich beträchtlich verschlechtert und nun war es kalt und regnerisch. Wir setzten unseren Marsch fort und gegen Abend begann es zu schneien, sodass unsere Gepäckwagen steckenblieben und wir ohne Zelte, Decken und Verpflegung auskommen mussten.

Am nächsten Morgen trafen die Wagen schließlich ein und wir kochten unsere Marschrationen, bevor wir aufbrachen. Gegen Abend erreichten wir Bath und es gelang uns, einige feindliche Soldaten gefangen zu nehmen, doch die meisten Yankees konnten entkommen, indem sie die Milizeinheit überrannten, welche wir um ihre Flanke herum geschickt hatten, um ihnen den Weg zum Potomac River abzuschneiden.

Am folgenden Tage rückten wir zum Flussufer gegenüber Hancock, Maryland vor und unsere Geschütze sandten einige Granaten hinüber. Wir erbeuteten einige Versorgungsgüter und blieben zwei Tage lang vor Ort. Das Wetter war uns nicht freundlich gesinnt: Schnee, Hagel, Regen und Frost. Wir hatten keine Zelte und mussten uns nachts auf die nackte Erde legen und uns bestmöglich unter unseren Decken verkriechen. Am Morgen erwachten wir unter einer dünnen Schneedecke. In der Nacht streckte alle paar Minuten jemand aus unserer Gruppe den Kopf unter den Decken hervor und durch die entstandene Lücke blies uns der Schnee in die Kragen. Der Schuldige bekam dann prompt unsere Ellbogen in den Rippen zu spüren, bis er endlich wieder den Kopf einzog.

Schließlich marschierten wir zurück in Richtung Winchester und lagerten bei Unger's Store. Die Straßen waren eine einzige spiegelglatte Eisfläche und unsere Wagen und Geschütze hatten die größte Mühe, nicht den Anschluss zu verlieren. Jedem Wagen wurden vier Soldaten zugeteilt, die dafür zu sorgen hatten, dass er in den Kurven nicht von der Straße abkam. Auch ich wurde zu dieser Arbeit eingeteilt und wir banden Seile an der Rückseite des Wagenkastens fest, die wir bei Steigungen nach vorne führten, um den Wagen bergan zu ziehen. Die Pferde waren mit glatten Hufeisen beschlagen und sooft ich einen Wagen eine Steigung bewältigen sah, lag mindestens ein Pferd des Gespanns gestürzt am Boden. Sobald es sich aufgerappelt hatte, strauchelte bereits das nächste und manchmal lagen gar alle vier Tiere eines Gespanns zugleich am Boden.

An jenem Tage sah ich General Jackson von seinem Pferd steigen und persönlich seine Schulter gegen ein Wagenrad stemmen, um einen rutschenden Wagen zu bremsen. Unter größten Anstrengungen kamen wir langsam voran und erreichten unseren Lagerplatz nach Einbruch der Dunkelheit. Die Infanterie marschierte hinter uns und als sie schließlich eintraf, hatte ich bereits das Zelt aufgeschlagen und mit einigen Zaunlatten ein Feuer entfacht.

An diesem Orte lagerten wir drei Tage, dann sandten wir alle unsere Kranken nach Winchester zurück und begannen den Marsch zum 55 Kilometer entfernten Romney in Hampshire County. In der ersten Nacht des Marsches lagerten wir am Great Capon River, dann schlugen wir eine Brücke über ihn und den North River und verbrachten die zweite Nacht bei Slane's Crossroads.

Am dritten Tage trafen wir in Romney ein und es stellte sich heraus, dass der Feind von unserem Anmarsch erfahren und den Ort verlassen hatte. Das Wetter kannte kein Erbarmen mit uns. Wir alle waren über und über mit Schneeregen bedeckt und als dieser an uns festfror, sahen wir aus, als wären wir glasiert.

