Читать книгу Renko - Jorin Söker - Страница 14
Steffen
ОглавлениеEr schrie aus Leibeskräften, wimmerte und wand sich. Es war eine gute Entscheidung von ihm gewesen, dass Kai auch die Füße fixierte. Ich mochte mir nicht vorstellen, was für Horrorschmerzen er da durchlitt.
Sein Gesicht war tränenüberströmt, sein kompletter Körper mit Schweiß bedeckt, was mit Sicherheit in den Wunden brannte. Der Schmerz an seinem Schwanz übertönte aber vermutlich alles. Unsere Hände umklammerte er, obwohl die letzte Schraube endlich raus und der Käfig entfernt war. Er hatte sie uns fast zerquetscht, aber im Vergleich zu den Schmerzen, die er erlebte, war das wohl harmlos. Weder Kai noch ich hatten was dazu gesagt oder unternommen.
»Den Schritt hast du hinter dir«, sagte Leon und zog damit Renkos Aufmerksamkeit auf sich. »Ehrlich gesagt, würde ich dir gern ein Schmerzmittel verabreichen, bevor ich weitermache.«
»Nein!«, wehrte er sofort ab, wie er es die ganze Zeit schon tat, seitdem Leon ihm das zum ersten Mal vorgeschlagen hatte.
»Ich muss einige Wunden aber ausspülen, weil sich dort schon Eiter bildet«, erklärte Leon ernst.
»Ich will aber keine Schmerzmittel!«, regte er sich auf.
»Renko, sei doch vernünftig«, versuchte Leon es auf eine andere Weise.
»Nein! Keine Schmerzmittel!«, schrie der ihm daraufhin regelrecht entgegen.
»Stopp!«, beschloss Kai, was Renko zusammenfahren ließ. »Du machst eine Spritze Schmerzmittel fertig«, erlaubte er Leon, »und du wirst es hinnehmen«, entschied er gegenüber Renko.
Als der zu einer Erwiderung ansetzte, reichte nur ein Dom-Blick von Kai, um ihn davon abzuhalten. Dass er diese Karte ausspielte, wirkte auf den ersten Blick falsch. Renko hatte schon so viele Schmerzen durch das Entfernen des Käfigs erleiden müssen, dass sein Körper sicher total überfordert gewesen wäre, hätte er jetzt den Rest auch noch ohne Schmerzmittel zu ertragen versucht. Er war schließlich kein Masochist.
Bevor Leon die Spritze ansetzte, löste Kai den Gurt und die Manschetten, sodass Renko komplett befreit war.
Die Spritze war drin. Renko muckte gar nicht mehr auf. Kais Worte schienen ihn wieder in die Spur gebracht zu haben, sodass er damit zurechtkam.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis er wegdämmerte.
»So, das hätten wir schon mal. Ich hätte es auch nicht mit mir selbst vereinbaren können, ihn ohne Schmerzmittel weiter zu behandeln. Dafür ist sein Körper zu malträtiert«, sagte Leon, während er alle Utensilien aus seiner Tasche holte, die er brauchen würde. »In einer Klinik hätte man ihn dafür vielleicht sogar in Narkose gelegt.«
»Hm. Ich würde ja zu gerne wissen, wer ihm das angetan hat«, gab Kai betroffen zu.
»Ich habe da schon so eine Vermutung«, murmelte ich leise, sodass nur er mich hörte und nicht Leon, der wieder in seiner Tasche kramte.
Mit den Lippen formte ich das Wort ›später‹, als Kai mich fragend ansah. Er nickte kaum merklich, dann konzentrierten wir uns wieder auf Leon, der mit der Wundversorgung begann.
Er war erst zwei Stunden später fertig, sodass ich Renko nach oben tragen konnte.
Einige heftige Wunden hatte er mit Pflaster abgeklebt. Das betraf drei Stellen auf dem Rücken, eine am Schulterblatt und zwei auf seiner Brust. Der Rest war nur gereinigt und mit Salbe eingeschmiert worden. Die Wunden an den Fußsohlen waren auch heftig, aber dort bekam man kein Pflaster zum Halten, deswegen musste Salbe ausreichen.
Ich legte Renko in mein Bett und ging wieder nach vorne zur Haustür, um Leon zu verabschieden.
