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Schon damals, sagt F., in dieser „kurzen zeit der ewigen gegenwart“33, habe die Blaaser Kreszenz gesagt, sei der Kohlhaus Klaus, der etwa gleich alt, der nur ungefähr einen monat jünger gewesen sei als der Vitus, sein freund geworden: „mein kindheitsfreund ein ganzes leben lang“, wie der Vitus immer wieder gesagt habe34; und er sei es, so habe der Vitus weiter gesagt, auch wenn sie sich nach seinem sturz vom baugerüst kaum mehr gesehen hätten, die lebenswege seien danach halt einfach „vollkommen andere“ geworden, geblieben bis zu seinem, bis zu Klaus’ frühem tod. Und auch den Klaus hätte dessen mutter immer, wenn das wetter „einigermaßen aushaltbar“ gewesen sei, bald nach dem aufstehen ins freie geschickt, in den kohlhausschen garten hinaus; und durch eine lücke im zaun, da seien zwei drei spelten „ganz locker“ gewesen, sie hätten sie, habe der Vitus erzählt, immer wieder angelehnt, sodaß man lange nicht draufgekommen sei, wie der Kohlhaus Klaus denn in ihren, den kalberschen obstgarten gelangt sei, durch eine zaunlücke sei der Klaus dann herüber zu ihm, in seinen „kindheitsgarten“, wo sie sich nun die spiele erfunden hätten, die sie dann „einmal oder nie wieder“ ausprobiert hätten – oder die sie gespielt hätten, bis sie, so habe es der Vitus gesagt, „bis wir weit hinausgewachsen waren über unser spiel“35. – Und einmal, habe der Vitus nicht nur einmal erzählt, dabei das erzählte in den details variierend, einzelheiten verändernd, hier das eine weglassend oder dort ein anderes hinzufügend und auch die beteiligten personen vertauschend manches mal, einmal sei so ein spiel fast in den tod hinein. Da hätten sie, wie ja auch die kinder in der grimmschen geschichte Wie Kinder Schlachtens mit einander gespielt haben36, da hätten sie das schweineschlachten nachspielen wollen. Daran erinnere er sich, als sei es gestern gewesen, habe der Vitus gesagt, wahrscheinlich habe er sich dieses spiel „doch zu oft erzählt“. Der Staller Georg, mit einem kalbstrick festgebunden an den einen marillenbaum an der friedhofzugewandten hausmauer, blute schon am hals und der Blasegger Bonifaz hole schon mit einem küchenmesser aus, als in ihr „aufgeheiztes“ gejohle hinein – „Stich ihn ab! Stich ihn ab! Stich endlich den Georg ab!“37 – die Kohlhausmutter plötzlich aufgetaucht sei – und die habe „geschrien wie am spieß“, da seien sie alle „auf und davon“. Manchmal, habe der Vitus gesagt, nein, immer wieder hole ihn dieses schreien mitten im schreiben ein; da bringe er keinen ordentlichen satz mehr aus sich heraus. – Der Klaus habe danach lang nicht mehr zu ihm herüber gedurft; seine mutter, habe er ihm irgendwann erzählt, habe ihn damals im haus eingesperrt; aber auch von den anderen „spielgefährten“ sei in jenem sommer nur noch selten einer zu ihm. Da habe er vielleicht das alleinsein gelernt, das verlassensein –: im garten, „der mir bis dahin wie ein paradiesgarten gewesen war“38, habe der Vitus gesagt, „abenteuerlich übellos“. Am meisten habe ihm – „selbstverständlich!“ – der Klaus gefehlt. Wie lang diese zeit gewesen sei, er wisse es nicht. Aber es sei ihm vorgekommen „wie eine lange ewigkeit“, daß er mit dem Kohlhaus Klaus nicht mehr im hohen gartengras gelegen sei, kopf an kopf39; daß sie nicht miteinander in den himmel geschaut hätten, sich die auseinander-, die ineinanderfließenden wolkenbilder erzählend, diesen „tag für tag neuen wolkenfilm“.40

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