Wir verblieben mehrere Tage lang in Romney, bis unsere Brigade nach Winchester zurückbeordert wurde, während einige Einheiten aus General W. W. Lorings Kommando zurückblieben. Colonel J. R. Jones war so gütig, General Jackson davon zu überzeugen, meiner Kompanie zehn Tage Heimaturlaub zu gewähren, da wir alle aus Hampshire County stammten. Wir machten uns also in gehobener Stimmung auf den Weg zu unserer Heimatstadt Springfield, die 15 Kilometer nördlich von Romney lag. Der Rest der Brigade marschierte nach Winchester. Als wir Springfield erreichten, erhielt unsere Laune allerdings einen beträchtlichen Dämpfer, da wir uns nun knapp drei Kilometer vor den äußersten Vorposten unserer Armee befanden und somit ständig Gefahr liefen, von einer der tags wie nachts umherstreifenden feindlichen Patrouillen aufgegriffen zu werden. Es gelang uns jedoch stets, uns vor ihnen zu verbergen und wir hatten eine immens vergnügliche Zeit mit einigen jungen Damen, die wir bereits seit Kindertagen kannten. Am letzten Tage hätten die Yankees beinahe einige unserer Jungs erwischt, da diese sich gerade aus der Stadt stahlen, als die Unionsscouts sie betraten. Im letzten Augenblick fanden sie Unterschlupf in einigen Häusern und verbargen sich, bis sie gefahrlos aufbrechen konnten.

Unsere verschiedenen Grüppchen trafen sich zum verabredeten Zeitpunkt in Romney (das noch immer von Lorings Brigade verteidigt wurde) und brachen vereint nach Winchester auf, das wir drei Tage später erreichten. Sechs Kilometer nordwestlich der Stadt trafen wir auf unsere Brigade, die unweit der Pughtown-Straße damit zugange war, Winterquartiere zu errichten. Wir machten uns sogleich an die Arbeit und taten es ihr gleich. Es war dies das Ende unseres äußerst unangenehmen kleinen Winterfeldzuges. Wir waren knapp einen Monat lang unterwegs gewesen und das Wetter war durchgängig miserabel. Mit Ausnahme einiger kleiner Geplänkel hatten keine Gefechte stattgefunden, aber Krankheiten hatten mehr unserer Männer außer Gefecht gesetzt als eine Schlacht es vermocht gehabt hätte. Auch in strategischer Hinsicht hatten wir nichts erreicht, da der Feind vor uns über den Potomac River zurückgewichen war, nur um nach unserem Abmarsch sogleich wieder vorzurücken. Winchester war voll von an der Lungenentzündung erkrankten Soldaten und sie starben zu hunderten. Unter ihnen befand sich auch unser 2nd Lieutenant Jacob N. Buzzard und unsere Kompanie bestattete ihn mit vollen militärischen Ehren. Es war ein trauriges Begräbnis, denn er war bei den Männern der Kompanie sehr beliebt gewesen.

Wir vollendeten unsere Winterquartiere am 01. Februar. Kurz darauf wurde auch ich krank und man brachte mich in ein Hospital in Winchester. Dort verblieb ich bis zum 11. März, als General Jackson sich aus Winchester zurückzog und unsere Jungs ihre bequemen Quartiere aufgeben mussten. Ich wurde in das Hospital bei Mount Jackson verlegt. General Jackson zog sich zum 80 Kilometer von Winchester entfernt gelegenen Rude's Hill zurück und schlug dort vorerst sein Lager auf. Mein Zustand besserte sich zusehends und da ich mein Krankenbett leid war, schloss ich mich am 21. März wieder meinem Regiment an. Noch am selben Tage rückten wir gegen Winchester und die dort befindlichen Einheiten des Feindes vor. Am Folgetag unternahmen wir einen Gewaltmarsch von 45 Kilometern und da ich meine Krankheit noch nicht vollständig überwunden hatte, litt ich wie ein Hund und vermochte kaum mit meinen Kameraden Schritt zu halten. Am 23. März marschierten wir weitere 24 Kilometer und trafen fünf Kilometer südlich von Winchester bei Kernstown auf den Feind. Hier fochten wir eine der erbittertsten kleineren Schlachten des Krieges aus und wurden geschlagen.

General Jackson griff mit seinen 2.500 Infanteristen und Ashbys Kavallerie 8.000 feindliche Soldaten unter General Shields an. Wir trugen mehrere Sturmangriffe vor, wurden jedoch stets zurückgeschlagen und mussten den Yankees schließlich das Feld überlassen. Die einbrechende Dunkelheit rettete uns wahrscheinlich vor einer Katastrophe.

