Читать книгу Religiöse Erinnerungskulturen - Jorg Rupke - Страница 25
2. Historiographische Quellen
ОглавлениеUnter den bekannten Quellen des Livius wird man am ehesten an Valerius Antias denken, dessen Vorliebe für feste jährliche Gerüste und amtliches13 Material und dessen allgemeine zentrale Bedeutung als Quelle für Livius, besonders in der Zeit nach Ende des Zweiten Punischen Krieges, ihn auch für das Thema der Priesterschaften prädestinieren. In einer detaillierten Analyse der dritten und vierten Dekade des Livius ist die Zugehörigkeit der Priesternotizen zu Valerius wahrscheinlich gemacht und als dessen Quelle die annales maximi vorgeschlagen worden.14 In Valerius’ Werk wäre also die Scharnierstelle zwischen dokumentarischer Überlieferung und Historiographie ausgemacht.
Die Annalen des Valerius Antias begannen nicht irgendwann im dritten Jahrhundert, sondern bereits in der römischen Frühzeit. Warum beginnen dann die regelmäßigen Sukzessionsnachrichten wohl erst nach dem Ersten, vielleicht erst kurz vor dem Zweiten Punischen Krieg? Das Datum des Einsatzes und die vermuteten Quellen berühren sich in frappanter Weise mit der eigenartigen Tatsache, dass die aus Livius gewonnenen Prodigienexzerpte des Iulius Obsequens nach Ausweis der allein erhaltenen Editio princeps von 1508 – der Anfang selbst ist verloren, der überlieferte Text beginnt im Jahr 179 v. Chr. – mit dem Jahr 249 einsetzten. Das legt die Vermutung nahe, dass auch Livius erst von diesem Jahr an eine regelmäßige Berichterstattung solcher Zeichen und ihrer Prokuration bot – und vor ihm Antias und die pontifikalen Quellen selbst.15 Die Problematik der Pontifices sei zunächst noch zurückgestellt.
Den fundiertesten Widerspruch hat die Deutung schon auf der Ebene des Livius selbst gefunden. Die neun von Livius berichteten Prodigien vor dem Jahr 300 v. Chr. können kaum einer pontifikalen Quelle, die solche Ereignisse gleichmäßig berichtete, entstammen. Sieben der neun Prodigien haben pestilentiae zu ihrem Gegenstand, regelmäßig werden die Duovira beziehungsweise Decemvirn zur Einsicht der libri Sibyllini eingeschaltet. Das macht eine sachlich, nicht chronologisch geordnete Quelle, im weitesten Sinne also einen antiquarischen Hintergrund wahrscheinlich.16 Der Umschwung wäre dann im Jahr 300 erfolgt: Im zehnten Buch werden für die Jahre 296, 295 und 293 – dann bricht die direkte Überlieferung ab – Prodigien berichtet.17 Eine nähere Analyse der in Frage kommenden Passagen lehrt aber, dass die Häufung der Meldungen zufällig ist und gegenüber der Zeit vor 300 keine Änderung des Befundes eingetreten ist. Im ersten Fall handelt es sich um eine spektakuläre und illegale Altarweihung, als deren Anlass Prodigien nur ganz summarisch – eo anno prodigia multa fuerunt – genannt werden.18 Die beiden für die Jahre 295 und 293 überlieferten Prodigien bieten hingegen genau das Schema der früheren „Pest-Prodigien“: eine pestilentia als Hauptprodigium samt Vermerk, dass die Sibyllinischen Bücher „angegangen“ worden seien.19
Den stärksten Einwand aber bilden die von Orosius für die Jahre 269, 267 und 266 überlieferten Prodigien mit ihrer ungewöhnlich dichten Beschreibung und ihrer großen Zahl.20 Man darf annehmen, dass der christliche Historiker sie am Beginn des fünften Jahrhunderts Livius, wahrscheinlich einer Liviusepitome, entnommen hat; der unmittelbar vorangehend genannte Vestalinnen-„Inzest“ entspricht fast wörtlich dem Text der Periochae. Merkwürdig bleibt das Fehlen von Prokurationen, nur im Jahr 266 greifen die Decemvirn ein. Für 269 wird mit der Kolonie Cales der erste außerrömische Prodigienort (sieht man vom Albanersee ab) genannt.21 Es besteht kein Anlass, einen Bezug zu den Pontifices herzustellen, die in diesem Zeitraum an Prokurationen nicht erkennbar beteiligt werden. Das Muster gehäufter Prodigien unmittelbar vor Kriegsausbruch lässt sich nicht für eine fortlaufende Aufzeichnung in Anspruch nehmen. Insgesamt betrachtet, verstärkt diese Analyse damit die Argumente für eine „Spätdatierung“ des Einsetzens jährlicher Nachrichten über religiöse Ereignisse.