»Denkt daran, dass er so wenig wie möglich läuft. Am besten nur zur Toilette und zurück.«
»Was denkst du, wie lange das sein sollte?«
»Ich würde ja sagen, bis die Wunden an den Füßen verschwunden sind, aber das hält er sicher nicht durch. Einfach so lange wie möglich.«
»Okay. Und danke, echt. Ich hätte niemals gedacht, dass es ihm so schlecht geht. Stell dir vor: Er hat vorhin noch ganz normal mit uns trainiert«, sprach ich.
»Ja. Man hat echt nichts gemerkt. Erst durch Bens Aktion, die eigentlich nur als Spaß gedacht war. Der Arme! Hoffentlich hat Mirco ihn beruhigen können. Der hat sich mächtig Vorwürfe gemacht«, sagte Kai.
Leon winkte ab. »Mirco schafft es, ihn zu beruhigen, macht euch da mal keinen Kopf. Achtet lieber gut auf Renko. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so spurlos an ihm vorbeigeht.«
Ich seufzte. »Morgen wird er sich übelst schämen. Wir kennen uns ja eigentlich gar nicht richtig. Nur durch die Befragung von Ben, wenn man so will.«
»Ich schätze, jetzt kennt ihr so ziemlich alles, was ihn betrifft. Ungewollt. Passt einfach auf, dass er nicht abstürzt.«
»Werden wir«, versprach Kai. Wir wechselten einen tiefen Blick, der mir einen Schauer über den Körper laufen ließ.
»Gut. Meldet euch, wenn was sein sollte, wenn eine Wunde wieder aufplatzt oder so. Ansonsten schaue ich übermorgen automatisch vorbei. So lange solltet ihr ihn auf jeden Fall nicht allein lassen. Bis dann.«
Er hob nochmal grüßend die Hand und verschwand. Wir winkten ihm nach. Ich schloss die Haustür und lehnte mich mit einem tiefen Seufzer von innen dagegen. Kai stand ein paar Schritte vor mir und betrachtete mich genau.
»Alles ein bisschen viel, hm?« Er traf den Nagel auf den Kopf.
»Hm.«, stimmte ich zu und schloss erschöpft die Augen.
Ich hörte seine Schritte und spürte seine Hand an meiner Schulter. »Wir werden das schon schaffen mit dem Kleinen.«
Ich gluckste, trotz allem. »Kleiner? Eben hast du ihn noch Großer genannt.«
Ich öffnete die Augen und sah ihn an. Kai schmunzelte. »Ist doch egal. Wir schaffen das trotzdem.«
»Hm.«
»Komm mal her.«
Noch ehe ich reagieren konnte, zog er mich von der Tür weg und umschloss mich mit seinen Armen. Fest drückte er mich an sich und mein Körper entspannte sich sofort. Es tat gut, lockerzulassen.
»Wir sollten ins Schlafzimmer gehen, damit er nicht allein ist, wenn er aufwacht«, beschloss Kai nach einem langen Moment und löste sich von mir. Ich nickte und gemeinsam gingen wir rüber.
Aus Mangel an Sitzmöglichkeiten zog Kai sich seine Schuhe aus und setzte sich neben den schlafenden Renko aufs Bett. Das Mittel, welches Leon ihm gespritzt hatte, hatte ihn komplett ausgeknockt. Seitdem schlief er. Was auch wichtig für ihn war, davon war ich überzeugt.
Das leise Klopfen von Kais Hand auf das Bettlaken ließ mich meine Gedanken unterbrechen. Ich stand noch am Fußende des Bettes und sah zu ihm rüber.
»Komm her zu mir, hier ist noch Platz«, schlug er vor.
Eigentlich kuschelten wir nur, wenn es sich nach einem Spiel mit einem gemeinsamen Sub anbot. Und auch dann nur so lange, bis besagter Sub wieder munter war und sich unsere Wege trennten. Das hier war anders. Renko war ein Sub. Aber nicht unser Sub. Für den Moment war es mir jedoch egal, denn ich kam Kais Einladung gern nach. Zudem es sowieso mein Bett war, in dem die beiden Männer sich befanden. Ich setzte mich neben ihn, woraufhin er mich an sich zog, bis mein Kopf an seiner Schulter ruhte. Er brauchte das scheinbar ebenso wie ich. Es fühlte sich aber auch richtig an. Komplett.