Читать книгу Geschenkt ist noch zu tödlich - Josi Aniol - Страница 11

8

Оглавление

«Frau Stern, schön sie zu Hören. Und, hat das Eis geschmeckt. Wie kann ich ihnen denn nun helfen, was brauchen sie noch, eine schöne gelbe Windjacke, Marke Ostfriesennerz, oder ein typisch maritimes Souvenir.» Schröder lachte in den Hörer. Hope hörte, dass er irgendwo an einer lauten Straße stand und musste gut hinhören was er so von sich gab. Er fand das auch noch lustig.

«Hören sie, ich hab in circa zwei Stunden das Treffen mit Herrn Hansen. Was glauben Sie wird der dazu sagen, dass sein Haus demoliert wurde. Und rein komme ich jetzt auch nicht mehr, ich möchte mir einen zweiten Eindruck verschaffen. Oder soll ich zum Hinterfenster rein?»

Zuerst war es still am anderen Ende der Leitung.

«Aha. Is ja n Ding. Ja das tut mir leid, aber da weiß ich auch nicht was passiert ist. Hört sich ja mysteriös an.»

Hope war außer sich. Der Verwalter am anderen Ende der Leitung war ganz gelassen. Er hätte jetzt keine Zeit um vorbeizukommen, wichtige Termine. Sie müsse sich gedulden oder später wiederkommen. Besonderes Interesse hätte sie ja auch nicht gezeigt. Wenn sie sich es anders überlegen würde, könne sie den Schlüssel ja wieder bei seiner Firma in den Briefkasten schmeißen. Er schaut dann die Tage mal was los ist.

So eine Frechheit.

«Ich werde das Herrn Dr. Piepenbrock mitteilen müssen. Und wir sprechen uns noch. Tschüss!»

«Tun sie das. Und ich hoffe, dass wir uns noch wiedergesehen. Würde mich sehr freuen. Ich kenne nicht nur gute Eisdielen. Vielleicht trinken wir mal in Timmendorf einen Kaffee zusammen. Bevor sie wieder nach Hause fahren.»

So geschickt rausgeschmissen wurde Hope noch nie.

«Was glaubt der denn wer er ist. Aber ich lasse mich doch nicht raus komplementieren und nach Hause schicken. Jetzt erst recht. Das Haus fängt an mir zu gefallen!»

«Guck mal hier! Hier ist noch eine Tür zur anderen Seite. Könnte zum Keller führen. Das einfache Schloss kriegen wir auch so auf!»

Eddi kam um das Haus gelaufen. Während Hope telefoniert hatte fand er den Eingang zum ehemaligen Kohlenkeller.

«Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Das Haus ist sehr baufällig und ich möchte nicht erschlagen im Keller verrotten.»

«Sei doch nicht so ein Schisshase. Ich finde das eher abenteuerlich. Los komm. Ich hab die Tür gleich auf. Ein bisschen Reinschauen wird keinen umbringen.»

Die Tür ließ sich erstaunlich einfach öffnen. Ein bisschen rum rütteln und die Tür sprang auf. Es war dunkel und roch typisch nach Keller. Man sah gar nichts in der Dunkelheit. Eddi schaltete die Taschenlampenfunktion am Handy an. Von der Kohle schwarzgefärbte Wände und Spinnweben wohin man nur schaute. Auf der gegenüberliegenden Wand war eine zweite Tür, die offenbar nach oben führte.

«Hier kommt man bestimmt vom Souterrain in die Eingangshalle. Da müssen wir vorsichtig sein, da der erste Stock zu Teilen eingebrochen ist. Gestern hatte der Futzi vom Amt Helme dabei. Die hat er wieder mitgenommen. Also Augen auf.»

Die zweite Tür schrappte mit einem hässlichen Geräusch über den Boden. Aber sie war offen und dahinter befand sich ein Flur mit ein steilen Treppe nach oben mit einer weiteren Tür, die zur Eingangshalle zu führen schien. Hier standen ein paar alte Gummistiefel, Ostfriesennerze und zwei oder drei Hundeleinen hingen an einem verrosteten Garderobenhaken.

«Ich hoffe die Hunde wohnen hier nicht mehr» Eddi grinste Hope schelmisch an.

