Читать книгу Geschenkt ist noch zu tödlich - Josi Aniol - Страница 7
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Оглавление«Warten sie, junge Frau! Sie können da nicht einfach so rein! Das ist gefährlich!»
Die Stimme kam von einem älteren, aber gut aussehenden Herrn. Mitte sechzig, schätzte Hope. Er stieg gerade aus einem nachtblauen S-Klasse Mercedes aus, gefolgt von einem jüngeren Mann, circa Mitte fünfzig Brille und Aktentasche.
«Piepenbrock, Frau Stern, wir haben miteinander telefoniert. Das ist Herr Schulze-Müllerstedt vom Denkmalschutz. Ich hatte eigentlich angeordnet, das der Verwalter mit ihnen kommen sollte. Wo ist er denn?»
Hope blickte sich über die Schulter um. Sie stand immer noch auf der Schwelle des Gutshauses die halb geöffnete Tür vor ihr.
Die Herren kamen raschen Schrittes auf sie zu.
«Sie brauchen einen Sicherheitshelm, das Haus ist in ziemlich maroden Zustand. Zum Glück nicht Einsturz gefährdet. Aber man weiß ja nie.»
Nun kam auch noch ein dunkelgrüner Cherokee angebraust. Wirbelt jede Menge Staub auf und parkt neben Hopes alten roten Golf ein. Eigentlich schleuderte er neben sie.
Mit angehaltenem Atem schaute Hope dem Spektakel zu. Aus dem SUV dröhnte laute Musik, die noch anschwoll als die Tür geöffnet wurde. Wie aus dem Nichts hörte die Musik auf. Dann war es so ruhig, man konnte die Möwen kreischen hören.
«Mann, Schröder, Sie sollten doch mit der jungen Frau zusammen her kommen!»
«Sorry, hatte noch zu tun, aber sie hat den Schlüssel doch von der Azubine bekommen, oder?»
Ein etwa einsneunzig großer, braungebrannter Mittvierziger schlurfte auf die kleine Gruppe vor dem Haus zu. Er pustete sich eine seiner dunkelbraunen Locken aus der Stirn und setzte ein unschuldiges Lächeln auf.
«Moin!»
Sein Blick ging von Piepenbrock zu Schulze-Müllerstedt und blieb dann auf Hope hängen. Offenbar war das der Verwalter des Anwesens. Hope hatte kurz mit ihm telefoniert. Die Nummer hatte Piepenbrock ihr gegeben um Kontakt wegen der Schlüssel herzustellen. Hope blickte in zwei graublaue Augen, die sie mit unschuldigem Dackelblick ansahen.
So graublau wie die Ostsee wenn der Himmel bedeckt war.
Und die Stimme, hatte Hope schon bei dem kurzen Telefonat analysiert, musste höchstwahrscheinlich zu einem sehr charmanten und gutaussehenden Typen gehören. Sie wurde bis jetzt nicht enttäuscht.
«Ja was is denn nu?»
Schulze-Müllerstedt wurde ungeduldig.
«Ich hab gleich noch Termine. Kommen wir zur Sache.»
Hope war mittlerweile wieder die große Treppe heruntergelaufen und fand sich bei den Herrn ein. Dr. Piepenbrock stellte mit hanseatischer Geschäftsmäßigkeit die Herrschaften alle miteinander vor.
«So, sie wollen also das Anwesen von Herrn Hansen wieder auf die Vorderbeine bringen?», begann Schulze-Müllerstedt das Gespräch, mit einem Unterton der das Projekt gleich zum Scheitern abstempelte.
«Ich möchte erst mal einen Eindruck bekommen, um was es sich hier handelt. Ich kam ja zu dem Angebot wie die Jungfrau zum Kinde. Dann werde ich entscheiden, ob ich die Schenkung überhaupt annehmen werde. Und ich möchte auch Herrn Hansen gerne kennen lernen. Wir haben uns noch nie im Leben gesehen. Das habe ich aber schon mit Herrn Dr. Piepenbrock besprochen.»
Hope versuchte möglichst professionell zu klingen. Ruhig, etwas gelangweilt und mit einem Hauch von Arroganz. So wie im Fernsehfilm. Leider kam das nicht ganz so professionell herüber wie erwartet. Schröder musste zufällig gerade Husten, was sich aber eher wie ein unterdrücktes Lachen anhörte.
«Alles zu seiner Zeit, meine liebe Frau Stern. Wenn ihnen das Anwesen nicht zusagt, dann können sie immer noch zurück nach Essen fahren. Is ja auch ganz schön da, oder?»
Dr. Piepenbrock versuchte nun ein bisschen Heiterkeit in das Gespräch zu bringen, was ihm aber nur messerscharfe Blicke von Seiten Schulze-Müllerstedt einbrachte.
«Gut, aber Sicherheit geht vor. Aus dem Kofferraum der S-Klasse holte Schulze-Müllerstedt vier Sicherheitshelme und verteilte sie an die Beteiligten.
«Meinen sie die Helme helfen die bösen Geister zu vertreiben?» Schröders vibrierende Stimme hatte einen geheimnisvollen Unterton. Mit einem Hauch von Humor. Was unter den Anwesenden leider kein Auflachen hervorbrachte.
«Hören sie nicht auf die Geschichten die hier rumerzählt werden. Alles Quatsch.»
Dr. Piepenbrock flüsterte die Worte fast in Hopes Ohr.
«Welche Geschichten?»
«Nichts von Belang, Tratsch. Hier auf dem Dorf muss es immer was zum Erzählen geben. Und über die Jahre werden aus kleinen Anekdoten auch mal Schauermärchen.»
Hope schaute skeptisch auf Dr. Piepenbrock.
Sie traten nun alle durch die weit geöffnete Eingangstür. Zwei Türen, die wie Flügel vor dem Haus aufklappten. Sonne und ein Luftzug fielen in das alte Haus. Und man hatte das Gefühl, es würde aufatmen.