Welchen Befund bieten die Priesternotizen vor 300 v. Chr.? Aus der Analyse der Pontifices maximi aus der zweiten Hälfte des vierten und der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts geht hervor, dass Livius (beziehungsweise seine Quellen) einigermaßen detaillierte Informationen über die Amtsdaten dieser Spitzenposition im fraglichen Zeitraum, das heißt seit 332 v. Chr. besaß.22 Geht man weiter zurück, findet sich bei Livius vor 332 der vorsichtige Hinweis auf einen Pontifex maximus M. Folius (Flaccinator), der die devotio senum, die „Selbstopferung“ der Senatoren während des Galliereinfalls, geleitet habe.23 Geht man die gesamte Überlieferung durch, so fehlt bei Livius der von Dionysios von Halikarnassos als erster Oberpontifex der Republik namhaft gemachte, aber kaum historische C. Papirius.24 Als Leiter einer Volkstribunenwahl nennt Livius für 449 Q. Furius (Pacilius Fusus).25 Zweifel an der Richtigkeit dieses Namens weckt die parallele Darstellung des Cicero-Kommentators Asconius, der in derselben Funktion M. Papirius Crassus nennt.26 Im Jahre 431 soll A. Cornelius (Cossus) als Oberpontifex den Wortlaut eines Gelübdes vorgesprochen haben.27 Elf Jahre später, 420, berichtet Livius von einem Vestalinnen-Prozess, ohne aber den Namen des Pontifex maximus zu liefern, den Plutarch mit Sp. Minucius angibt.28 Das während der Gallierbesetzung durchgeführte Opfer des K. Fabius Dorsuo betrachtet Livius als Gentilopfer; die Tradition, Fabius habe als Pontifex maximus gehandelt, ist ihm, der für diese Zeit M. Folius in solcher Funktion führt, unbekannt.29
Wie stellt sich das Bild bei den anderen Priestern dar? Die Namen von Angehörigen der meisten Priesterschaften werden nur im Kontext bestimmter sakraler Handlungen oder ähnlicher Ereignisse genannt. Sieht man von Marcius M. f., dem ersten von Numa ernannten Pontifex ab, so trifft das auf die drei weiteren, aus der Folgezeit bekannten Pontifices, M. Horatius Pulvillus, M. Valerius und Ap. Claudius Caecus, zu.30 Vestalinnen sind in größerer Zahl namentlich bekannt, aber immer nur im Zusammenhang von Prozessen; dieses Bild entspricht somit der Situation nach 218 (249).31 Von zwei namentlich bekannten IIviri sacris faciundis kennt Livius nur T. Quinctius Cincinnatus Capitolinus, wohl eine Verwechslung mit einem Duovirat aedibus dedicandis.32 Nur in Aktion treten auch die drei bekannten Fetialen, Sp. Fusius, M. Valerius und A. Cornelius Cossus Arvina, auf – alle drei in Erzählungen, die sicher Erfindungen darstellen.33
Versucht man eine zusammenfassende Charakterisierung des bisher besprochenen Teils der Überlieferung, so ergeben sich folgende Punkte: Alle Namen von Priestern werden im Kontext konkreter Ereignisse überliefert, nicht um der Nennung des Amtes als solches willen. Die Verknüpfung der Namen mit den Ereignissen ist lose; der Name kann ausfallen, in rivalisierenden Darstellungen können zudem auch unterschiedliche Namen erscheinen. Eine Mehrzahl der Ereignisse – bis ins Ende des vierten vorchristlichen Jahrhunderts hinein – lässt sich als fiktiv erweisen; die Namen selbst sind nicht nur durch ihre lockere Anbindung verdächtig, sondern auch durch die Tatsache, dass es sich in vielen Fällen um die bekanntesten Männer der jeweiligen Epoche handelt. Chronologische Zusammenhänge zwischen Namen und Ereignissen (Vorgänger/Nachfolger, Kollegen) werden nie angedeutet. Eine Rückführung auf „Priesterfasten“, Sukzessionslisten, als mögliche Primärquelle scheint damit auszuscheiden.
