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Klassisches Erbe

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Smiths System war umfassend. Im Wesentlichen etablierte er die Parameter der »klassischen« Ökonomie, die sich auf die Produktionsfaktoren – Kapital, Arbeit, Land – und ihre Erträge konzentriert. Später nahm die Theorie der freien Marktwirtschaft mit der allgemeinen Gleichgewichtstheorie eine andere, »neoklassische« Form an, die zeigen wollte, wie die Preise in einer Gesamtwirtschaft einen Zustand des stabilen Gleichgewichts erreichen können. Mithilfe der Mathematik fassten Léon Walras und Vilfredo Pareto Smiths Behauptung neu, die unsichtbare Hand wirke sich sozial zum Guten aus. Kenneth Arrow und Gérard Debreu zeigten, wie freie Märkte das tun, aber sie zeigten auch, dass das unter strengen Bedingungen geschieht, die nicht viel mit der Realität zu tun haben. Damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel das Laisser-faire in einen Winterschlaf. Doch es kehrte zurück, als in den 1970er-Jahren keynesianische Ideen von staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft in die Brüche gingen. Die Saat für diese neue Blüte findet sich in den Werken Milton Friedmans und der österreichischen Schule, insbesondere Friedrich von Hayeks. Sie waren skeptisch, was die Vorteile staatlicher Eingriffe anging, und meinten, sozialer Fortschritt ließe sich durch unregulierte Märkte erreichen. Auch die Keynesianer wussten um die Macht der Märkte – aber für sie mussten Märkte angestoßen werden, um Höchstleistungen zu erbringen.

»Nichts lernt eine Regierung so rasch von einer anderen wie die Kunst, Geld aus den Taschen der Leute zu ziehen.«

Adam Smith


Regionale Märkte wie hier in Kerala (Indien) verhalten sich genauso wie Smiths freier Markt: Angebot und Preis passen sich auf natürliche Weise der Nachfrage an.

Der Ansatz der freien Marktwirtschaft erhielt einen wichtigen Auftrieb durch Theorien der 1960er- und 1970er-Jahre, die von Rationalität und rationalen Erwartungen ausgingen. Die Neue Politische Ökonomie betrachtet z. B. Politiker als eine Gruppe egoistischer Individuen, die rücksichtslos Eigeninteressen verfolgen und sich und andere – unproduktiv – bereichern (»Rent-Seeking«). Die neue klassische Makroökonomie geht von Smiths Annahme aus, dass die Märkte ihre Probleme immer allein lösen, und fügt hinzu, dass die Bevölkerung die Auswirkungen staatlicher Eingriffe voraussehen könne und wisse, wie die Wirtschaft funktioniert. Daher hätten staatliche Eingriffe kaum Erfolg. Dennoch – heute glauben die meisten Ökonomen, dass der Markt versagen kann. Sie sehen vor allem Informationsunterschiede zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern als Grund an. George Akerlof thematisierte dies 1970 in seinem Aufsatz The Market for Lemons. Verhaltensökonomen halten die Rolle der Vernunft bei menschlichen Entscheidungen für überbewertet und betrachten dies als Grund für das Scheitern der Märkte.


Die Ungleichheiten, die aus den freien Märkten in ihrer heutigen Form entstehen, konnte Smith nicht vorhersehen. An Börsen und auf Geldmärkten spielt »Fairness« praktisch keine Rolle.

Am Thema der Laisser-faire-Ökonomie scheiden sich die Geister. Die politische Rechte ist für das Laisser-faire, die Linke stellt sich hinter keynesianische Interventionen. Diese Diskussion ist heute noch von zentraler Bedeutung.

Die Finanzkrise von 2007/08 hat dieser Auseinandersetzung neue Nahrung gegeben. Die Anhänger des freien Marktes fühlten sich in ihren Theorien über den Konjunkturverlauf bestätigt, während die Keynesianer das Versagen der freien Märkte verkündeten. Der US-Ökonom Nouriel Roubini (geb. 1959), der den Crash vorausgesagt hatte, sprach davon, dass Smiths Ideen verzerrt worden seien: Jahrzehnte des Freimarkt-Fundamentalismus hätten den Grundstein für den Zusammenbruch gelegt.

»Die menschliche Gesellschaft erscheint, wenn wir sie in einem gewissen abstrakten und philosophischen Lichte betrachten, wie eine große, ungeheure Maschine….«

Adam Smith

Adam Smith


Der Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaft, Adam Smith, wurde 1723, sechs Monate nach dem Tod seines Vaters, in Kirkcaldy (Schottland) geboren. Er war ein in sich gekehrter Mensch, der mit 14 in Glasgow auf die Universität ging und anschließend sechs Jahre in Oxford studierte, ehe er nach Schottland zurückkehrte und an der Universität von Glasgow eine Professur für Logik übernahm. 1750 begann seine enge Freundschaft mit David Hume.

1764 gab Smith seine Professur auf und reiste als Hauslehrer eines schottischen Adligen nach Frankreich. Dort lernte er die Physiokraten und den Philosophen Voltaire kennen und begann die Arbeit an seinem Werk Der Wohlstand der Nationen, das er erst über zehn Jahre später vollendete, als er längst wieder in Großbritannien lebte. 1790 starb er.

Hauptwerke

1759 Theorie der ethischen Gefühle

1762 Lectures on Jurisprudence

1776 Der Wohlstand der Nationen – Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen

Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch

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