Читать книгу Dark Addiction - Josy B. Heard - Страница 11
ОглавлениеKapitel 3 Schweißtreibende Begegnung
In der Hoffnung, irgendeiner Menschenseele zu begegnen, sammelte ich meinen Kram zusammen und machte mich daran, dass Campusgelände etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit einem Croissant bewaffnet, dass ich mir beim Bäcker besorgt hatte, lümmelte ich mich auf den Rängen des Sportplatzes zusammen. Es war wieder an der Zeit, in Kontakt mit der feindlichen Außenwelt zu treten.
Ich holte die Powerbank hervor und stöpselte mein Handy ein. Es dauerte nicht lange und der kleine Apfel erschien auf dem Display. Eine Minute später entsperrte ich den Bildschirm. Prompt machte es Bing.
Gut ein Dutzend Nachrichten erwarteten mich, allesamt von meiner Mutter. Nein, eine von Dad war auch dabei.
Seufzend öffnete ich den Messenger-Dienst und scrollte durch den Chatverlauf.
Die erste Nachricht hatte sie mir um drei Uhr morgens geschrieben.
Hey, mein Honigbärchen,
es tut mir so leid. Du verstehst sicher meine Reaktion. Dein Vater hat sich einfach unmöglich verhalten. Das konnte ich nicht ertragen.
Ich schnaubte, als ich den Spitznamen aus meiner Kindheit las und scrollte weiter. Honigbärchen …
Die nächste Nachricht war kurz nach fünf eingegangen.
Ich hoffe, du bist gut in Tampa angekommen. Ich schicke dir ganz viel Sonnenschein und viele Küsschen. Hab dich lieb.
Xoxo, Mom!
Urgs! Die übrigen Nachrichten waren im Abstand von je einer halben Stunde bei mir eingetrudelt und beinhalteten das übliche Blabla.
Melde dich … Ich denk an dich … Ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Keine Spur von Reue, geschweige denn einer Entschuldigung. Kopfschüttelnd schloss ich den Chat und öffnete Dads Nachricht. Der einzige Mensch im Universum, der sich tatsächlich um mich sorgte, auch wenn er es nur selten zeigte. Tief in meinem Herzen wusste ich, wie sehr er mich liebte und dass er alles für mich tun würde. Alles, außer meine Mutter vor die Tür zu setzen. Es war mir echt ein Rätsel, wie er es mit ihr aushielt. Aber irgendetwas musste sie an sich haben, was er anziehend fand …
Ich öffnete den Chat und las die Nachricht.
Deine Mutter ist todunglücklich, weil sie sich nicht ordentlich von dir verabschieden konnte. Bitte ruf sie an, sobald du die Zeit dafür hast.
Ach, und schau bei Gelegenheit mal auf dein Konto, dort findest du dein Geschenk zum Highschool-Abschluss. Gib nicht alles auf einmal aus und viel Spaß in Florida. Ich weiß, du wirst alles erreichen, was du dir vornimmst.
Dad.
Ein Lächeln zog an meinen Mundwinkeln. Wir waren echt nicht reich. Eher gehörten wir zur gehobenen Arbeiterklasse und das mein Vater mir Geld zum Abschluss schenkte, war weder selbstverständlich, noch hatte ich das erwartet.
Nachdem ich den Messenger beendet hatte, machte ich die Onlinebanking-App auf und schaute auf mein Konto. Mein Mund klappte auf und fast wäre mir der Unterkiefer auf die Brust gedonnert, als ich die Summe las, die dort stand. Mit dem Geld würde ich locker drei Monate über die Runden kommen. Ich reckte mein Gesicht gen Himmel und schickte in Gedanken ein megafettes ›Danke‹ nach Fort Payne. Hoffentlich hatte er meine Mutter in dieses Geschenk eingeweiht, andernfalls …
Nein … Falsche Richtung …
Ich sollte mich darüber freuen und nicht schon wieder an das was-wäre-wenn denken.
Mittlerweile war es später Morgen geworden. Doch immer noch war der Campus gähnend leer. Gerade als ich meine Suche fortsetzen wollte, schlenderte eine Frau auf den Sportplatz. In megaknappen Sport Tights und schwarzen Tanktop betrat sie die Laufbahn und begann damit, sich zu dehnen. Einen Moment blieb mein Blick an ihren Haaren hängen. Ihre Frisur hatte starke Ähnlichkeit mit der von Leela aus Futurama. Nur das sich Leela keinen Undercut rasiert hatte.
