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Kapitel 1

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Es gibt Begegnungen im Leben, die fühlen sich an wie die ersten Sonnenstrahlen im Frühling; warm und vielversprechend.


Ich saß an meinem See und war gerade in ein Buch vertieft, als ich den Kies auf der Zufahrt knirschen hörte. Ich hob meinen Kopf: Ein großer blonder Mann kam auf mein Grundstück. Er winkte freundlich zu mir herüber und sagte etwas auf Finnisch, was ich natürlich nicht verstand, aber was für eine Stimme! Wow! Tief und warm, fast ein bisschen rau, gleichzeitig aber sanft und … Ich stand auf und ging ihm entgegen. „Sorry, I don’t understand you.“

„Hi, I’m Leevi“, sagte er, strahlte mich an und schüttelte mir die Hand. Ein Händedruck, wie ich ihn mochte: fest, trocken, warm.

„I’m your neighbour from there“, er zeigte mit seinem Daumen nach rechts, aber durch die Bäume hinweg konnte ich kein Nachbarhaus erkennen.

„I have my summerhouse here. When you need something, come over.“

„Thank you, that’s really nice to know. I’m Mona.“

Als würde uns der See magisch anziehen, schlenderten wir auf den kleinen Bootssteg zu.

„Nice name, like Mona Lisa. But it isn’t an Italian name, is it?“

So wie er Mona aussprach, hatte ich es noch nie zuvor gehört, er sagte Mouna wie Mount Everest, und zusammen mit seiner unglaublichen Stimme klang es so … bedeutungsvoll.

„No, it’s a German name. I am from Germany“, kam dann endlich meine spärliche Antwort.

„Ich kann ein bisschen Deutsch“, sagte er mit einem süßen Akzent und deutete dabei einen kleinen Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger an.

„Oh, das ist super, mein Englisch ist nämlich sehr schlecht.“

„No, no, no. It’s pretty good, really, but it would be nice for me to practice some German.“

„Liebend gerne“, entgegnete ich erleichtert.

Wir hatten den kleinen Bootssteg erreicht, setzten uns und ließen die Füße über der Wasseroberfläche baumeln.

„Der Name Mona hat in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen“, erklärte ich ihm, „im Arabischen bedeutet er Hoffnung, das gefällt mir am besten, und es gibt eine Insel in der Karibik mit diesem Namen.“ Gott, was redete ich da? Nur gut, dass ich nicht auch noch erwähnt hatte, dass es im Irischen edel und im Spanischen niedlich bedeutete. Er schaute mich an und lächelte interessiert.

„Hey, how cool is that? Ich nicht weiß, was meine name means.“

„Ist ja auch nicht so wichtig.“ Ich lächelte zurück. Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander. Man hörte die Vögel zwitschern und die Bienen summen. „Es ist herrlich hier“, sagte ich in die Stille hinein, schloss meine Augen, legte den Kopf in den Nacken und reckte mein Gesicht der Sonne entgegen.

„Ja. And it smells so fresh. Wann immer ich habe Zeit, ich komme hierher.“

„Das kann ich gut verstehen. Hast du auch ein paar freie Tage?“

„Yes. Ab und zu ein bisschen distance from this crazy world is really good.“

Ich nickte zustimmend. „Das ist wohl wahr.“

Zwei Zitronenfalter ergatterten meine Aufmerksamkeit. Sie flatterten umeinander herum über den See. „Sieh mal“, ich deutete auf die Stelle, „es ist so ruhig hier, dass man sogar die Schmetterlinge flüstern hört.“

Er reagierte souverän, schaute mich zwar von der Seite an, ließ sich aber keine größere Verwunderung anmerken, sondern fragte cool: „What do they whisper?“

„Hast du es nicht gehört?“, fragte ich ihn erstaunt.

„No.“

„Dann war es nicht für deine Ohren bestimmt und wird auf ewig ein Geheimnis bleiben. Tut mir leid.“ Ich zuckte entschuldigend mit meinen Schultern.

„Oh! Aber du hast gehört. Du kannst mir sagen. Come on, I love secrets“, sagte er und stupste mich mit seinem Ellenbogen an.

„Ich auch“, neckte ich ihn.

„Not a chance?“ Er zwinkerte mir verschwörerisch zu.

Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein, keine Chance.“

„Pity! Aber ich finde schon noch heraus“, meinte er gut gelaunt. „So, you are on holiday?“, wechselte er das Thema.

„Ja, für zwei Wochen.“

„Und du bist alone hier?“ Er schaute sich um.

„Ja, bin ich.“

„Was willst du machen?“

Ganz schön neugierig, dieser Typ. „Gar nichts“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ich will nur meine Ruhe haben, abschalten, Kraft tanken, mir über einige Dinge klar werden“, sagte ich und sah ihn an. Seine tiefblauen Augen musterten mich aufmerksam, dann nickte er.

„Ah, I see.“ Er stand auf. „I leave you alone now. Enjoy the silence and come over, if you like.“

„Danke“, konnte ich gerade noch sagen, und weg war er.

Meine Aussage, dass ich meine Ruhe haben wollte, hatte er also wörtlich genommen. Super! Ganz toll, wirklich große Klasse! Ich hatte ein unschlagbares Talent entwickelt, Leute zu vergraulen, obwohl es gar nicht meine Absicht war. Nicht mal ein Getränk hatte ich ihm angeboten. Unmöglich! Na ja, ich konnte es jetzt nicht mehr ändern. Ich saß noch eine Weile so an meinem Steg, blickte auf den schimmernden See und versuchte an gar nichts zu denken.

Als ich zum Haus zurückging, um mir etwas zu essen zu holen, klemmte ein Zettel mit einer Handynummer an meiner Haustür: „Call me, if you like. And tell me the secret! ;-)“

* * *

Herzvibrieren

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