Zu Beginn des Kampfes marschierte ein Teil unserer Brigade über freies Gelände einen Hang hinauf, wobei wir dem Verlaufe eines Zaunes folgten. Der Feind konnte uns deutlich sehen und begann, uns von einem Hügel zu unserer Rechten aus mit Granaten zu beschießen, denen einige unserer Jungs zum Opfer fielen. Elijah Hartley aus meiner Kompanie hob gerade seinen Fuß, um einen Schritt zu vollführen, als eine Granate zwischen seinen Beinen einschlug und ihn in Stücke riss. Sein Körper fiel gegen den Zaun und dies war das letzte Mal, dass ich etwas von ihm sah oder hörte.

Wir rückten weiter vor, bezogen unsere Stellung und waren bald in heftige Kämpfe verwickelt. Eine Granate schlug in den Bauch eines Artilleriepferdes ein und explodierte in seinem Innern. Das Tier brach förmlich auseinander und seinem Gespannführer wurden beide Beine weggerissen.

Zwischen zwei benachbarten Feldern stand eine Steinmauer, die parallel zu den feindlichen Linien verlief. Von der einen Seite näherte sich ihr ein Unionsregiment, von der anderen Seite das 37th Virginia. Beide befanden sich schon recht nahe an der Mauer und kamen einander stetig näher. Plötzlich stürmten beide nahezu zeitgleich vorwärts und es entbrannte ein Wettrennen, wer die Mauer zuerst erreichen würde. Das 37th Virginia erwies sich als schneller, kniete hinter der Mauer nieder und feuerte aus nächster Nähe eine vernichtende Salve in das Unionsregiment. Hätten die Yankees das Rennen für sich entschieden, so wäre es unseren Jungs nicht besser ergangen.

Meine Kompanie hatte zwei Tote (Elijah Hartley und Thomas Gross) sowie drei Verwundete (Sergeant James P. Daily, Robert C. Grace und Mart Miller) zu beklagen; zwei unserer Jungs, Mike Bright und Ed Allen, gerieten in Gefangenschaft. R. C. Grace wurde bereits früh im Gefecht verwundet, mit anderen Verwundeten in einen Ambulanzwagen gelegt und nach hinten geschafft. Ein Trupp der feindlichen Kavallerie eröffnete das Feuer auf den Ambulanzwagen, Grace wurde erneut getroffen und der gesamte Wagen fiel dem Feinde in die Hände. Der schwerverwundete Grace wurde nach Winchester geschafft, von wo aus ihn einige Freunde nach Hause brachten, wo er schließlich verstarb. Sergeant J. P. Daily wurde auf dem Rückzuge ins Bein getroffen. Sein Bruder William Daily wollte bei ihm bleiben und ihn stützen, doch J. P. sagte nur: "Nein, bring dich in Sicherheit! Ich werde mich nach Kräften alleine durchschlagen." Er fiel dem Feinde in die Hände, wurde nach Winchester gebracht und starb dort. Mart Miller erlitt einen Schuss in den Nacken, während wir einen Hügel hinab rannten. Die Kugel trat aus seiner Kehle, neben der Luftröhre, aus, doch Mart rannte weiter, bis eine weitere Kugel in seinen Mantelkragen einschlug und im Stoffe steckenblieb. Er stürzte und überschlug sich und wir waren überzeugt, er sei tot, doch er rief uns zu, es sei ihm nichts passiert. Wir halfen ihm auf die Füße und rannten weiter. Er wurde in ein Lazarett gebracht und sechs Wochen später stieß er wieder zur Kompanie, vollkommen genesen und diensttauglich.