Gänzlich anders stellt sich die Situation bei den Auguren dar. Nach Auskunft des epigraphischen Befundes hat es in der augusteischen Zeit auf dem Forum in Stein gehauene und nach Dekurien geordnete Sukzessionslisten dieses Kollegiums gegeben, welche die Vorgänger bis mindestens in das fünfte Jahrhundert zurück verzeichneten.34 Für die drei erhaltenen Namen aus der Zeit vor 300 ergibt sich leider in Hinblick auf den Augurat keine literarische Parallelüberlieferung. Indes bietet Livius für das frühe fünfte Jahrhundert zwei Todesnachrichten beziehungsweise Sukzessionsnotizen mit je zwei Namen weiterer Auguren. In beiden Fällen handelt es sich um Todesfälle infolge einer in Rom wütenden Seuche. Für das Jahr 463 liest sich das dann so: Mortui et alii clari viri, M. Valerius T. Verginius Rutulus augures, Ser. Sulpicius curio maximus. Ähnlich die Liste für das Jahr 453: Multae et clarae lugubres domus. Flamen Qurininalis Ser. Cornelius mortuus, augur C. Horatius Pulvillus, in cuius locum C. Veturium, eo cupidius quia damnatus a plebe erat, augures legere.35
Was ist von diesen Nachrichten zu halten? In ihrem Charakter unterscheiden sie sich deutlich von allen anderen bisher besprochenen Überlieferungen für die Frühzeit. Eine Herkunft aus Augurallisten, wie sie – ob fiktiv oder nicht – spätestens in Augusteischer Zeit existierten, erscheint durchaus möglich. Dagegen spricht aber die Nennung zweier Priester, die nicht zum Auguralkollegium gehörten. Stammen sie also doch aus dokumentarischen annales, die als gemeinsame Quelle dem Historiker wie den Verfassern von Auguralfasten offenstanden?36 Die kompositorische Analyse des unmittelbaren Kontexts führt für beide Stellen zum gleichen Ergebnis: Die Priesternamen sind in eine kurze Erzählung über eine schlimme Seuche eingebettet, deren Höhepunkt jeweils der Tod eines Konsuls ist. Ein Wegfall der Priesternachrichten würde in keinem Fall den Erzählfluss beeinträchtigen, ja er würde ihn sogar verbessern. Auch die zweiteiligen oder dreiteiligen Namensformen isolieren beide Stellen vom Kontext: Der Konsulname ist schon früher gefallen oder wird nur zur Vermeidung von Verwechselungen noch einmal, auf das Nomen reduziert, genannt; weitere Namen fehlen.37 Eine Einführung der Informationen in einen bestehenden Erzählzusammenhang ist damit wenn nicht erwiesen, so doch naheliegend; eine narrative Quelle wäre dann mit dokumentarischem Material ergänzt worden. Was waren die Quellen, und wer fügte sie zusammen?
