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Divination

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Mehrfach beschreibt Accius Situationen, die als Omina behandelt werden oder Prodigien, die für die gesamte Gesellschaft gelten,26 ob es nun innerhalb der Handlung des Dramas oder in der zeitgenössischen römischen Praxis ist. Es ist nicht möglich, auf der Basis der wenigen Fragmente eine klare Position zur Divination oder Kritik an der Divination zu identifizieren. Was deutlich wird, ist das Bemühen, eine klare und präzise Terminologie auf die gesamte Bandbreite des Phänomens anzuwenden, genauso wie die Voraussetzungen für erfolgreiche Divination zu formulieren. Dies zeigt sich im Bedingungssatz si satis recte aut vera ratione augurem (87 R = 644 D: „Wenn ich ausreichend korrekt und mit der richtigen Methode weissage“). Es wird auch sichtbar, wenn die Akteure unterschiedliche Divinationsmethoden nutzen, um eine größere Genauigkeit zu erzielen: Principio extispicium ex progidii congruens ars te arguet (419 R = 496 D: „Zuerst einmal beschuldigen die einheitlichen Antworten der Eingeweideschau und der Prodigien dich!“). Auch in Bezug auf den goldenen Bock des Atreus ist die Beziehung zwischen portentum und progidium genau definiert.27

Es gibt auch noch bissiger formulierte Kritik an den Lehren der Vogelschau, die den Mittelpunkt der öffentlichen und politischen Divination in Rom bildeten.28 Im Telephus wird die Frage gestellt, pro certo arbitrabor sortis oracla adytus augura (624 R = 92 D: „Ich soll bestimmte Lose, Orakel, Tempel und Prophezeiungen als gesichert annehmen?“). Diese Kritik wird im Astyanax noch konsequenter ausgedrückt:

Nil credo auguribus, qui auris verbis divitant alienas, suas ut auro locupletent domos (169f. R).

In keiner Weise traue ich den Auguren, die die Ohren anderer mit Worten reich machen, damit sie ihre eigenen Häuser mit Gold füllen können.

Diese Formulierungen erinnern an die Kritik, die von Ennius und Cato in Bezug auf die Zuflucht zu „Winkel-Haruspices“ (harioli)29 gemacht wurde, doch hier ist im Gegensatz dazu die Möglichkeit nicht gegeben, dass das römische System der Kritik entkommen kann, indem es sie nur auf sozial und geographisch fremde Praktiken lenkt. Die Nutzung des Gleichklanges in der Assonanz augures, aures und aurum schmälert dieses Argument nicht. Aurum eröffnet, anders als Ennius’ drachmae, die Möglichkeit einer metaphorischen Interpretation der Bezahlung. Der Kontext, in dem diese Texte entstanden und zuerst vorgesellt wurden, ist unbestreitbar einer, in dem sowohl Theorie als auch die Praxis der Vogelschau Gegenstand heftiger Kontroversen war. Die lex Aelia Sentia, die in das letzte Drittel des zweiten Jahrhunderts v. Chr. gehört, war ein Versuch, genau diese Kontroversen zu lösen.30 Diese Atmosphäre spiegelt sich in einem anderen Fragment des Astyanax wider, in dem der Seher Calchas angewiesen wird, nicht so widerständig zu sein, von seiner Obstruktion des Heeresausmarsches abzulassen (171f. R = 218f. D):

Nunc, Calcas, finem religionum fac: desiste exercitum morari meque ab domuitione arcere tuo obsceno omine.

Nun, Calchas, beende die religiösen Skrupel, hör auf das Heer aufzuhalten und mich durch deine ungünstigen Zeichen davon abzuhalten, nach Hause zurückzukehren.

Genauso ist es im Melanippus, wo die Frage nach den Grenzen religiöser Skrupel mit der Bemerkung reicis abs te religionem (430 R = 531 D: „Leg deinen religiösen Skrupel ab!“) aufgeworfen wird, genauso mit der Frage nach der Befleckung (433 R = 529 D): Crediti’me amici morte inbuturum manus? („Denkst du, ich würde meine Hände mit dem Tod eines Freundes beflecken?“)

Römische Religion in republikanischer Zeit

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