Mehrere von uns hatten sich unter einem Baum am Waldrande versammelt, um abzuwarten, was wir tun sollten, als ein Reiter herangaloppiert kam und uns fragte, welchem Kommando wir angehörten. Er war offensichtlich ein konföderierter Soldat und so antworteten wir ihm wahrheitsgemäß. Hierauf rief er in der kläglichsten Stimme, die ich jemals gehört habe, aus: "Der Tag ist verloren! Der Tag ist verloren!" Er blickte gehetzt um sich, rief erneut aus: "Der Tag ist verloren! Der Tag ist verloren!", lenkte sein Pferd dem Schlachtfelde zu und jagte davon. Niemand von uns hatte ihn oder seinen Rang erkannt, da es bereits finster war. Ich hatte damals den Eindruck (und glaube es auch heute noch), dass die Wucht einer in seiner Nähe explodierenden Granate dem Manne zugesetzt haben musste, denn er wirkte wie von Sinnen oder zumindest sehr verwirrt. Wir zogen uns in der Nacht ungeordnet bis zum acht Kilometer entfernten Newtown zurück und ein jeder Mann suchte sich seinen eigenen Schlafplatz am Wegesrand, entfachte ein Feuer aus Zaunlatten und versuchte, sich von den Anstrengungen des Tages zu erholen. Ich sah lediglich ein einziges Regiment, das noch eine organisierte Einheit darstellte, das 5th Virginia aus unserer Brigade. Das Regiment hatte in der Schlacht als Reserve fungiert und schließlich unseren Rückzug gedeckt. In dieser Nacht wurde kein Versuch unternommen, die jeweiligen Kommandos zu sammeln, doch am Morgen schloss sich jedermann wieder seinem Regiment an.

Unser weiterer Rückzug auf die Südseite des Cedar Creek erfolgte in guter Ordnung, wobei Ashbys Kavallerie den Feind in Schach hielt. Die Yankees schienen einer erneuten Schlacht nicht gerade entgegenzufiebern. Unsere Verluste in der Schlacht waren nicht sonderlich schwer gewesen. Die Einwohner, die unsere Toten eingesammelt und begraben hatten, meldeten uns 83 Gefallene auf dem Schlachtfeld. Eine große Anzahl unserer Verwundeten war dem Feinde in die Hände gefallen und auch direkt in der Schlacht gerieten einige in Gefangenschaft.

Man könnte den Kampf beinahe als eine rein virginische Angelegenheit bezeichnen, denn auf der Seite des Südens kämpften, mit Ausnahme einiger Kompanien aus Maryland, ausschließlich Soldaten aus Virginia. Zudem fochten auch in den Reihen der Union viele Virginier und natürlich fand die Schlacht in Virginia statt.

Wir konnten uns nach dem Ende der Schlacht nicht erklären, warum General Jackson Winchester aufgegeben und sich 80 Kilometer zurückgezogen hatte, nur um dann mit einer kleineren Streitmacht als zuvor kehrtzumachen und einen dermaßen starken Feind anzugreifen, gegen den keine realistische Aussicht auf Erfolg bestand. Ich weiß mit Sicherheit, dass unsere Armee vor der Schlacht geschwächt war, denn nachdem wir Winchester verlassen hatten, wurden ein oder zwei Regimenter fortgeschickt und die Soldaten, die sich nach Ablauf ihrer Dienstzeit erneut verpflichteten, erhielten 50 Dollars Prämie und 30 Tage Urlaub. Ferner befand sich bereits ein Viertel oder gar ein Drittel unserer Männer auf Heimaturlaub und wir hatten die örtlichen Milizeinheiten zurückgelassen. Doch es ist nun einmal so, dass die großen Strategen den einfachen Soldaten niemals ihre Pläne erklären und General Jackson erklärte sie nicht einmal seinen Offizieren. Aber wenn "Old Bluelight" (wie wir Jackson nannten) seine Befehle gab, wussten wir, dass alles seine Ordnung hatte. Wir sollten den Grund für Jacksons Plan später erfahren.

