Читать книгу Gor 16 - John Norman - Страница 10
6Wir warten auf Unterstützung von Callisthenes, die nicht kommt; die dritte Flotte Voskjards; wieder ertönen unsere Kampfhörner
ОглавлениеWir beobachteten, wie die Leda aus Port Cos voll an ihrem Rumpf getroffen wurde.
»Zurückrudern!«, befahl der Rudermeister.
Die Tina erbebte im Wasser und zog sich ausweichend zurück. Eine Galeere Voskjards mittlerer Klasse zog an uns vorbei; die Zähne ihres Rammbocks bekamen nichts zu fressen. Ihr Kielwasser trieb uns nach backbord ab. Ich sah eines ihrer großen Augen, das auf der Steuerbordseite, unheilvoll ans uns vorbeigleiten. Unser eigener Rammbock bohrte eine Furche, in der Länge eines Speers, in ihre Flanke, als sie passierte. Das nasse Holz knirschte. Ein Mann schrie am Hinterschiff der Portia auf. Steuerbord, nicht mehr als fünfzig Yard entfernt, fiel er, sich drehend wie eine brennende Fackel, ins Wasser. Seine Kleidung war von brennendem Pech durchtränkt.
»Zurückrudern!«, befahl unser Rudermeister. »Ruhig! Haltet ein!«
Viele Ruderbänke waren leer; Blut war auf den Bänken.
Ein Satz Speere, insgesamt fünf, ragte aus der Innenwand des Steuerrahmens auf der Steuerbordseite.
Am Hinterschiff war ein Knirschen zu hören und ein Dutzend Männer sprang von einem der Schiffe des Voskjard zu uns an Bord.
»Feindliche Eindringlinge!«, hörte ich einen Schrei.
»Bleibt auf den Bänken!«, befahl der Rudermeister.
Männer rannten an uns vorbei, um den ungebetenen Gästen am Hinterschiff zu begegnen. Ich blieb auf meiner Ruderbank, die Hände am Ruder.
»Zurückrudern!«, befahl der Rudermeister wieder.
»Die Decks sind befreit!«, schrie ein Mann.
»Die Portia wurde heimgesucht!«, rief ein Offizier.
Ich sah einen unserer Bogenschützen, in dessen Brust ein Pfeil steckte und vom Hinterschiff taumelte. Wasser schoss wie eine Fontäne in der Nähe von uns auf und markierte die Stelle, wo ein riesiger Stein, geschleudert von einem feindlichen Katapult, im Wasser versank.
Als ich durch das Ruderloch lugte, sah ich, wie sich der Bug der Leda plötzlich in einem steilen Winkel aus dem Wasser hob. Rammbock und Rumpf schimmerten von Wasser, und dann, einen Augenblick später, verschwand das Schiff zu drei Vierteln unter der Wasseroberfläche. Ihr Hinterschiff verfing sich im Matsch des Flussgrundes. Ihr Bug, an dem sich Männer festhielten, wurde von der Strömung auf die Kette zugetrieben.
»Zurückrudern!«, rief der Rudermeister.
Ein Rammbock von einem Schiff Voskjards zerschmetterte den Bug der Leda. Männer sprangen vom Bug ins Wasser, wurden im Wasser von den Ruderschlägen des Schiffes getroffen. Die Bogenschützen auf dem Schiff lehnten sich über die Reling und schossen auf die zappelnden Schwimmer. Auch an anderen Stellen sah ich Männer im Wasser kämpfen.
»Zwei Strich backbord!«, befahl ein Offizier.
Wir drehten nach backbord ab. Unser Rammbock bedrohte nun das Schiff Voskjards. Die Bogenschützen brachten sich hinter der Reling in Sicherheit. Bestürzung machte sich plötzlich auf ihrem Deck breit. Ruder wie zuckende Gliedmaßen hoben sich unregelmäßig aus dem Wasser. Wir sahen Bewegungen der Seitenruder, nicht synchronisiert zwischen dem Backbord- und Steuerbordruder. Ruder, erst ein oder zwei, dann mehrere gleichzeitig, begannen ins Wasser zu schlagen. Sie drehte sich nach backbord. Dann glitt sie hinter den zerschmetterten Rumpf der Leda. Wir stellten ihr nicht nach. Auf unserer Steuerbordseite lag eine Galeere Voskjards schaukelnd auf dem Wasser. Sie schien im Dämmerschlaf zu sein, aber wir wussten, dass sie in dem Moment, wo wir ihr unsere Flanke anboten, erwachen und uns angreifen würde. »Hüte dich vor dem Sleen, der zu schlafen scheint«, besagt ein goreanisches Sprichwort.
