Читать книгу Geschenkt ist noch zu tödlich - Josi Aniol - Страница 10

7

Оглавление

Eddi kam gegen zwölf Uhr an. Er parkte sein kleines Auto direkt vor Hopes Pension. Ein hübsches mit Reet gedecktes altes Fischerhäuschen, dass in den letzten Jahren immer moderner in ein Haus mit Pensionszimmer umgebaut wurde. Die Familie Peters ist auch schon seit Jahrzehnten hier ansässig und lebt, wie viele andere Menschen hier, von der Vermietung an Feriengäste. Das kleine Zimmer war gemütlich eingerichtet. Weiß-blaue Wanddeko, weiße Möbel, bisschen Ikea, aber sehr liebevoll gemacht. Genau wie Frau Peters. Eine Mittfünfzigerin, vierzig Kilo zu viel, aber eine Seele von Mensch. Eine allein reisende junge Frau wie Hope kam ihr gerade recht. Die konnte man so schön betüddeln.

«Nachmittags habe ich immer leckeren Butterkuchen oder Friesentorte. Wenn Sie mögen, einfach klingeln. Wir können uns auch gemütlich auf die Terrasse setzen. Dann erzählen sie mir was der alte Hansen so treibt. Hab den schon Jahre nicht mehr gesehen. Der alte Kasten bricht ja bald zusammen. Und sie sollen den jetzt übernehmen? Dann aber mal Toi Toi Toi. Also ich weiß ja nich. Überlegen sie sich das man gut. Das alte Haus mach nich jeden.»

Das kam Hope schon komisch vor. Was haben die alle mit dem alten Haus. Ist doch nur ne Bruchbude. Will keiner haben, weil viel zu viel Arbeit drin steckt und dann noch die Sache mit dem Denkmalschutz. Aber die Lage wäre genial.

Nachdem Hope ihren Bummel beendet hatte schlenderte sie zurück zur Pension. Schon von Weitem konnte sie Eddi winken sehen.Seine raspelkurzen wasserstoffblonden Haare leuchteten in der Sonne. War der geflogen?

«Liebelein! Wo steckst du denn. Ich dachte wir fahren noch bei deinem Lottogewinn vorbei und gucken uns die Sache mal aus der Nähe an. Nu mach ma hinne!»

Hope verdrehte gespielt theatralisch die Augen. Muss der den immer so hibbelig sein?

«Is ja gut. Steig in deinen Ferrari ich lotse uns dahin. Aber mach dir nicht so viele Hoffnungen. Das ist eine Mission impossible. Ich besuche den Alten nur aus Höflichkeit und dann düse ich wieder ab. Das kannst du knicken.»

