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2. Ein erstes Beispiel
ОглавлениеZu Beginn der Regierungszeit des Marcus Aurelius errichteten rund vierhundert Mitglieder eines dem Dionysos-Kult gewidmeten Thiasos eine aufwendige Ehren-Inschrift für die Tochter des Gründers, Pompeia Agrippinilla. Die Inschrift tritt uns als Album dieses Vereins vor den Toren Roms entgegen und weist jenseits einfacher und gehobener Mitglieder für mehr als fünfzig Namen Funktionsbezeichnungen auf.2 In absteigender Reihenfolge handelt es sich um: Dadouchos – Sacerdotes – Theophoroi – Hypourgos kai Seilenokosmos (minister) – Cistaphoroi – Archiboukoloi – Boukoloi hieroi – Archibassaroi – Amphithaleis – Liknaphoroi – Phallophoroi – Pyrphoroi – Hieromnemon – Archineaniskoi – Archibassarai – und schließlich Antrophylakes (aeditui).
Die hier an letzter Stelle aufgeführten Antrophylakes werden im Album erst nach der Mehrzahl der einfachen Mitglieder, nur noch vor den (weiblichen) Bakchai und den (männlichen wie weiblichen) seigetaí, denjenigen, die als Neue „(noch) zu schweigen haben“, aufgeführt.
Eine solche Differenzierung scheint den traditionellen Kulten unbekannt zu sein, die Vici kommen mit der Unterscheidung von magistri und ministri, jeweils vierfach besetzt, aus. Zeigen sich, so lautet die Leitfrage für die folgende Analyse, hier die Anforderungen eines Kultes, der kompliziertere Rituale, vielfache Initiationsstufen, ganz unterschiedliche Grade religiöser Kompetenz und damit Arbeitsteilung aufweist?