Einen Rauchschwaden hinter sich herziehend, schoss eine Schale mit brennendem Pech auf uns zu, abgefeuert von einem Schiff in der Nähe der Kette. Sie stürzte ins Wasser auf unserer Steuerbordseite.
»Zurückrudern, zurückrudern«!, befahl der Rudermeister. »Zurücksetzen, sanft, Männer!«
Augenblicke später hatten wir zur Olivia aufgeschlossen, die das Flaggschiff der Flotte aus Ars Station gewesen war und unter dem Kommando von Aemilianus stand. Sie und die Portia waren die letzten der ursprünglichen zehn Schiffe gewesen, welche die kleine Flotte gebildet hatten. Die Portia war jetzt verloren. Auf der Steuerbordseite der Olivia lag die Tais aus Port Cos, schlank, ramponiert, unermüdlich, wehrhaft, die die Mitte unserer Linie hielt. Auf ihrer Steuerbordseite lag die Talender aus Fina und die Hermione, eine Kriegsbeute, gewonnen in der Schlacht, bemannt mit Soldaten aus Ars Station.
»Wir halten keinem weiteren Angriff stand!«, sagte ein Mann.
Wir lauschten auf die Signalhörner der Flotte Voskjards.
»Sie ziehen sich zurück«, stellte ein Mann fest.
»Vielleicht verlassen sie uns«, mutmaßte ein anderer.
»Sie gruppieren sich neu«, sagte ein Mann.
»Es wird einen erneuten Angriff geben«, befürchtete jemand.
»Natürlich«, stimmte einer zu.
Wir hatten den Morgen mit elf Schiffen begonnen. Jetzt hatten wir noch fünf — aus Port Cos hatten wir die Leda und die Tais; aus Ars Station die Olivia und Portia und vier Beuteschiffe; aus Fina hatten wir die Talender, aus Victoria die Mira und Tina. Von diesen elf Schiffen waren vier übriggeblieben, die Tais, Olivia, Talender und Tina. Unser fünftes Schiff, das unsere kleine Flotte komplett machte, war die Hermione, die erbeutet wurde. Diese fünf Schiffe, diese kleine, unruhige, schlanke Linie war alles, was wir der Macht Voskjards entgegenstellen konnten, einer Macht aus rund achtundzwanzig oder neunundzwanzig Schiffen, die sich vor unseren Bugs neu formierte.
»Die Tais sollte fliehen«, sagte ein Mann neben mir, ein Bürger aus Victoria, ein Überlebender der Mira.
»Sie bleibt in der Linie«, erwiderte ein Mann.
»Wer hätte das von den Sleens aus Cos erwartet«, sagte ein Soldat aus Ar neben mir, einer von den Männern, die wir an Bord holten, als die Alcestis sank, die gestern als Beute von den Männern aus Ar eingenommen worden war. Ohne diese Männer hätten wir niemanden für unsere Ruder.
»Interessant«, sagte einer seiner Gefährten.
»Vielleicht gibt es außerhalb von Ar doch so etwas wie Mut«, mutmaßte ein anderer.
»Die Sleens aus Cos haben gut gekämpft«, stellte jemand fest.
»Ja«, stimmte man ihm zu.
»Wo ist Callisthenes?«, wollte der Mann von der Mira wissen.
»Ich weiß es nicht«, gab ich ihm zur Antwort.
»Wir haben keine Steine und kein Pech mehr«, stellte ein Mann fest.
Der Klang von Kampfhörnern schallte über das Wasser zu uns herüber.
