Читать книгу Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch - John Farndon - Страница 34
ОглавлениеMEHR WARENAUSSTOSS DURCH DIE AUFTEILUNG DER PRODUKTION
DIE ARBEITSTEILUNG
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Märkte und Firmen
VORDENKER
Adam Smith (1723–1790)
FRÜHER
380 v. Chr. In Der Staat beschreibt Platon, wie eine Stadt entsteht und wächst, indem sie sich die Arbeitsteilung zunutze macht.
1705 Der niederländische Philosoph Bernard Mandeville prägt in seiner Bienenfabel den Ausdruck »Arbeitsteilung«.
SPÄTER
1867 Laut Karl Marx führt die Arbeitsteilung zur Entfremdung der Arbeiter. Er hält sie für ein notwendiges Übel, das es zu überwinden gilt.
1922 Der österreichische Ökonom Ludwig von Mises erkennt in der Arbeitsteilung große Vorteile statt Entfremdung, z. B. mehr Freizeit.
Menschen, die in einer Gruppe arbeiten, verteilen meist zuerst die Aufgaben. Adam Smith erhob die Arbeitsteilung zu einem zentralen ökonomischen Prinzip. Zu Beginn seines einflussreichen Werkes Der Wohlstand der Nationen erklärt er, welchen Unterschied es bei der Produktion macht, ob ein Mensch alle Aufgaben erledigt oder ob mehrere Menschen jeweils nur eine Teilaufgabe übernehmen. Smith stellte 1776 fest: Wenn ein Mensch, der eine Stecknadel herstellt, alle Arbeitsgänge nacheinander ausführt, schafft er vielleicht eine Stecknadel am Tag. Aber wenn der Vorgang aufgeteilt wird und jeder auf nur einen Herstellungsschritt spezialisiert ist, lassen sich viele Stecknadeln am Tag herstellen. Smith kam zu dem Schluss: »Sobald die Teilung der Arbeit in einem Gewerbe möglich ist, führt sie zu einer entsprechenden Steigerung der Produktivität.«
In einem Lager ist die Arbeit z. B. meist auf einen Manager sowie mehrere Packer, Bestandsaufnehmer, Buchhalter, Vertriebsdisponenten, IT-Mitarbeiter und Kraftfahrer verteilt.
Der Wachstumsmotor
Smith war nicht der Erste, der den Wert der Arbeitsteilung erkannte. Bereits 2200 Jahre vor Smith vertrat Platon die Ansicht, ein Staat brauche Spezialisten wie beispielsweise Bauern und Bauarbeiter. Der islamische Philosoph Al-Ghazali (1058–1111) machte darauf aufmerksam, dass an der Herstellung eines Brotlaibs mehr als 1000 Arbeiter beteiligt seien, wenn man alle Schritte berücksichtige – vom Jäten des Unkrauts auf den Feldern über die Weizenernte bis hin zum Bäcker.
Viele frühe Denker stellten eine Verbindung zwischen der Arbeitsteilung und dem Wachstum der Städte und Märkte her. Bahnbrechend an Smiths Idee war, dass er die Arbeitsteilung als Wachstumsmotor ins Zentrum des Wirtschaftssystems stellte. Je spezialisierter die Arbeitskräfte und Firmen, desto größer das Wachstum des Marktes und desto höher die Rentabilität.
Ein notwendiges Übel
Karl Marx erkannte zwar die Bedeutung dieser Idee, betrachtete die Arbeitsteilung aber als eine vorübergehende Erscheinung – ein notwendiges Übel. Spezialisierung führe zur Entfremdung und verdamme die Arbeiter zur Existenz einer Maschine mit immer derselben Aufgabe. Er unterschied zwischen technischer Arbeitsteilung – etwa den verschiedenen Aufgaben beim Hausbau – und gesellschaftlicher Arbeitsteilung, die von Macht- und Statushierarchien erzwungen werde.
Heute ist Arbeitsteilung in den meisten Firmen selbstverständlich. Viele Unternehmen lagern Aufgaben, die zuvor von eigenen Mitarbeitern ausgeführt wurden, ins Ausland aus, wo Arbeitskräfte billiger sind – eine neue, internationale Dimension der Arbeitsteilung.
»… jede Erweiterung der persönlichen Arbeitsgemeinschaft für alle, die sich ihr anschließen, [ist] von Vorteil.«
Ludwig von Mises
Rein amerikanische Arbeitsplätze?
Wenn Menschen, die in der Industrie arbeiten, sich Gedanken über die Leistungsfähigkeit ihrer heimischen Wirtschaft und die Situation am Arbeitsmarkt machen, drängen sie oft die Verbraucher dazu, heimische Erzeugnisse zu kaufen. Aber das ist gar nicht so einfach – denn die Arbeitsteilung findet heute weltweit statt. Betrachten wir als Beispiel die US-amerikanische Firma Apple: Man könnte meinen, wer ein iPhone kauft, trägt zur Sicherung von Arbeitsplätzen in den USA bei. Tatsächlich finden beim iPhone aber nur Entwicklung und Marketing überwiegend in den USA statt.
Die iPhones selbst werden in China montiert, die Teile kommen aus Südkorea, Japan, Deutschland und sechs weiteren Ländern. Das iPhone ist ein wirklich globales Produkt, an dessen Herstellung wohl Zehntausende Menschen beteiligt sind.
Arbeiter am Fließband in China bauen Computerprozessoren. Die Komponenten stammen aus neun verschiedenen Ländern.