«Quatsch nich mach die Tür auf.»

Die Tür die tatsächlich in die Eingangshalle führte ging erstaunlich gut auf. So als wäre sie noch öfters im Einsatz. Nun standen sie endlich in der Halle. Das Loch, aus dem ersten Stock ließ Sonnenlicht in die Halle fallen. Die Fenster waren mit schweren Samtvorhängen zugezogen. Es roch ganz schön muffig. Nach alten Teppichen die feucht waren, nach alten Holz in denen der Wurm wohnte. Bis auf das Loch im ersten Stock sah es zwar alt aus, aber nicht hoffnungslos. Hier konnte man was draus machen. Mit den dafür erforderlichen Mitteln. Für Geld kann man alles haben. Aber Hope hatte kein Geld. Sie war nur eine Arzthelferin in Essen Kray. Nach ihrer Scheidung ist sie in die Zweizimmerwohnung gezogen, wo sie ganz anständig wohnen konnte aber mehr als ein mal Urlaub auf Malle im Jahr war nicht drin. Geschweige dann noch Geld auf die hohe Kante legen. Sie war aber trotzdem zufrieden.

Wo war Eddi eigentlich?

«Jetzt weiß ich warum deine Mutter dich Hope getauft hat. Hast du die Küche gesehen. Das ist ja ein Träumchen. Ich komm mir vor wie am Eaton Place.»

«Meine Mutter war ein Hippy. Anfang der siebziger Jahre waren so außergewöhnliche Namen was tolles Ja, ich hatte schon das Vergnügen alles zu sehen. Das sagte ich ja schon. Zumindest die Haupträume. Hier unten sind die Küche, ein Lesezimmer mit Kamin und ein großes Esszimmer oder sollte ich lieber Halle sagen. Hier gab es früher bestimmt große Gesellschaften. Von dort kommt man auch in den Garten. Na ja, besser kann man Dschungel sagen. Im ersten Stock ist ein großer Wohnbereich und noch mehrere Zimmer die wohl als Empfang Gästezimmer und Büros dienten. Ganz oben sind dann weitere Schlafzimmer alle mit Bad und WC. Ein Schlafzimmer hat einen schönen Erker. Von dort aus kann man die Ostsee sehen.»

Eddi bekam den Mund nicht mehr zu.

«Ein bisschen komisch ist das mit dem Loch in der Decke. Das Dielenholz sieht faulig aus, so als wäre immer Wasser drauf getropft, aber die Decke zum zweiten Stock ist völlig intakt, also kann kein Wasser aus einem kaputten Dach gekommen sein. Und Leitungen liegen dort auch nicht. Zum Beispiel eine defekte Wasserleitung oder so. Ich habe schon den Eindruck als hätte das jemand absichtlich gemacht.»

«Hope, du hast eine blühende Fantasie. Glaubst du, hier hat jemand Wassereimer ausgekippt, damit sich einer das Genick bricht?»

Eddi schüttelte ablehnend den Kopf.

«Das sind doch Horrorfantasien.»

«Und wie würdest du das erklären?»

«Ich bin kein Klempner, oder Innenarchitekt, es ist halt ein altes Haus. Da geht schon mal ein bisschen Holz kaputt über die Jahre. Haben vielleicht nicht richtig gelüftet? Was gibt es denn noch zu sehen. Das Ding ist ja riesig. Gehört noch mehr dazu, von hinten habe ich noch andere Gebäude gesehen.»

«Angrenzend gibt es dann noch Nebengebäude, Stallungen oder Garagen, ein Haus für Gartengeräte und so weiter. Von dem Stück Wald hab ich auch noch nicht erzählt. Noch ´son Klotz am Bein. Was soll ich mit Wald? Wenn ich Frust habe zum Holzhacken gehen?»

In der Zwischenzeit hatte Hope einen der schweren Vorhänge aufgezogen. Und das Sonnenlicht brach sich in den total verdreckten Scheiben. Plötzlich erstrahlte alles, als hätte das Haus nach Licht geschrien. Nun kam die ganze Pracht der Halle zum Ausdruck.