Als die konföderierte Armee sich aus Manassas Junction zurückzog und zum Rappahannock River zurückwich, war General Jackson gezwungen, Winchester aufzugeben und sich ebenfalls zurückzuziehen, um den Kontakt zwischen beiden Armeen zwecks eventueller gegenseitiger Verstärkung nicht abreißen zu lassen. Die Yankees hatten den direkten Vorstoß nach Richmond über Manassas Junction aufgegeben und verlegten stattdessen Truppen unter dem Kommando von General McClellan per Schiff auf die virginische Halbinsel, um sich Richmond aus östlicher Richtung zu nähern. Zudem sollte eine große Streitmacht durch das Shenandoah-Tal aus dem Westen gegen die konföderierte Hauptstadt vorrücken und die konföderierte Armee musste unbedingt verhindern, dass diese beiden Unionsarmeen einander nahe genug kamen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Am selben Tag, an dem General Jackson die Schlacht von Kernstown ausfocht, brachen Unionstruppen aus Winchester auf und marschierten in Richtung Fredericksburg, doch die Nachricht von der Schlacht machte ihre Marschpläne zunichte, da sie unverzüglich zurückbeordert wurden. General Jackson verlor also die Schlacht, erreichte jedoch sein strategisches Ziel mit einer sehr kleinen Streitmacht. Es war dies das einzige Mal, dass er besiegt wurde und die einzige Schlacht des Krieges, in der er geschlagen wurde. (Major Jedediah Hotchkiss sagte hierzu: "General Jackson verbrachte die Nacht nach der Schlacht unweit jener Stelle, wo er am Nachmittage seine Linien formiert hatte. Er selbst erachtete Kernstown niemals als eine Niederlage.")

Jacksons Verhalten verunsicherte den Feind dermaßen, dass eine große Streitmacht zusammengezogen wurde, um ihn in Schach zu halten, da die Unionsgeneräle überzeugt waren, er verfüge über fünfmal mehr Männer als er tatsächlich hatte. Die Verluste des Feindes waren viel größer als unsere eigenen, da die vielen Unionssoldaten so dicht gedrängt standen, dass man sie kaum verfehlen konnte, wenn man nur tief genug zielte.

Am Tage nach der Schlacht bereiteten wir auf einem Hügel südlich des Cedar Creek gerade unsere Rationen zu, als der Feind auf einem gegenüberliegenden Hügel erschien, eine Geschützbatterie in Stellung brachte und einige Granaten zu uns herübersandte, wohl, um unsere Kochkessel umzuwerfen, da er uns unser Essen nicht gönnte. Wir erhielten sogleich den Befehl, unsere Wagen zu beladen und abmarschbereit anzutreten. Vier Regimenter unserer Brigade marschierten links um den Hügel herum und waren bald außer Sicht und somit außer Gefahr, doch Colonel A. J. Grigsby vom 27th Virginia, der als ausgesprochen halsstarrig bekannt war, führte sein Regiment rechts um den Hügel herum auf die Hauptstraße, wo es für die Geschütze deutlich sichtbar war. Eine Granate pflügte der Länge nach durch seine Marschkolonne und tötete oder verwundete zwölf Männer. Wir zogen uns langsam weiter zurück, bis wir Rude's Hill erreichten, während Colonel Ashby mit seiner Kavallerie unseren Marsch deckte und dem Feinde Nadelstiche versetzte. Wir blieben mehrere Tage lang bei Rude's Hill und lieferten uns beinahe täglich kleinere Gefechte mit dem Feinde.

Hier war es, dass die Milizen aufgelöst und den Kompanien der Freiwilligenverbände einverleibt wurden, was unserer Mannstärke beträchtlich zugute kam. Meine Kompanie zählte nun rund 80 Mann und war somit stärker als jemals zuvor. Die Milizionäre mochten diesen Verlauf der Dinge allerdings gar nicht, denn sie betrachteten den Dienst in der Stonewall Brigade als sicheres Todesurteil und wollten ihre Kompanien selbst auswählen. Folglich stahl sich die Mehrzahl von ihnen davon, kehrte nach Hause zurück und organisierte sich dort zu neuen Kavalleriekompanien und Infanterieregimentern. Man muss allerdings sagen, dass diese Einheiten im Laufe des Krieges treu ihren Dienst verrichteten. Etwa 20 Milizionäre blieben in meiner Kompanie und einige von ihnen erwiesen sich als tadellose Soldaten.

Der Feind setzte uns weiterhin in beträchtlicher Stärke nach und während Colonel Ashby ihn bei Meem's Bottom an der Überquerung des Shenandoah River zu hindern versuchte, wurde sein Schimmel unter ihm angeschossen. Ashby konnte ihn noch aus der Schusslinie reiten, doch kurz darauf verendete er (J. Hotchkiss war Augenzeuge dieser Szene). In derselben Aktion wurde mein Onkel R. S. D. Heironimus, der in Ashbys Kavallerie diente, verwundet.

