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Dialog auf der Beziehungsebene

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Auf der Beziehungsebene ist das wichtigste Zeichen für einen dialogischen Prozess der Kontakt – der Kontakt trotz der Rollenaufteilung in Redner und Publikum, trotz der unterschiedlichen Anforderungen, denen sie genügen müssen. Zwar wird von dem Redner eine klare Zielsetzung erwartet, eine überzeugende thematische Gestaltung, zudem vollständige Sätze, oder eine angemessene Lautstärke. Dennoch ist auch bei der Rede vor Publikum die erste Aufgabe, Kontakt zu halten, d.h. dafür zu sorgen, dass etwas vom Publikum zurückkommt und darauf zu achten, was von ihm zurückkommt.

Eine typische Situation: Die Dozentin betritt den Raum, stellt sich hinter das Podium und will beginnen. Sie bemerkt, dass noch viel Unruhe herrscht, nur wenige sehen zu ihr hin, alle scheinen mit sich beschäftigt oder im Gespräch. Sie könnte jetzt einfach anfangen zu reden und hoffen, dass es allmählich ruhig wird. Aber sie entscheidet sich für etwas anderes: Sie geht nochmals vor die Tür, tritt nochmals ein und schlägt resolut die Tür hinter sich zu. Die Zuhörenden schrecken hoch, blicken zu ihr hin und folgen ihr mit ihren Blicken. Dann steht sie vor ihnen und statt einfach mit Reden zu beginnen, verstärkt sie den Blickkontakt. Das ist das erste Signal für Gemeinsamkeit. Es verpflichtet beide Seiten zum Dialog.

Dies ist gemeint, wenn von einer dialogischen Einstellung, einer dialogischen Haltung des Redners gesprochen wird. Sie besteht in der Aufmerksamkeit für das Publikum, in der Achtung vor den Zuhörenden als potenziellen Mitredenden.

Die klassische Redelehre wendet sich an den Einzelnen, der mit einem klaren Ziel sein Publikum führen will. „Die Rhetoriktheorie interessiert sich nicht für den Kommunikator in Hinblick auf seine Rolle als Mitspieler im Konzert der kommunikativen Welt, sondern in Hinblick auf seine Rolle als Solist oder Dirigent, falls er den Taktstock ergreifen sollte.“ So beschreibt es Joachim Knape.96 Dialog dagegen, ebenso extrem verstanden, ist offen in Bezug auf den Ausgang. Die Teilnehmenden sind gleichberechtigt und treffen eine Übereinkunft in Bezug auf den Verlauf und das zu erreichende Ziel. Die Menschen, an die man sich richtet, auch wenn sie „nur“ Publikum sind, werden als gleichberechtigt verstanden.

Noch einfacher gesagt, gehört zum Dialog, dass sich der Redner für die Zuhörenden interessiert – nicht nur dafür, wer sie sind und was sie erwarten, sondern auch dafür, was sie zum Vortrag beizutragen haben – zum Thema, zu dessen Aufbereitung, zur Verständlichkeit und Anschaulichkeit. Dialogisch ist eine Rede erst dann, wenn der Redner die Reaktion des Publikums, dessen Zustimmung oder Gegenrede, wahrnimmt. Zum dialogischen Reden gehört also auch, dass auch der Redner zum Zuhörenden wird, dass er sich Zeit nimmt, darauf zu achten, wie seine Rede aufgenommen wird.

Konstruktive Rhetorik

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