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12. Die 180°-Wende Mi, 02.03.16

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Interessant war heute, als ich mich nach sehr lan­gen Überlegungen mit meiner Freundin zum Mittages­sen in der Stadt ver­abredet habe. Als wir uns nach Schul­schluss trafen und sie mir freudig erzähl­te, dass sie sich nun auch WhatsApp heruntergela­den habe (ob­wohl sie sich seit Jahren vehement da­gegen gewehrt hatte) wusste ich nicht, wie begeistert ich sein sollte – fing also an, im­mer stärker mit „nee­ein mein Schatz, nicht dein Ernst, ich schreib nicht mit dir…! Das kannst du doch nicht machen, och ne ey..!“, auf sie einzudreschen. Auch wenn es einen eher spaßigen Charakter haben sollte, kam es bei ihr wohl ernst ge­meint an – sie fühlte sich, als wolle ich ihr was vor­schreiben und ihr die Freude und den Spaß nehmen. Das ihr das nicht gefiehl, merkte ich daran, dass sie plötzlich schwieg und erst Stunden später damit aufhörte, nachdem wir in der Stadt waren, mit dem Bus eine Weile fuhren und dann eine ganze Zeit bei mir waren und dann eigentlich zum Bus sind, um sie wieder nach Hause zu bringen. Als wir diesen dann doch verpassten, wuss­ten wir wieder nicht so recht, wohin mit uns. Bis da­hin gab ich mir größte Mühe, meine Freundin endlich wieder zum Re­den zu bringen, um den „Streit“ endlich abschlie­ßen zu kön­nen (ent­weder, um ihn erst einmal ordent­lich zu ent­fachen – oder eben um zu klären, dass das ei­gentlich gar nicht sein muss…) - weil ich denke, dass ich mehr der Meister des Ge­sprächs, statt des Schwei­gens bin. Wenn ich meinen Gesprächspartner weder höre noch sehe, und so deuten soll, ob er nun ernst­haft sauer ist oder nur ein wenig spielen will – und vor allem wie ich das Ganze beenden kann, wird das schwierig. Einfacher ist es, wenn ich denjeni­gen zumindest höre – und ihm auch gleich Antwort geben kann. Ganz einfach, da wer­den viel mehr Informationen übertragen. Nun gut, so ging das eben ewig weiter, bis dann schließlich an der Bus­haltestelle… ein paar Wörter seitens meiner Freundin, ein paar Wörter sei­tens mir, schließlich: „Ach komm, dann ge­hen wir jetzt doch nochmal zu mir, und du spielst mir was auf dem Kla­vier vor!“ Und das funktionierte!

Auf einmal hüpften wir den Weg nur so nach Hause, trugen ein­ander auf dem Rücken durch die Gegend, machten sogar unse­re schönen Stoffhosen in der Pfütze schmut­zig, ein­fach aus dem Ei­fer raus. „Es war, als hätten wir uns noch­mal neu getroffen“, so meine Freundin später noch zu mir. Oh ja, so war es wirk­lich.

Okay, lange Rede kurzer Sinn: Manchmal macht es Sinn, die Perspektive zu wechseln und die Chance einer 180°-Wen­de wenn‘s sein muss im letzten Moment noch zu erkennen unddann auch zu ergreifen. Bei dem Beispiel jetzt ja war es halb-dreiviertel Glück, dass wir den Bus nicht bekamen (wobei ich natür­lich auch ordent­lich hätte rennen können, dann hätte ich ihn anhalten kön­nen…). Aber dennoch, dann, als wir dasaßen, war es genau das Richtige, nicht zu war­ten, bis das Fräulein abgeholt wird, son­dern ganz im Gegenteil, nochmal (neu) zurückzulau­fen, und gemein­sam anzu­fangen. Probiert es aus, viel Glück!

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