Die Frau drehte mir den Rücken zu und streckte ihren Oberkörper, dabei entdeckte ich das leuchtendrote Logo, welches sich zwischen ihren Schulterblättern befand.
Jackpot!
Es war das Universitätslogo, was mit höchster Wahrscheinlichkeit bedeutete, dass die Frau, die jetzt am Startblock in die Knie ging, hier studierte.
Während sie eine Runde nach der anderen lief, pirschte ich mich unauffällig in die erste Reihe, packte die Tageszeitung aus und tat so, als würde ich lesen.
Zwanzig Minuten später verlangsamte sie endlich ihr Tempo und ließ sich auslaufen.
Das war meine Chance.
Wie eine Heuschrecke hüpfte ich von meinem Platz auf und schnappte mir den Rucksack. Als ich sie erreichte, wischte sie sich gerade den Schweiß mit einem Handtuch von der Stirn.
»Entschuldige bitte. Darf ich dich was fragen?«, fing ich an und knetete die Zeitung in meinen Händen. Fremde Menschen schüchterten mich ein, doch wenn ich nicht auf der Straße schlafen wollte, musste ich da jetzt durch. Überrascht drehte sie sich um und musterte mich, ehe sie erwiderte: »Klar! Schieß los.« Sie drehte ihre Wasserflasche auf und trank einen Schluck.
»Ich bin neu hier und suche eine Wohnung. Eigentlich hatte ich vorgehabt, in einem der Studentenwohnheime unterzukommen, doch leider ist die Verwaltung am Wochenende nicht besetzt, daher sitze ich gerade auf der Straße. Hast du vielleicht einen Tipp für eine günstige Übernachtungsmöglichkeit?« Ich redete so schnell, dass ich am Ende tief Luft holen musste, um nicht zu kollabieren.
Die Frau zog einen frischen BH aus ihrer Tasche. »Fängst du hier nach den Semesterferien dein Studium an?«
»Habe ich vor. Ich wollte mich am Montag einschreiben.«
»Cool!« Sie zog ihr Tanktop aus und stand plötzlich oberkörperfrei vor mir. »Ich komme jetzt ins zweite Semester. Tampa ist echt ein Traum.«
Schnell drehte ich mich weg und starrte auf meine Füße. Ihre Freizügigkeit überforderte mich. Ihr hingegen schien es nichts auszumachen, mit den Brüsten vor meinem Gesicht herumzuwackeln. Lässig hielt sie den BH in ihrer Hand und fragte mich weiter. »Kommst du aus Florida?«
Ich räusperte mich und konzentrierte mich auf den rotbraunen Sportplatzboden. Der erschien mir im Augenblick weitaus attraktiver als ihr Busen. »Nein, aus Alabama.«
Endlich zog sie sich wieder an. »Ehrlich? Warum bist du dann so blass?«
Verdutzt hob ich den Kopf und schaute sie an. Sie hatte ihren schief gelegt und die Augenbrauen tief ins Gesicht gezogen. Da »weil ich ein Vampir bin und dein Blut trinken will« wohl keine angemessene Antwort gewesen wäre, verkniff ich mir den Spruch und zuckte nur mit den Achseln. »Also … hast du einen Tipp für mich?«
»Wie heißt du eigentlich?«
Gott, hörte die mir überhaupt zu?
Leicht gereizt antwortete ich: »Evy Pierce.«
Mit einer geschmeidigen Bewegung löste sie ihren Zopf, dann schüttelte sie ihre lilafarbigen Haare aus, kämmte sie sich über die rechte Schulter und reichte mir anschließend die Hand. »Ich bin Camilla Lewis, aber nenn mich ruhig Camy.«
»Freut mich, Camy.«
Wieder ging sie in die Hocke und sammelte ihr Zeug zusammen. »Tampa ist eine teure Stadt, aber wenn du willst, kann ich dir bei der Suche helfen.«
»Ähm … klar … gerne!«
»Super, dann komm mit. Gleich um die Ecke gibt’s ein Starbucks.« Als würden wir uns schon ewig kennen, legte sie mir ihren Arm um den Hals und verteilte ihren Achselschweiß auf meiner Schulter.
Mit einem verhaltenen Grinsen ließ ich mich von ihr mitziehen und unterdrückte den Impuls, sie von mir wegzustoßen.
Sie war meine beste, - und im Moment meine einzige -, Chance auf eine Unterbringung, da sollten etwas streng riechende Körperausdünstungen auf meiner Haut wohl zu ertragen sein. Solange sie nicht noch anfing, sich an mir zu reiben, würde ich die unangemessene Nähe schon verkraften.