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Fazit

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Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches war in Mitteleuropa eine neue politische Macht entstanden, die ihre Rolle auf dem Kontinent erst noch finden musste. Der neue, territorial und wirtschaftlich mächtige Nationalstaat vereinte bislang heterogene Gebiete und Völkerschaften. Ein zentraler, reichsweiter Feiertag, nun symbolischer Ausdruck der neuen Einheit, hätte eine integrative Funktion übernehmen können, doch verblieb die Kompetenz der Feiertagsgesetzgebung bei den Bundesstaaten. Immerhin wurde in allen Ländern mit Veranstaltungen am und zum Sedantag Anfang September schichtübergreifend das entscheidende militärische Ereignis von 1870 gefeiert. Stand in den ersten Jahren der Sieg über Frankreich im Vordergrund, so wurde zunehmend die Reichsgründung und Einheit gewürdigt. Das neue Volksfest, meist über mehrere Tage veranstaltet, war nicht nur politisch, sondern auch kirchlich motiviert. Traditionsreicher dagegen waren die „Kaisergeburtstage“, die ein offizieller Festtag und die, vor allem in Preußen, von gewissem Personenkult geprägt waren. Huldigungsfeiern zu Ehren der Monarchen gab es nämlich bereits seit Jahrzehnten in fast allen Ländern. Sie waren fester Bestandteil im Feierjahr der Hofgesellschaft, des Militärs, der Beamtenschaft und der Honoratioren, während sich die Arbeiter und Schüler über einen freien Tag freuten. Von vergleichbarem Charakter war der „Reichsgründungstag“, der bereits in Preußen, dem größten und einwohnerstärksten Land innerhalb des Kaiserreiches, als Gründungstag des Königreiches arbeitsfrei war; die Festkultur konnte sich hier auf Kontinuität berufen. An allen Tagen galt es jedenfalls, Loyalität gegenüber Kaiser und Reich zu zeigen; diese etablierte Verbundenheit wurde endgültig erst durch die neuen Feiern ab 1933, die im Zeichen des Hakenkreuzes standen, aufgelöst.

7 Berliner Tageblatt, 18.1.1896.

8 Nach langjähriger Beratung trat das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) zum 1.1.1900 in Kraft.

9 Zit. nach Peter Longerich (Hg.): Die Erste Republik. Dokumente zur Geschichte des Weimarer Staates, München 1992, S. 131.

10 Zit. nach Eduard Schwartz: Rede zur Reichsgründungsfeier der Universität München, 17.1.1925, in Münchener Universitätsreden, Heft 2, München 1925, S. 3-18.

11 Berliner Tageblatt, 22.3.1882.

12 Wormser Zeitung (WZ), 17.3.1882.

13 Ebd., 23.3.1882.

14 Berliner Tageblatt, 22.3.1887.

15 Ebd.

16 Rudolf Vierhaus (Hg.): Das Tagebuch der Baronin Spitzemberg. Aufzeichnungen aus der Hofgesellschaft des Hohenzollernreiches, Göttingen 1961, S. 229f.

17 Udo Gaede: Vaterland und Kinderland. Eine Kaisergeburtstagsrede. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Friedrichs-Werderschen Gymnasiums zu Berlin, Ostern 1908, Berlin 1908, S. 3.

18 Erlass vom 9.7.1888, in: Centralblatt für die gesamte preußische Unterrichtsverwaltung, Nr. 196/1888, Berlin 1888, S. 620.

19 Spitzemberg, S. 354.

20 Berliner Tageblatt, 27.1.1909.

21 Ebd.

22 Hinweis: die erhoffte Amnestie blieb aus.

23 Schellack, S. 59-66.

24 Zit. nach Longerich, S. 128.

25 Berliner Illustrirte Zeitung, 27.1.1934.

26 Brockhaus´ Conversations-Lexikon, 14. Bd., Leipzig 1886, S. 636.

27 Ebd., S. 638.

28 Hartmut Lehmann: Friedrich von Bodelschwingh und das Sedanfest, in: Historische Zeitschrift, hg. von Theodor Schieder und Walther Kienast, Band 202, München 1966, S. 547.

29 Ebd., S. 546 und S. 550.

30 Ebd., S. 555f.

31 Zit. nach Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933, Bonn 2006, S. 207.

32 Jörg Koch: Bielefeld vor 100 Jahren, Erfurt 2013, S. 86f.

33 Zur Entstehung und den ersten Feiern des Sedantages s. Schellack, S. 69-107.

34 S. Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler, Petersberg 2005, S. 460-468.

35 S. Winkler, S. 218.

36 Offener Brief Friedrich von Bodelschwinghs, abgedruckt in „Neue Westfälische Volkszeitung“, 20.6.1897, zit. nach Reinhard Vogelsang: Geschichte der Stadt Bielefeld, Band II. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, Bielefeld, 22005, S. 233.

37 „Volkswacht“, 9.8.1895, zit. nach ebd.

38 Zit. nach WZ, 2.9.1905.

39 Ernst Johann (Hg.): Reden des Kaisers. Ansprachen, Predigten und Trinksprüche Wilhelms II., München 21977, S. 66f.

40 Spitzemberg, S. 338.

41 S. Lehmann, S. 567.

42 Theodor Mommsen: Ninive und Sedan, in: Die Nation 17, 1899/1900, 25. August 1900, S. 658f.

43 Vgl. Dieter Düding: Die Kriegervereine im wilhelminischen Reich und ihr Beitrag zur Militarisierung der deutschen Gesellschaft, in: Jost Dülffer/Karl Holl (Hg.): Bereit zum Krieg. Kriegsmentalität im wilhelminischen Deutschland 1890 – 1914, Göttingen 1986, S. 101.

44 WZ, 31.8.1914.

45 Zit. nach Saat und Ernte. Deutsches Lesebuch für die höheren Schulen Hessens, 2. Teil, Frankfurt/M. 1935, S. 188f.

46 Karl May: Winnetou, 3. Bd, Bamberg 1951 (Erstveröffentlichung 1893), S. 435.

47 Brahms beendete den 1. Teil des „Triumphliedes“ nach der Kaiserproklamation Ende Februar 1871, den 2. und 3. Teil komponierte er nach dem Friedensschluss im Sommer 1871; der Erstdruck erschien 1872; s. Max Kalbeck: Johannes Brahms, Bd. II, Neudruck, Tutzing 1976, S. 346ff.

48 Telegramm des Reichsinnenministers an die Landesregierungen vom 27.8.1919, zit. nach Schellack, S. 132.

49 Zit. nach Wulf Wülfing u.a.: Historische Mythologie der Deutschen 1798-1918, München 1991, S. 103.

50 Preußische Allgemeine Zeitung (PAZ), 5.10.2018.

51 Otto Pflanze: Bismarck. Der Reichskanzler, München 1998, S. 653.

52 Völkischer Beobachter (VB), 1.4.1938.

53 Volker Rodekamp: Völkerschlachtdenkmal, Altenburg 2003.

54 Massenhaft verbreitet wurde z. B: Die Befreiung 1813-1814-1815. Urkunden, Berichte, Briefe, hg. von Tim Klein, München 1913.

55 Bismarck-Bund, Mai 1908, S. 63.

Dass Du nicht vergessest der Geschichte

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