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Kapitel 8

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Ein wacher Geist, gepaart mit Weisheit und Güte – eine unschlagbare Kombination!


Josie

Ich liebte alle meine Kinder, Enkel- und Urenkelkinder abgöttisch, und es machte mich überglücklich, wenn sie vorbeikamen, um mich zu besuchen, aber Leevi tauchte mir in letzter Zeit etwas zu oft auf. Zudem wurden seine vorgeschobenen Gründe für die Besuche immer merkwürdiger. Irgendetwas stimmte da nicht. Wenn ich es mir recht überlegte, war er das erste Mal so seltsam gewesen, als er mir diese hübsche kleine Box von Mona vorbeigebracht hatte. Die Gute, sie hatte mir mein Taschentuch zurückgeschickt und eine köstliche Praline mit hineingelegt! Zudem ein kleines Kärtchen, auf dem nur zwei Worte standen: „Danke! Mona.“ Und ein kleines Herzchen hatte sie noch hinter ihren Namen gemalt. Obwohl ich ihr Vertrauen mir gegenüber gespürt hatte, war sie mir doch irgendwie zurückhaltend und verschlossen vorgekommen. Ja, damals war Leevi merkwürdig wortkarg gewesen und auch rasch wieder gegangen. Danach war er eine Zeit lang wie vom Erdboden verschluckt gewesen.

Jaana, unser kleiner süßer Engel, hatte es ausgeplaudert, als sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder da gewesen war. „Leevi ist in Spanien, und wenn er neue Musik erfindet, darf man ihn nicht stören“, hatte uns das kleine Fräulein Naseweis aufgeklärt. Jaana vergötterte ihren Onkel genauso wie er sie.

Meine Enkelin hatte das Thema mit den Worten: „Ach, Granny, du kennst ihn doch, vermutlich hat er mal wieder seine kreative Phase“, vom Tisch gewischt. Sie wollte nur, dass ich mir keine Sorgen machte. Das Mädchen war schon immer so leicht zu durchschauen gewesen. Nun gut, ich würde schon noch herausbekommen, was da los war.

Nach vierzehn Tagen war er jedenfalls wieder da, und jetzt erschien er schon das dritte Mal in dieser Woche bei mir. Mal war er richtig wütend, dann mutlos, dann wieder völlig aufgedreht, aber immer gab es auch Momente, in denen er ganz still und nachdenklich war. Ich wurde nicht schlau aus ihm. Woher kamen diese Stimmungsschwankungen? Ich hatte zwar meinen achtundachtzigsten Geburtstag schon gefeiert, aber ich war nicht senil und wusste ganz genau, was in der Welt da draußen vor sich ging. Ich würde ihm schon auf den Zahn fühlen! Vielleicht stimmte es ja doch, was man so alles über diese Musikerszene hörte? Und dieses unstete Leben, das er führte. Heute hier, morgen da. Auf der anderen Seite gefiel es mir ja, dass er seinem Traum nachjagte. Hörten die Sorgen um die Nachkommen denn niemals auf?

Als er zwei Tage später schon wieder vor meiner Tür stand, unter dem fadenscheinigen Vorwand, ein Kuchenrezept zu suchen, das muss sich ein Mensch vorstellen, nutzte ich sofort die Gelegenheit. Ich kochte uns einen Tee und zwang ihn, sich auf das Sofa zu setzen. Zuvor war er ruhelos durch die ganze Wohnung getigert.

„Und, Granny, wie geht es dir?“, begann er die belanglose Konversation. „Brauchst du irgendetwas? Kann ich etwas für dich einkaufen oder erledigen?“

„Leevi“, sagte ich ruhig, „nun mal raus mit der Sprache, was ist los mit dir?“

„Was soll los sein mit mir, Granny? Mir geht es gut, alles in Ordnung.“ Er nickte und lächelte mich an, war aber schon wieder aufgestanden und strapazierte meinen Teppichboden, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Offenbar wollte er den Ahnungslosen spielen.

„Bitte setze dich und sieh mich mal an.“ Er gehorchte und ich ließ ihn nicht aus den Augen: „Nimmst du irgendwelche Aufputschmittel?“

„Granny!“

Er sprang auf. Großer Gott, dieser Junge konnte einen wahrlich in den Wahnsinn treiben! „Leevi, nun setz dich endlich hin“, sagte ich scharf. Er setzte sich.

„Nun, ich warte.“

„Nein, Granny, natürlich nicht. Was soll das?“

„Was das soll?“, ich wurde energischer. „Ich frage dich, was das soll? Alle naselang kreuzt du hier auf, unter den fadenscheinigsten Vorwänden und in den unterschiedlichsten Gemütsverfassungen wohlgemerkt, da stimmt doch etwas nicht. Leevi, nun sag schon, was los ist mit dir!“

Aber er sagte gar nichts und starrte stattdessen Löcher in meinen Wohnzimmerschrank. Ah, es war zum Verrücktwerden mit den jungen Leuten! Und weil er immer noch nicht redete, folgte ich seinem Blick. Er starrte auf … die kleine Box, die ich aufbewahrt hatte, weil sie mir so gut gefiel. – Meine Güte, das war es also! War ich erleichtert! Tausend Steine fielen mir vom Herzen. Und es versprach, interessant zu werden! Ich grinste in mich hinein und musste mich beherrschen, um mir nicht vor Freude die Hände zu reiben. An dieser Frau würde er wachsen, und der Lernprozess hatte bereits eingesetzt, wenn auch offensichtlich schmerzlich. Mein armer Liebling, und ich hatte ihn auch noch verdächtigt. Ich beugte mich vor und legte meine Hand auf sein Knie.

„Mona ist sehr einsam und sehr verletzlich“, sagte ich so einfühlsam wie möglich. Er sah mich an, und in unseren Augen sammelten sich Tränen.

„Wie konnte sie einfach so weggehen?“, fragte er mit bebender Stimme.

Ich atmete tief durch. Es war ihm wirklich ernst mit ihr. Dann tätschelte ich sein Knie, denn in diesem Moment saß da kein erwachsener Mann auf meinem Sofa, sondern ein ahnungsloser Junge. Ich würde ihm so einiges erklären müssen.

* * *

Herzvibrieren

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