Ich beobachtete, wie ein Bogenschütze mit einem Messer einen Pfeil aus dem Holz des Vorderschiffes befreite. Er ging dabei vorsichtig vor, um ihn nicht zu beschädigen.
»Sie haben jetzt Flaggen an ihrem Vordersteven gehisst«, stellte ich fest.
»Bald ist es soweit«, sagte ein Mann.
»Ihre Ruder sind jetzt draußen«, bemerkte ein anderer.
Wieder hörten wir die Kampfhörner.
»Auf eure Positionen, Männer!«, befahl ein Offizier.
Wir eilten auf unsere Plätze.
»Ruder ausfahren!«, befahl der Rudermeister.
Wir schoben die Holzruder durch die entsprechenden Öffnungen.
»Sie kommen jetzt«, sagte ein Mann hinter mir.
»Warum ist es hier so still?«, rief Callimachus vom Vorderschiff. »Können wir nicht antworten?«
Die Männer sahen sich an.
Dann ertönte von dem ramponierten, halb zersplitterten, verkohlten Hinterschiff der Tina eine Trompete, die von einem Burschen geblasen wurde, der nicht mehr als ein Junge war. Und dann erschallten die Töne des Widerstands von weiteren Trompeten. Die Trompeter auf dem Hinterschiff der Olivia schlossen sich an, ebenso auf der Tais und der Talender und der Hermione. Es waren tapfere Männer, die entschlossen waren, zusammenzuhalten.
Die Haare in meinem Nacken richteten sich auf. Voller Stolz ergriff ich das Ruder.
»Bereit!«, befahl der Rudermeister. »Rudert!«
Und die fünf Schiffe unserer kleinen Linie bewegten sich, um der sich nähernden Flotte des Voskjard zu begegnen.
»Die Hermione ist verloren«, sagte ein Mann.
»Die Talender wurde als Beute genommen«, rief ein anderer.
Wir hielten unsere Ruder still.
»Ich hätte nicht gedacht, dass wir diesen Angriff überleben würden«, sagte jemand.
Auf unserer Steuerbordseite befand sich die Olivia und auf ihrer Steuerbordseite die wackere Tais.
»Sie kommen erneut«, sagte ein Mann.
»Das wird das Ende sein!«, sagte jemand.
»Es gibt Geschrei am Hinterschiff der Olivia«, äußerte einer und stellte sich auf seine Ruderbank.
Ich erhob mich ebenfalls.
»Sie sind in Aufruhr!«, beobachtete ein Mann, der jetzt auch auf seiner Ruderbank stand.
»Was ist los?«, fragte ein anderer, der mit gesenktem Kopf über seinem Ruder hing.
Dann folgte ein Schrei von unserem Hinterschiff. »Schiffe! Schiffe hinter uns!«, schrie ein Offizier vom Vordersteven.
»Es ist Callisthenes!«, rief ein Mann.
Ich stand auf der Ruderbank und hielt mich am Ruderrahmen fest.
»Callisthenes!«, rief jemand.
»Bleibt auf der Ruderbank!«, befahl der Rudermeister.
»Callisthenes!«, riefen jetzt auch die anderen Männer.
Am Himmel, hinter uns, zeichneten sich kleine Punkte ab, die rasend schnell auf uns zukamen wie eine Flottille aus Schiffen.
»Callisthenes! Callisthenes!«, riefen wir. Unsere Kopfbedeckung flog in die Luft. Überglücklich umarmten wir uns; Freudentränen liefen über die kampfgezeichneten Gesichter. Selbst die Soldaten aus Ar an unseren Ruderbänken ergriffen ihre Schilde und schlugen mit ihren Speeren und Schwertern dagegen.
»Das Blatt wendet sich«, rief ein Offizier. »Das Blatt wendet sich!«
Callisthenes befehligte zwanzig Schiffe.
»Bleibt auf euren Ruderbänken!«, befahl der Rudermeister. »Die Flotte Voskjards nähert sich!«
»Callisthenes!«, riefen wir erfreut. »Callisthenes!« Auch auf dem Deck der Olivia zeichnete sich Freude ab. Wir konnten sogar die Jubelschreie von der Tais, neben der Olivia, hören.
