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3. Patroni et candidati: Zur Struktur der Dolichenus-Verehrer vom Aventin

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Auch mit der vorgelegten Rekonstruktion bleiben die zugrundeliegenden Strukturen der Gruppe selbst unklar: Wie sind die auf die lecticarii folgenden Personen zu klassifizieren, in welchem Verhältnis stehen patroni und candidati zueinander? Einen ersten Schlüssel gibt eine Zählung: Sowohl in CCID 373 wie in CCID 381 ergeben die Dedikanten zusammen mit den Primäradressaten (patroni bzw. den Personen mit „per-Qualität“) eine Zehnzahl. Ergänzt man CCID 375 nach dem Muster der beiden anderen Inschriften um einen Stifter, kämen auch hier zehn Personen in dieser Klasse zusammen. Das erinnert an die Institution der Decemprimi,18 die aus der Dekurionatsstruktur als geschäftsführender oder haftender Ausschuss bekannt sind, sich aber auch in stadtrömischen Vereinen, etwa bei den aus dem späten dritten Jahrhundert n. Chr. bekannten Sacerdotes sacrae urbis nachweisen lassen.19

Es scheint, dass den Angehörigen dieser Gruppe, soweit sie nicht auch einzelne herausgehobene sakrale Funktionsträger umfasste, der Titel patronus zugesprochen wurde. Möglicherweise wechselte der Vorsitz in dieser Gruppe jährlich und wurde gerade neu eingetretenen Patronen zugewiesen, wie es für das Magisteramt der Fratres Arvales üblich war: Dass in CCID 381 der princeps an hinterer Stelle genannt wird, könnte darauf hinweisen. Es liegt nahe, in dem Faktum des Eintritts in diesen Kreis auch den Auslöser der Dedikationen zu suchen: Darauf weist die Tatsache, dass die beiden Annii, die in CCID 373 als Dedikanten auftreten, in der vermutlich nach Anciennität im Amt geordneten Liste – das wäre das üblichste Prinzip – von CCID 375 an letzter Stelle erscheinen. Man kann vermuten, dass der Eintritt in diesen Kreis jenseits einer solchen Inschrift auch die Verpflichtung nach sich zog, den gesamten Verein reichlich zu bewirten und ein entsprechendes Opfer auszurichten.20

Den weiteren inneren Kreis formen dann die übrigen, durch ihre sakrale Position als candidati oder schon sacerdotes qualifizierten Anhänger, die einzeln (CCID 373) oder pauschal genannt werden. Die einfachen colitores dagegen werden überhaupt nur einmal und pauschal erwähnt (CCID 381, Zeile 7). Auffällig dabei bleibt, dass die eigentlichen sacerdotes am Ende firmieren (CCID 373) oder gar übergangen werden. Sie gehen in der nach Anciennität strukturierten Rangordnung, an deren Spitze gleichwohl bestimmte Amtsträger, die lecticarii, stehen, nicht auf. Candidatus oder gar lecticarius zu sein verleiht ein religiöses Prestige, das soziale Kriterien aber nicht verdrängt. Auch die patroni legitimieren sich auf ihren Hinweis auf ihre Qualität als candidati, aber nicht das ist es, was ihre übergeordnete Position bestimmt.

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