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Aussagen zur Naturphilosophie

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Die Theoriehaltigkeit, die die Passagen in Bezug auf die Götter charakterisiert, die wir bisher betrachtet haben, kann auch in der Formulierung anderer Themen beobachtet werden, auch wenn der Unterschied der Themen es manchmal schwer macht, die Prozesse von Rationalisierung, die in Passagen griechischer Naturphilosophie am Werk sind, zu identifizieren. Viele Passsagen thematisieren Lebendigkeit und Lebenskräfte: Die Beziehung zwischen Geist (animus) und Lebendigkeit (anima) wird in den „Epigonen“ (frg. 296 R = 589 D) betrachtet und wird zum Gegenstand einer expliziten psychologischen Frage in der Epinausimache: Laut den plausiblen Interpretationen des spätantiken Lexikographen Nonius Marcellus bedeutet das Wort anima einen wichtigen gefühlsbedingten Trieb, in diesem Fall Aggression, die von Ärger ausgelöst wird.22

Aussagen zur Geologie helfen Accius, eine gewisse wissenschaftliche Kühle zu bewahren. Die mythologische Beschreibung von Vulkanismus (529ff. R = 204ff. D) wird aus sicherer Entfernung durch die Worte dicitur und dictus betrachtet – andere „sagen“. Erdbeben, zusammen mit Gewitter und Sturm, bieten vor allem Probleme der Wahrnehmung (479f. R = 289f. D). Die berühmte Beschreibung des Schäfers in der „Medea“, der zum ersten Mal ein Schiff sieht, ist vor allem sehr präzise; erst später im Text gibt es Beschreibungen physikalischer Gegebenheiten wie Wind und Wellen mit einem kleinen Hinweis auf das Mythologische (391–402 R = 467–478 D).23 Ein vergleichbarer Darstellungsmodus kann für die Beschreibung von Gewitter gefunden werden (223–5 R = 54–56 D).

Die astronomischen und astrologischen Passagen sind am aussagekräftigsten. Während es in der Clutemestra der deum regnator, der „Herr der Götter“, ist, der die Nacht bringt, enthält die Formulierung nocte caeca caelum e conspectu abstulit („mit pechschwarzer Nacht entfernte er den Himmel aus der Sicht“) eine genaue Theorie von Wahrnehmungsprozessen. Es ist der Mangel an Licht, der den Sichtverlust erklärt. Die Auffassung von Dämmerung (aurora) als radiorum ardentum indicem („Anzeichen greller Strahlen“; 493 R = 9 D) stimmt in seiner allgemeinen Struktur damit überein, ohne Teil einer einheitlichen Theorie zu sein. Weder hier noch in den folgenden Passagen gehen Accius’ theoretische Errungenschaften weiter als ältere Konzepte. Was aber auffallend ist, ist die Beständigkeit mit der, im Vergleich zu älterer lateinischer Literatur, Erklärungen für natürliche Erscheinungen durch Mythen vermieden werden.24 Ein anderes Beispiel dafür kann in der Beschreibung des Tierkreises (711–3 D) gefunden werden.25

Römische Religion in republikanischer Zeit

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