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4. Das Leben ist zu schön, um es nicht auch zu leben Mi, 09.09.2015
ОглавлениеNun sitze ich hier, ganz alleine, irgendwie mit gedrückter Stimmung, in der Hoffnung, dass mich das Schreiben dieses Artikels wieder besser stimmt. Mein Tag heute war toll: Ich war ´ne Runde joggen, mit der besten Rundenzeit jemals, habe sehr viel mit meinem Bruder gelacht, war mit meiner Familie lecker zu Mittag essen, habe die Hälfte eines tollen Buches gelesen und war schließlich noch eine Runde Golf spielen. Doch dann veränderte sich das irgendwie drastisch, als auf meinem Handy die ersten Nachrichten rund um den neuen Stundenplan eintrudelten. Ich las zwischendurch immer mal mit, schrieb auch ein-zwei Nachrichten dazu und erzählte meinem Papa davon.
Schließlich beendeten wir das Spiel und ich fuhr mit schlechter Laune nach Hause. Ich grenzte mich von meiner Familie ab, welche gemeinsam einen Film schaute und wollte mein eigenes Ding machen. Startete also meine Musik, öffnete mein Notebook und fing an, den heutigen Tag analytisch auszuwerten, wie ich es jeden Tag tat…
Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Allein durch die paar Nachrichten rund um den Start ins neue Schuljahr mit den entsprechenden Lehrern machte ich mir selbst solch markante Negativgedanken, dass mein ganzer Abend den Bach runterging. Schließlich fing ich an, eine neue Tabelle zur Auswertung meines Alltags zu erstellen, pünktlich zum neuen Schuljahr eben. Ich fügte neue Formatierungen, detailliertere Eintragungsmöglichkeiten zu den vergangenen Aktivitäten sowie einen Soll-Ist-Vergleich und eine Summe der wöchentlichen Aktivitäten ein. Irgendwann sah ich mir das, technisch durchaus gelungene Produkt an und merkte – hey, das ist doch kein Leben mehr! So funktioniert das nicht und macht auch keinen Spaß. Dieser Gedanke dehnte sich aus, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die wöchentliche Soll-Stundenzahl zum Thema Schule gut 25% der Gesamtaktivitäten ausmachen sollte, während meine Freundin beispielsweise nur maximal 10% zugeteilt bekam. Das Business, okay – zumindest mal 15% - aber man merkt – der Gedanke ist irre. Somit entschloss ich mich, einige der neuen „Funktionen“ meiner Tabelle wieder zu löschen und die Soll-Eintragungen für die nächsten Wochen erstmal leerzulassen, einfach mal abzuwarten, wie sich meine Aktivitäten der nächsten Wochen so entwickeln und mir dann Ziele in Form von Soll-Zuständen zu setzen. Als ich schließlich meiner Freundin von der ganzen Sache erzählte, meinte sie unter anderem, man könne kein ganzes Leben innerhalb einer Tabelle planen. Tja, eigentlich war die Tabelle ja auch gar nicht zum Planen sondern lediglich zum Protokollieren und eventuell auch Analysieren gedacht. Durch die Einführung des Soll-Ist-Vergleiches wird allerdings auch eine Planungsmöglichkeit hinzugefügt was einerseits gut sein kann, andererseits nicht die Idee der Tabelle war. Also gut, was lehrt uns diese Story?
Hey, vergiss‘ nicht, zu leben! Man kann ein Leben nicht vollständig in Zahlen planen, dokumentieren und auswerten – man muss es auch leben. Und um nochmal zur Ursache meiner schlechten Laune zu kommen – der neue Stundenplan und die Voraussicht auf‘s anstehende Schuljahr – lass dich nicht verrückt machen, du kannst nahezu alles, wenn du es nur willst, du schaffst nahezu alles, wenn du es nur willst und du kriegst nahezu alles, wenn du es nur willst. Und wenn es mal nicht so ist, akzeptiere die gegebenen Umstände und bau‘ dir dazwischen deine eigenen Wege. Ein Lehrer, ein Vorgesetzter, ein Partner kann dich noch so einschränken, dir noch so Angst machen, dich noch so zunichtemachen wollen. Doch halte dir immer vor Augen, diese Umstände sind nicht permanent, sie sind nicht unendlich, sie sind nicht lebenslang verbindlich. Selbst wenn du denkst, an deiner aktuellen Lage lässt sich nichts ändern, sei dir gewiss: Es wird eine Zeit kommen, in der sich die Dinge ändern.
Albert Einstein hat einmal gesagt: „Der Gipfel des Wahnsinns ist es, auf Veränderungen zu hoffen, ohne etwas zu verändern.“
Um ehrlich zu sein kann, ich dem lieben Albert hierbei nicht vollends zustimmen. Einerseits hat er Recht, wenn wir uns beispielsweise einen übergewichtigen Menschen anschauen. Fängt er nicht an Sport zu treiben, wird er auch kein gesundes Gewicht erreichen. Von nichts kommt eben nichts! Allerdings macht es ebenso keinen Sinn, seine komplette Kraft und Zeit darin zu stecken, bestimmte Dinge verändern zu wollen, wenn diese Kraft nicht mal ausreichen kann. Denn dann sind wir wieder beim gleichen Problem.
„ Wahnsinn ist, immer wieder dasselbe zu tun – und ein anderes Ergebnis zu erwarten.“ - Albert Einstein
Denn auch hier tut man irgendwann immer wieder dasselbe. Und Immer-dasselbe-Tun (um wieder auf das Ursprungsthema zu kommen) ist nicht lebenswert. Das vereinfacht zwar, macht eventuell produktiver, nimmt mit der Zeit letztlich aber auch Vielfalt. Und Vielfalt ist das, was unserem Leben Qualität verleiht, uns glücklich macht. Somit sollte dies uns allen eine Lehre sein und uns zur Vernunft bringen, wenn wir das nächste Mal entscheiden müssen, ob Qualität oder Quantität.
Vergesst nicht, dass ihr Menschen seid, vergesst nicht, dass ihr frei seid und vergesst nicht, dass ihr leben wollt. Also macht, was ihr machen wollt, liebt, wen ihr lieben wollt und werdet glücklich. Lebt euer Leben, wie ihr es leben wollt!
„ Der Mensch ist einzigartig und Glück ist (s)eine Entscheidung.“ - Jon Keno