Für die zweite Stelle legt der Livianische Zusammenhang der Jahre 454 bis 45238 Licinius Macer als Vorlage Livius nahe, die Perspektive der Volkstribunen ist sehr deutlich formuliert. Für die erste Passage hat OGILVIE ebenfalls Macer als Grundlage beansprucht.39 Ist Macer auch für den Einschub verantwortlich? Die Alternativen – Q. Aelius Tubero und T. Livius hätten den ihnen vorliegenden Text des Licinius selbständig erweitert – erscheinen dafür wenig plausibel, es entspricht nicht ihrer üblichen Arbeitstechnik. Und Licinius selbst? Seine berühmt-berüchtigten libri lintei bezeugen seine Vorliebe für Listen mit dem Anspruch von Alter und Authentizität.40 Es lassen sich aber noch weitere Argumente anführen. Aus dem Listencharakter fällt die Begründung der Kooptation eines Nachfolgers mit dessen plebs-feindlicher Haltung heraus. Das ist erstaunlich. Betrachtet man nämlich die Namen der drei anderen Auguren, so erscheinen sowohl M. Valerius Volesi f. Maximus, T. Verginius Opet. f. Opet. n. Tricostus Rutilus und C. Horatius Pulvillus in der annalistischen Überlieferung als Politiker, die in dem für die frühe Republik durchgezogenen Raster „Plebeier gegen Patrizier“41 eine durchaus populare Position einnehmen. Damit wird diese – kaum auf spezifischen Quellen basierende – Interpretation der Wahl verdächtig; verdächtig sind aber auch die Namen der Nichtauguren. Sie zeichnen sich nämlich beide durch eine ausgesprochen plebs-feindliche Haltung aus. Zu greifen ist das nicht bei Livius, sondern bei Dionysios von Halikarnassos.42
Die Interpretation der auguralen Sukzession und die Namen der beiden nichtauguralen Priester – die ersten großen Namensträger ihrer Familien, Ser. Sulpicius Camerinus Cornutus und Ser. Cornelius Maluginensis Tricostus – zeigen, dass es Licinius darum ging, im Rahmen seines Verständnisses der römischen Institutionen die alten Priesterschaften als Horte patrizischer, antiplebeischer Politik darzustellen. Das wäre ein Zug, der in das übrige Bild seiner Verfassung43 passte. Seine „Religionskritik“ dürfte auch zu entsprechenden Abweichungen in seiner Geschichte der römischen Priesterschaften geführt haben, doch lässt sich das nur an einzelnen Punkten greifen: Verständlicherweise folgte Livius in diesen Dingen sonst Valerius Antias.44
In Anbetracht dieser Konstellation kommt eine weitere Überlegung zum Tragen. Mit dem Curio maximus und dem Flamen Quirinalis werden gerade die beiden Priester benannt, die unter den in der späteren Zeit (durch Livius) dokumentierten Priestern das geringste Prestige und die schlechteste Überlieferung aufweisen: Wenn man Amtsinhaber fingieren wollte, waren diese beiden Stellen die geeignetsten, sie waren diejenigen, für die eine eigene, möglicherweise entgegenstehende Tradition am unwahrscheinlichsten war. Wenn Licinius Macer sie in diesen Stellen auftreten lässt, liegt der Fälschungsverdacht, der sich natürlich nicht weiter erhärten lässt, nahe. Damit klärt sich auch die Quellenfrage. Unbestreitbar vorgegeben waren nur die Auguralfasten. Licinius benutzte sie an passender Stelle, nämlich zur Dramatisierung einer Seuche, aber nicht mit dem Ziel, das Kollegium in seiner Zusammensetzung zu dokumentieren, sondern es politisch zu charakterisieren. Um diese Zeichnung glaubwürdig zu machen und ihr Allgemeingültigkeit zu verleihen, erfindet er über die zumindest vom Anspruch her authentischen Augurenlisten hinaus weitere, deutlich plebs-feindliche Priester. Das Muster bildeten dabei die Priesternotizen, die für die Überlieferung des späten dritten und zweiten Jahrhunderts zur Verfügung standen.