«Donnerlüttchen! Mensch Hope. Du hast echt Glück. Vielleicht solltest du erstmal mit dem Alten sprechen, was er sich denn so vorgestellt hat. Der stinkt doch vor Kohle. Er wird sich schon gedacht haben das du keine Multimillionärin bist. Lass uns wieder raus und da hin fahren. Kommt der Notar auch?»

«Ja klar. Der will uns bekannt machen. Der alte Hansen ist auch schon ein bisschen verdreht im Kopf und der Piepenbrock unterstützt ihn bei geschäftlichen Dingen. Nur das mit dem Haus hier wollte er allein machen, da hat der Rechtsverdreher nicht mitzureden. Ich glaube das passt ihm nicht wirklich. Eine Rechnung weniger zu stellen. O.K., wir müssen los.»

Sie mussten den gleichen Weg zurück nehmen. Hope fasste die Klinke zum Souterrain und drückte sie herunter.

«Klemmt?!

Ging die Tür nicht ganz einwandfrei auf gerade?»

«Ja sicher. Lass mal sehen.»

Die Tür war verschlossen.

Ungläubig schauten sich Hope und Eddi an. Das konnte doch nicht sein. Sie waren ganz alleine hier und keiner war ihnen gefolgt. Sie hatten niemanden gehört und in dem engen Durchgang nach unten konnte sich auch niemand verstecken.

«Langsam wird mir das hier unheimlich. Ich will sofort hier raus!» Hope rüttelte an der Tür die nicht ein bisschen nachgab.

«Keine Panik jetzt. Das bringt uns auch nicht weiter. Wir werden durch ein Fenster nach hinten raus klettern.»

«Ich kann doch nicht in mein eigenes Haus einbrechen, ich meine ausbrechen. Das ist doch alles höchst sonderbar. Will mich hier einer verarschen?»

Sie gingen in die Küche und versuchten sich an einem der alten Holzfenster zu schaffen zu machen. Aber die Fenster und ihre Verriegelungen waren stabiler als sie aussahen.

«Ich glaube die sind auch mit Sicherheitssystemen verriegelt. Das hat der Verwalter gestern noch gesagt. Weil hier immer wieder eingebrochen wurde. Und wegen dem maroden ersten Stock.

Sie versuchten es noch an anderen Fenstern. Alles verrammelt. Keine Chance.

«Ich sollte die Polizei rufen. Die holen uns hier raus.»

«Ne ich hab da ne andere Idee. Als ich vorhin ankam bin ich in der Kneipe über der auch mein Zimmer ist einem Typen über den Weg gelaufen. Der heißt Hans Johannsen. Der war hier im Ort mal Schreiner. Ist aber jetzt in Rente. Der machte zwar einen ganz rustikalen Eindruck aber der hat mich so neugierig beglotzt. Wir haben ein paar Worte gewechselt und da hab ich rausgefunden, das der hier auch schon mal am Werke war. Meine Vermieterin kann dem bestimmt Bescheid sagen.»

Gesagt getan. Zwanzig Minuten später rüttelt es an der Vordertür. Mit einem lauten Krach fiel der schwere Holzbalken der als Riegel diente zu Boden und die Vordertür ging auf.

«Hallo! Sind sie hier? Ich bins, Johannsen.»

Noch nie im Leben war Hope so froh einen Schnaps saufenden Rentner zu treffen.

«Gott sei Dank. Vielen Dank dass sie so schnell gekommen sind. Es ist mir schon sehr unangenehm sie zu stören, aber wir wussten nicht mehr weiter. Die Tür zum Kohlenkeller geht auf einmal nicht mehr auf und da saßen wir in der Falle. Und ich hab doch gleich den Termin im Nelkenweg. Sie sind echt unsere Rettung.»

Johannsen schnaufte durch die Nase als wollte er sagen, das diese Neulingen bestimmt noch mehr Ärger machen wollen.

«Die Tür hier. Hab ich selbst noch eingebaut. Die funktioniert doch tadellos.»

Während er sprach, drückte er die Klinke und die Tür sprang auf als wäre es ein Neubau.

Hope und Eddi waren ganz schön sprachlos.

Geschenkt ist noch zu tödlich

Подняться наверх