»Wir sind gerettet«, hörte ich es rufen.
Callimachus stand alleine auf dem Vordersteven mit dem Glas der Erbauer und beobachtete die Flotte, die von hinten näher kam.
Glücklich kletterte ich auf den oberen Teil des Ruderrahmens. Die Galeeren, die ich sehen konnte, erstreckten sich von links nach rechts. Plötzlich wurde mir schlecht. »Das kann nicht Callisthenes sein«, sagte ich. »Es sind zu viele Schiffe.«
Ein Mann sah mich erschrocken und ungläubig an.
»Es können nur die Schiffe Voskjards sein«, schlussfolgerte ich.
Doch nicht nur ich war zu dieser Erkenntnis gekommen. Fast augenblicklich verstummte das Jubeln auf der Olivia und auch auf der Tais. Unsere drei Schiffe schaukelten still auf dem Wasser. Wir konnten jetzt nicht nur die Kampfhörner von der Streitmacht hören, die von vorne auf uns zukam, sondern auch von hinten.
»Es ist der Angriff!«, sagte ein Mann, der die Töne entzifferte.
»Wir sind gefangen!«, sagte jemand.
»Auf eure Positionen, Männer!«, befahl Callimachus.
Ich nahm mein Ruder in die Hand; ich war betroffen und geschockt. Diese Schiffe, die aus dem Süden kamen, waren eindeutig die Schiffe Voskjards. Aber es konnte nicht möglich sein, in solcher Stärke aus dem Süden zu kommen, denn der Süden wurde von Callisthenes und seiner Flotte bewacht. Solch eine Flotte durch die durchtrennte Kette zu bringen, schien unmöglich. Wahrscheinlich war sie auf Rollen auf dem Landweg an der südlichen Wachstation vorbeigeschleust worden. Das war die Hauptgefahr, die wir in der Verteidigung des Flusses erwartet hatten. Das war der Grund, warum wir die zwanzig Schiffe von Callisthenes an diesem Punkt stationiert hatten, um diese Schwachstelle in unserer Verteidigung auszuschalten. Dass die neuen Schiffe Voskjards uns jetzt mit solcher Macht angreifen konnten, bedeutete entweder, dass es ihnen gestattet worden war, die Kette zu durchtrennen und ungehindert weiterzufahren oder, was wahrscheinlicher war, dass es ihnen erlaubt worden war, die Kette zu umgehen, indem sie die Landroute genommen hatten, an der südlichen Wachstation vorbei.
»Bereit!«, rief der Rudermeister.
Callisthenes musste seine Schiffe von ihrer Position abgezogen haben. Auch hatte sich herausgestellt, dass die Informationen bezüglich der Stärke von Voskjard falsch waren. Seine Quellen erwiesen sich erneut und schwerwiegend als unzuverlässig. Die Schiffe von Callisthenes waren für unsere Verteidigung auf dem Fluss essenziell gewesen. Doch sie unterstützten uns nicht in unserem Kampf an der Kette. Jetzt, so schien es, versagten sie auch darin, die dritte Flotte von Voskjard daran zu hindern, in die Gewässer südlich der Kette vorzudringen, von wo aus sie natürlich der Verteidigungsflotte in den Rücken fallen konnten. Callisthenes musste seinen Posten aufgegeben haben. Er musste seine Schiffe abgezogen haben. Vielleicht hatte er sich nach Port Cos zurückgezogen, als er erkannte, dass die Lage aussichtslos war.
Kampfhörner erschallten dann sowohl von vorne als auch von hinten und erfüllten die Luft des Vosk.
»Das ist das Ende!«, sagte ein Mann hinter mir.
Unsere Kampfhörner, die von der Olivia und der Tais aus antworteten, gingen in den feindlichen Signalen beinahe unter.
»Rudert!«, befahl der Rudermeister.
Die Tina erbebte im Wasser und dann, noch einmal, zusammen mit ihren Schwestern, der Olivia und der Tais, schoss sie nach vorn, ihr Rammbock hob sich an, voller Trotz und Anmut.