Damit hat die Arbeitshypothese, dass Auguralfasten vorgelegen hätten, ihre Tauglichkeit erwiesen. Eine völlige Erfindung der Notizen durch Licinius wäre in Anbetracht fehlender weiterer Fälle zu exzeptionell, um glaubwürdig zu sein. Die Vorlage umfassenderer Notizen erscheint ebenfalls durch den Ausnahmecharakter der beiden Nachrichten und die Wahl der beiden abgelegensten noch denkbaren Priester unwahrscheinlich. Für die übergeordnete Fragestellung ist darüber hinaus die Identifikation des Licinius Macer an Stelle von Valerius Antias wichtig. Sie beweist erstens, dass Valerius erst von einem genau definierten Zeitpunkt an Kooptationsnachrichten mitteilt und nicht zum Mittel allmählich dichter werdender Erfindung oder Quellenwiedergabe greift, sowie zweitens, dass das Schema der Kooptationsnachrichten aus verschiedenen Priesterschaften älter als Valerius (und wohl auch Licinius) sein muss.
Fassen wir noch einmal die Ergebnisse für die Überlieferung von Priesternamen für die Zeit vor der Mitte des dritten Jahrhunderts – die im Kontext des Ogulnischen Gesetzes überlieferten Namen einmal ausgenommen – zusammen: Der wichtigste Schluss ist der, dass es eine fortlaufende Dokumentation von Priesterämtern, die aus den Kreisen der Pontifices gestammt hätte, nicht gegeben hat. Nachrichten über sakrale Ämter bestimmter Personen stehen im Zusammenhang mit Einzelereignissen, die zwar zum Teil als sakrale oder politische Präzedenzfälle interpretiert werden können, aber insgesamt keine einheitliche inhaltliche Linie aufweisen. Eine Herkunft aus verschiedenen Quellen erscheint möglich. Einiges mag auf Valerius Antias zurückgehen, der einen Valerius als ersten namentlich bekannten Fetialen oder eine Valeria als erste sacerdos Fortunae Muliebris45 erfindet. Das Schwanken der zwischen verschiedenen Namen in der Überlieferung und die großzügige Zuschreibung von Ämtern an berühmte Personen implizieren, dass keine Kontrollinstanz in Form einer greifbaren amtlichen Überlieferung oder publizierter Fasten existierte.
Sukzessionslisten für das Auguralkollegium dagegen liegen Licinius bereits am Anfang des ersten Jahrhunderts vor. Ihre frühe Existenz bezeugt auch die Gegenprobe zur sonstigen Überlieferung: Mit Namen verbundene Einzelnachrichten, wie sie für die anderen Priesterschaften vorliegen, weist die erhaltene Überlieferung nicht auf. Die „Kontrollinstanz“ der Listen war also wirksam und dürfte auch die Authentizität der vier livianisch-licinischen Augurennamen garantieren. Was aber heißt „Authentizität“? Zunächst nichts anderes, als dass diese Namen in der offiziellen Liste standen. Wie die folgenden Überlegungen zur pontifikalen Überlieferung zeigen werden, ist auch für die Verschriftlichung dieser Listen kein Datum vor dem dritten Jahrhundert anzunehmen. Die sich in dem epigraphischen Fastenfragment widerspiegelnden außerordentlich langen Amtsperioden (dreiundzwanzig und zweiundfünfzig Jahre) verstärken die Zweifel an der Historizität, sie reichen für eine grundsätzliche Bestreitung aber nicht aus. Zumindest hinter die Daten aus dem fünften Jahrhundert sind aber Fragezeichen zu setzen. Die Produktion der „Fasten“ in diesem Kollegium – und, soweit man sieht, bis in augusteische Zeit allein in diesem Kollegium – zeugen von einem deutlich ausgeprägten Selbstbewusstsein. Das spiegelt sich noch in Ciceros Selbstdarstellung und in dem dichten sozialen Netz, das das Kollegium – nicht zuletzt durch die berüchtigten cenae augurales – erzeugte, wider.46 Selbstverständlich ist dabei zu berücksichtigen, dass der Stolz unserer Hauptquelle Cicero, des Auguren, das Bild gegenüber anderen Kollegien, denen vergleichbare Berichterstatter fehlen, verzerrt haben könnte.