Wir zogen uns weiter bis nach Harrisonburg zurück, wo wir abrupt nach links schwenkten und in östliche Richtung nach Swift Run Gap in den Blue Ridge Mountains marschierten. Der Feind setzte uns lediglich bis Harrisonburg nach und begnügte sich in der Folge damit, von dort aus einige Erkundungstrupps auszusenden. Wir lagen eine Zeit lang in unserer neuen Stellung und das Wetter setzte uns arg zu. Es regnete und schneite unablässig.

Hier wurde die Armee reorganisiert. Da wir uns für ein Jahr gemeldet hatten und unsere Dienstzeit auslief, verpflichteten sich die meisten Männer erneut. Hierfür erhielten sie 50 Dollars Prämie und 30 Tage Heimaturlaub, doch da nur ein gewisser Anteil der Armee gleichzeitig beurlaubt werden konnte, mussten jene, die ihren Urlaub vor unserem Aufbruch noch nicht angetreten hatten, darauf verzichten; er wurde ihnen auch später nicht mehr gewährt. Jene, die sich nicht erneut verpflichten wollten, mussten trotzdem weiterhin dienen. Ihnen wurde die Prämie zugestanden, allerdings kein Urlaub.

Die Männer der Kompanien wählten ihre Offiziere und die Offiziere der Kompanien wählten die Regimentsoffiziere. Es war dies das letzte Mal, dass die Offiziersposten auf diese Weise besetzt wurden; danach wurden Offiziere ausschließlich von ihren Vorgesetzten befördert.

Colonel A. C. Cummings von meinem Regiment stand nicht zur Wiederwahl zur Verfügung und unser Adjutant A. J. Neff wurde zum Colonel gewählt, was den Lieutenant-Colonel und den Major sehr verdross. Neff gab einen ausgezeichneten Offizier ab und er führte das Regiment mit großem Können. Unsere neue Dienstzeit betrug drei Jahre oder die Dauer des Krieges.

Zahlreiche Männer, die in der Gegend um die Blue Ridge Mountains lebten und sich im wehrfähigen Alter befanden, hatten sich gemeinsam mit einigen Deserteuren in die Berge geflüchtet und dort regelrecht verschanzt, um den Einberufungsoffizieren zu entgehen. General Jackson sandte Trupps aus Infanterie und Kavallerie aus, um sie in Arrest zu nehmen und eine alte Dame, die in der Nähe lebte, bemerkte dazu: "Die Deserteure sind in den Bergen verschwunden, aber dieser General Jackson schickt ihnen Soldaten zu Fuß und auf Viechern hinterher und sie werden die ganzen Blue Ridge Mountains umgraben, bis sie sie geschnappt haben." [Anm. d. Übers.: Am 16. April 1862 erließ der konföderierte Kongress das erste Wehrpflichtgesetz, das alle körperlich tauglichen Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die nicht beruflich unabkömmlich waren, zum dreijährigen Militärdienst verpflichtete und die Dienstzeit bereits dienender Soldaten automatisch verlängerte. Besonders in Gegenden mit ausgeprägten Unionssympathien wurde das Gesetz als tyrannischer Akt gebrandmarkt und viele junge Männer versuchten sich dem Zwangsdienst an der Waffe zu entziehen.]

An dem Tage, als wir Swift Run Gap erreichten, befand sich unser Wagentross vor uns und einige der Wagen hatten die falsche Straße genommen und erreichten das Lager nicht mehr rechtzeitig vor der Nacht. Bei ihnen befand sich auch Sergeant Parsons aus meiner Kompanie. Am folgenden Tage, als sie im Lager eintrafen, erzählte er mir, wie er die Nacht in einem Hause in einem entlegenen Winkel der Berge verbracht hatte. Die Bewohner waren dermaßen ungebildet und von der Außenwelt abgeschnitten, dass sie noch nicht einmal vom Ausbruch des Krieges gehört hatten. Als Parsons ihnen vom Krieg erzählte und erklärte, dass er General Jacksons Kommando angehörte, erwiderten sie: "Oh ja! Von General Jackson und seiner Armee haben wir schon gelesen!" Er bat sie, ihm das entsprechende Buch zu zeigen und es handelte vom alten Andrew Jackson und dem Krieg von 1812!

Vier Jahre in der Stonewall Brigade

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