Als sie das nahegelegene Waldstück erreichten breitete sich die mit großen Bäumen gesäumte Allee zum Haus wie eine Einflugschneise aus. Die Platanen die den Weg säumten hatten schon jede Menge Blätter und Geäst verloren und die Rasenflächen waren vermoost und ungepflegt. Hier hatte schon lange keiner mehr gemäht, geschweige denn den Weg geharkt. Das Wort Laubpuster kam hier offensichtlich aus einer anderen Galaxie. Am Ende der Allee fuhr man auf einen halbkreisförmigen Vorplatz. In der Mitte waren Blumenbeete angelegt, die aber schon lange nicht gepflegt und bepflanzt wurden. Ein paar vertrocknete Pflanzenstiele standen schwarzbraun und vereinzelt auf dem Stück Erde. Ferner konnte man so etwas wie eine Blumenvase aus Beton entdecken die sicher mal schöne Blumen beinhaltete. Der Vorplatz war ungefegt, so das das Laub schon einen kleinen Teppich bildete. Von hier aus führte der Blick auf das Haupthaus des Anwesens. Ein großes ehemals weiß gestrichenes herrschaftliches Gebäude. Genau so wie man die Bäderarchitektur hier in der Gegend erwartete. Das ehemalig stolze Gebäude zeigte starke Alterserscheinungen. Das frühere Weiß der Wände war braun grün veralgt. Die Fenster waren so schmutzig, das man meinte es fällt kein Licht mehr durch sie hindurch und die Treppe zum Haupteingang war total verdreckt und es waren Macken in den einzelnen Stufen, die mit der Zeit immer weiter abbröckelten. Hope dachte dass sie das beim ersten Mal gar nicht wirklich wahrgenommen hätte. Es hätte sie auf den Zustand des Innenlebens vorbereiten können. Vielleicht wäre sie dann nicht gleich in das Haus hereingestürmt. Aber sie war auch neugierig und ziemlich aufgeregt. Als die junge Frau ihr die Schlüssel überreichte mit der Anmerkung das Herr Schröder, das wäre ihr Chef, noch nicht mitkommen könnte, machte sich so was wie ein Gefühl von Schlossbesitzerin in ihr breit. Das hat schon was, wenn man sein zukünftiges Anwesen betritt, den Schlüssel hatte sie ja schon. Der Zahn wurde ihr jäh gezogen. Bei der anschließenden Führung durch das Haupthaus verflüchtigte sich der Stolz und wandelte sich in Verzweiflung. Was treibt dieser Verwalter hier bloß? Wahrscheinlich ruft der nur den Krankenwagen, wenn wiedermal ein paar Jugendliche auf Expedition in dem Gemäuer sind und die Treppe zusammengebrochen ist.

«Ist ja hammergeil. Krass das Teil!» Eddi hatte weit mehr Fantasie als Hope. Er sah schon die Creme de la Creme hier vorfahren und elegant gekleidete Hotelangestellte holten die Golftaschen aus den Q7 und S-Klassen.

«Mensch Mädchen, bist du blind. Das willst du dir entgehen lassen?»

«Warte bis du drin bis. Dann denkst du bestimmt anders. Sieht aus wie ein ägyptisches Grab.»

Hope kramte den Schlüssel für die Vordertür aus der Tasche. Nachdem sie die Stufen zum Haupteingang erklommen hatte wollte sie gerade den Schlüssel ins Schloss stecken. Leider blieb ihre Hand mitten in der Bewegung stehen. Sie schaute auf das Schloss, das sie gestern noch mit dem modernen Sicherheitsschlüssel aufgeschlossen hat.

«Was is los, mach auf.»

Eddi hatte sie nun mittlerweile auch eingeholt. Hope starrte nur auf das Schloss, der Eingangstür. Aus dem modernen von einer Sicherheitsfirma erneuerten Schloss ist ein verrostetes Vorhängeschloss geworden, das durch einen maroden Holzbalken gehalten wurde. Wenn man kräftig dagegen getreten hätte wäre vermutlich die ganze Tür eingekracht.

«Hä. Was ist den nu los. Das gibt’s doch gar nicht!»

«Sind wir den an der richtigen Adresse? Ich mein ja nur.»

Hope starrte Eddi fassungslos an.

«Da hat einer dran rum manipuliert. Das ist nicht das Schloss was gestern da dran war!»

«Ach, das kann nicht sein. Wir müssen bestimmt zur Rückseite des Gebäudes. Bestimmt hast du das in der Aufregung gestern ganz vergessen.»

«Hälst du mich für so blöd? Ich weiß ganz genau, das wir hier rein müssen. Das war bestimmt dieser blöde Fatzke von Verwalter. Der hat bestimmt das Schloss wieder rausgemacht, weil er dachte jetzt ist es nicht mehr seine Verantwortung und so´n teures Sicherheitsschloss kann er selber gut gebrauchen.Heute morgen habe ich ihn noch getroffen, da hätte er ja sagen können das was nicht in Ordnung ist. Stattdessen lullt er mich mit Eis essen ein. Den ruf ich jetzt an und mach ihn zur Minna.»

Geschenkt ist noch zu tödlich

Подняться наверх